In den vergangenen Wochen wurden die Touristen an der nördlichen bulgarischen Schwarzmeerküste Zeuge einer ungewöhnlichen Erscheinung: Marienkäfer wohin man auch schaut – eine Invasion, die an die biblische Heuschreckenplage erinnert. Laut Biologen gehöre jedoch der sogenannte Siebenpunkt (ein Marienkäfer mit sieben Punkten - je drei schwarze auf jedem der zwei roten Deckflügel und einer hinter dem Kopf) zu den „guten“ Insekten. Jeder Marienkäfer vernichte pro Tag rund 100 Blattläuse und über 300 Larven von Blattläusen.
„Der Marienkäfer ist der natürliche Feind der Blattläuse, die in diesem Jahr eine Massenvermehrung (Kalamität) aufweisen, d.h. ihre Population hat sich übermäßig vergrößert“, äußerte in einem Interview für den BNR-Regionalsender in Warna Dr. Antoinetta Tontschewa, Leiterin der Gemeindefirma für Desinfektion, Insekten- und Nagtierbekämpfung. „Es gibt dafür komplexe Gründe. Eine Überpopulation kann auch bei anderen Arten zu verschiedenen Zeiten beobachtet werden. Die letzte große Blattlaus-Plage gab es vor etwa 20 bis 25 Jahren. Damals erschienen ebenfalls ganze Schwärme an Marienkäfern, die ihr natürlicher Feind sind und sie schnell vernichten.“
Die Behauptung, dass diese Marienkäfer aus Asien stammen und beißen würden, sei laut Dr. Tontschewa absolut falsch: „Diese Marienkäfer sind einheimisch; hier in Bulgarien sind 7 bis 8 Arten an Marienkäfern beheimatet.“ Was das Beißen anbelange, so könnte ein Marienkäfer höchstens zwicken, wenn er sich bedroht fühlt. Für die Marienkäfer sei der Mensch jedoch uninteressant.
Das massenweise Auftreten der Marienkäfer sei eine natürliche Reaktion des Ökosystems, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Es ist darauf hinzuweisen, dass beim massenweisen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht nur die Schädlinge, sondern auch die nützlichen Insekten vernichtet werden. Daher ist der biologische Kampf die beste Lösung. Es seien sogar Versuche mit dem Siebenpunkt-Marienkäfer unternommen worden, um bei Blattlaus-Plagen die Nutzpflanzen zu retten.
Was die kleinen Fliegen anbelangt, die wie Wespen aussehen (Schwebefliegen), und ebenso die Urlauber erschrecken, seien sie absolut ungefährlich. „Sie sind der natürliche Konkurrent der Marienkäfer. Sie ernähren sich meist von Blütennektar oder dem zuckerhaltigen Honigtau, den Blattläuse ausscheiden. Ihre Larven aber saugen Blattläuse aus (ca. 100 pro Tag!). Sobald jedoch Marienkäfer in Schwärmen auftreten, verschwinden auch die Schwebefliegen, denn die Marienkäfer sind ein Räuber und greifen auch Schwebefliegen an“, erzählt uns Dr. Antoinetta Tontschewa.
Sie rät, die Marienkäfer in Ruhe zu lassen und nicht anzufassen, da sie bei Gefahr eine Flüssigkeit absondern, die für andere Insekten giftig ist. Diese kann bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen.
Das feuchte Wetter der letzten Zeit hat ferner für eine größere Vermehrung von Zecken und Mücken geführt, die einem den Urlaub vergällen können. Die Touristen können jedoch beruhigt sein, denn in den Grünanlagen, Kinderspielplätzen und Parks werde regelmäßig gegen blutsaugende Insekten gesprüht. In den späten Abendstunden, wenn kaum noch Menschen auf den Straßen sind, werden hingegen die Kastanienbäume gegen Motten besprüht.
Nach einem Interview von Daniela Stojnowa, Radio Warna
Redaktion: Darina Grigorowa
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Dobrinka Iwanowa
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