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Wahlbeteiligung bei Präsidenten-Stichwahl knapp über 30%

Was sagt die Passivitätät der Wähler aus?

Foto: Ani Petrowa

Der vierte Wahlgang für dieses Jahr verzeichnete eine extrem niedrige Wahlbeteiligung von 30,3%. Rumen Radew, der nach vorläufigen Wahlergebnissen die Präsidenten-Stichwahl gewonnen hat, begründete die geringe Motivation der Wähler mit ihrer Müdigkeit. „Die Menschen sind müde von den Wahlen, von der Pandemie, den Manipulationen und gezielten Skandalen. Vor allem aber hat unser vernichtender Sieg in der ersten Wahlrunde viele Menschen beruhigt."
Die Analysten sehen hinter der geringen Wahlbeteiligung allerdings auch andere Gründe.
„Die Bulgaren haben aufgehört zu glauben, dass wählen zu gehen, einen Sinn hat“, sagte in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk (BNR) Radoslaw Bimbalow. "Die Wahlpassivität, die wir erleben, zeigt, dass die Wähler die Möglichkeit, ihre Ansichten zu den Prozessen an der Staatsspitze zu äußern, verworfen haben. Das ist eine erschreckende Schlussfolgerung, zu der wir als Gesellschaft gelangen müssen."
Bei jeder nachfolgenden Wahl registrieren wir eine immer geringer werdende Wahlaktivität. Eine solche Situation stellt aber die Legitimität der Macht im Land in Frage, sagen die Beobachter. Dafür gebe es vielerlei Gründe – vom Fehlen einer ernsthaften Intrige bei der Stichwahl über die allgemeine Abwertung der Führungspersönlichkeiten bis hin zum fehlenden Vertrauen der Wähler in die Politiker des Landes.
Die Psychologin Michajlina Abraschewa sieht darin ein ernsthaftes Problem, denn wer auch immer an der Spitze des Staates steht, wird nicht das Selbstbewusstsein haben, dass er mit einer starken gesellschaftlichen Unterstützung rechnen kann.
“Es ist eine Art Verantwortung, wenn Millionen hinter einem stehen, eine ganz andere, wenn es nur Tausende sind. Die Verantwortung, die Selbsteinschätzung und die Einschätzung der Anderen – all das wird bei einer geringen Wahlbeteiligung herabgesetzt und entwertet. Wenn ein Staatsmann von niedrigen Positionen aus startet, überschreitet er leicht Grenzen, auch persönliche. Das kann leicht zu einer autoritären Herrschaft und Kontrolllosigkeit führen", behauptet Michajlina Abraschewa und fügt  hinzu, dass nicht die Wahlmüdigkeit, sondern die Überdrüssigkeit der Grund für die schwache Wahlbeteiligung von heute ist.

Redaktion: Elena Karkalanowa
Übersetzung: Georgetta Janewa



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