Die Kukeri sind Teil der bulgarischen rituellen Maskerade-Spiele, die böse Geister abschrecken und vertreiben sollen, damit es im nächsten Jahr eine reiche Ernte gibt. Heute, 1.643 km von Sofia entfernt, versucht eine bulgarische Künstlerfamilie, das Unverständnis und die Unterschiede zwischen der bulgarischen und der westeuropäischen Kultur zu vertreiben und einen Balkan-Touch in das Gesamtbild der zeitgenössischen Kunst zu bringen – in einem kleinen Raum für Kunst und Kultur, den sie symbolisch "Kuker Berlin" genannt hat.
Dilyana Velichkova und ihr Ehemann Valentin beschäftigen sich seit bereits zehn Jahren mit der Organisation von Ausstellungen, Konzerten, literarischen Lesungen und anderen kulturellen Veranstaltungen. Sie begannen ihre Tätigkeit in ihrer Heimatstadt Sofia und setzten sie sie in Berlin fort, wo sie seit 2012 leben. „Sofia ist für mich ein kleines Berlin", sagt Dilyana und gibt zu, dass sie das Wort Nostalgie nicht mag, weil es sie traurig macht. Deshalb haben sie und ihre Familie einen Weg gefunden, ihr kleines Bulgarien im großen Berlin aufzubauen und damit ihre Heimat nicht zu vermissen. Dies ist nämlich das neue Kulturzentrum, das im schwierigen Jahr 2020 seine Türen geöffnet hat.
„Kuker Berlin kam zur Welt – und das ist sehr wichtig zu sagen – als Reaktion auf die Pandemie. Als die ernsthaften Maßnahmen im März letzten Jahres in Kraft traten, musste jede Kulturorganisation wie die unsere ihre Arbeit und ihre weiteren Schritte überdenken. Und wie klügere Menschen als wir gesagt haben, wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. So haben wir die Tür von Kuker Berlin geöffnet“, erzählt Dilyana.
Beide hatten das große Glück, für ihr Vorhaben einen wunderbaren Ort zu finden, der seit fast 30 Jahren als Kulturzentrum funktioniert hatte. Dilyana sagt, dass sie heute den Ehrgeiz haben, es zu einer Heimstätte der bulgarischen Kultur im multikulturellen Berlin zu machen.
„Die ursprüngliche Idee war, kleine Schätze aus Bulgarien und der Balkanhalbinsel zu sammeln – denn wir haben viele Lieblingskünstler aus unseren Nachbarländern, um die Kreativität und die Handwerkskunst des Balkans zeigen zu können, aber auf moderne Weise, in einer modernen Sprache, damit sie Menschen beeindrucken können, die unsere Kultur nicht kennen. Interessanterweise finden sich die charakteristischen Elemente, die wir in der bulgarischen Kultur haben, oft in verschiedenen anderen Kulturen. Wir versuchen, Bedingungen für einen Schnittpunkt verschiedener Kulturen zu schaffen“, fasst Dilyana die Grundidee des Ortes zusammen.
Kuker Berlin funktionierte nur zwei Monate lang normal – im September und Oktober, bevor es aufgrund der Pandemie geschlossen wurde. Aber die Zeit reichte, um den beiden Bulgaren zu beweisen, dass es Sinn macht und die Dinge, die sie zeigen, für das ausländische Publikum interessant sind. Die Eröffnung im September erfolgte mit der Fotoausstellung "Sketches of the Balkans" (Etüden aus dem Balkan) von Ivan Shishiev. Eine kleine statische Reise durch mehrere Balkanländer, die am Mehringdamm 61 noch zu sehen ist. Im romantischen, vom Globalismus versteckten Hinterhof von Kuker Berlin wurden mehrere literarische Lesungen und Kammerkonzerte veranstaltet. „Mein Rat an die Menschen in den europäischen Groß- und Hauptstädten ist: Betritt die versteckten Innen- und Hinterhöfe! Da ist immer etwas zu finden“, scherzt Dilyana.
Es stellt sich heraus, dass dies für die meisten heimischen Besucher von Kuker Berlin nicht das erste, sondern ein weiteres Treffen mit der bulgarischen Kultur und Realität ist.
„Unser Land ist vor allem für seine Natur bekannt, denn viele Deutsche haben die bulgarische Schwarzmeerküste und unsere Berge besucht. Und dann kommt die Herzlichkeit des Bulgaren. Die bulgarische Gemeinschaft in Deutschland ist ziemlich groß und fast jeder Deutsche hat einen bekannten Bulgaren – einen Kollegen oder einen Kommilitonen, also hier kennt man schon die menschliche Seite unserer Kultur“, sagt die junge Bulgarin.
„Die Berliner Szene ist sehr angesehen und gastfreundlich gegenüber dem Neuen und dem Andersartigen“, erzählt Dilyana weiter. „Deshalb ist unsere einzige Bedingung für die von uns präsentierten Künstler die Zweisprachigkeit, insbesondere wenn es um Literatur geht. Denn wir wollen eine kulturelle Brücke bauen und nicht Einschränkungen und Mystik schaffen.“
Und dennoch: Wenn Sie in der deutschen Hauptstadt ein Buch auf Bulgarisch finden möchten, sind Sie bei Kuker Berlin genau richtig. Seit einigen Monaten füllen Valentin und Dilyana ihre Spendenbibliothek mit klassischen und zeitgenössischen Titeln, die mittlerweile über 300 an der Zahl sind. Die Initiative trägt den Namen „Buch für Buch“ und findet jeden Samstag zwischen 12 und 16 vor Kuker Berlin am Mehringdamm 61 statt.
Zusammengestellt: Wessela Krastewa
Übersetzung: Mihail Dimitrov
Fotos: Facebook/Kuker Berlin
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