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Olga Borissowa: der bulgarischen Volksmusik gebührt alle Ehre

Eine der goldenen Stimmen der bulgarischen Gesangsfolklore begeht zwei Jubiläen

Foto: Facebook / GlasoveNaTradiziata

Ich danke Gott für diese Geschenke: 60 Jahre auf der Bühne und mein 80. Geburtstag“, sagte erregt die bulgarische Volksliedsängerin Olga Borissowa. „Ich bin glücklich, dass ich ein ganzes Leben lang unsere einzigartigen emotionsgeladenen Volkslieder singen durfte – zuerst im Folklorechor des Bulgarischen Nationalen Rundfunks und danach im Chor „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“. Dem Rundfunkfolklorechor trat ich 1960 zusammen mit anderen Sängerinnen bei. Wir merkten schnell, dass wir zwar gute Stimmen besaßen, es uns jedoch an Fähigkeiten mangelte, die wir uns erst aneignen mussten. Am Radio wurden wir richtige Sängerinnen. Nicht zufällig bezeichne ich den nationalen Rundfunk als ein zweites Zuhause. Über die Hälfte meines bisherigen Lebens habe ich dort verbracht. Ich liebe das Rundfunkhaus und auch die Menschen, die darin arbeiten.

Olga Borissowa wurde in der Region der westbulgarischen Stadt Kjustendil geboren. Sie hat einen langen Weg von dem selbst in Bulgarien so gut wie unbekannten Dorf bis auf die bedeutendsten Weltbühnen Europas, Amerikas, Asiens und Afrikas hinter sich.

Ich wurde 4 Kilometer von Kjustendil entfernt im Dorf Schelentzi geboren. Mein Geburtshaus steht nicht mehr, auch sind nur noch wenig bekannte Menschen dort. Es ist aber wahr, wenn man sagt, dass die heimatliche Scholle wärmt und mit Energie auflädt. Es möge nicht als Eigenlob klingen, aber man mag mich sehr in Kjustendil; dort kennen mich alle.

Aus dem Rundfunkfolklorechor ging „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ hervor, eine Formation, mit der Olga Borissowa die ganze Welt bereiste.

Ich erinnere mich noch lebhaft an eines der Konzerte in New York – im großen Saals des „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“. Alle Karten waren ausverkauft und es gab auch Stehplätze. Am Ende unseres Konzerts waren diese über 5.000 Menschen begeistert. Sie standen alle, riefen, applaudierten und stampften mit den Füßen… Das war das erste Mal, dass mir auf die Bühne die Tränen kamen. Ich fühlte mich überaus stolz, dass ich eine Bulgarin bin.

Im Mysterien-Chor gab es mehrere Sängerinnen, deren Interpretationen als mustergültig angesehen wurden. Das sind Janka Rupkina, Nadeschda Hwojnewa, Kalinka Waltschewa, Pawlina Gortschewa… Ich will nicht alle aufzählen. Das Publikum war über unsere Stimmen und unsere Lieder erstaunt und auch darüber, dass wir ohne Mikrophone und Lautsprecher sangen. Wir füllten förmlich den Saal mit der Kraft unseren Stimmen aus. Die Zuschauer spendeten Beifall und wollten stets weitere Zugaben – sie ließen uns einfach nicht gehen. Der Verdienst für den Erfolg der bulgarischen Musikfolklore in der Welt kommt auch unseren wunderbaren Komponisten zu, die die authentischen Lieder für die Aufführungspraxis bearbeitet und Lieder im Folklorestil geschrieben haben. Genannt seien Philipp Kutew, Kyrill Stefanow, Kosta Kolew und die jüngeren Krassimir Kjurktschijski, Stefan Dragostinow u.a.

Früher war es nicht üblich, dass die Sängerinnen eigene Lieder schufen, doch einige taten es, ich auch. Eines davon ist „Meister Manol“, das ich im Rundfunk aufgenommen habe. Später wurde es von Nikolai Kaufman für den Chor „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ bearbeitet und erschien unter dem Titel „Die eingemauerte Braut“. Nennen will ich auch das Lied „Es ist das Gebirge, Bruder“ – ein Erntelied, mit dem ich den Rundfunkwettbewerb in Bratislava gewann. Es gibt auch andere.

In den letzten Jahren sitzt die Sängerin oft in Jurys verschiedener Festivals und Wettbewerben in Bulgarien.

„Es gibt sehr viele begabte Mädchen und Jungs in Bulgarien. Ich bin immer wieder überrascht. Zusammen mit einigen Sängerinnen des Mysterien-Chors sowie mit Daniel Spassow und Milen Iwanow beschlossen wir, vereinigt in der Stiftung „Stimmen der Tradition“, unsere Erfahrungen an die jüngeren Generationen weiterzugeben.

Ich bin mir erst im Alter bewusst geworden, was für ein Glück ich habe, dass ich ein ganzes Leben lang bulgarische Volkslieder singen konnte. Ich bin dafür dankbar und verneige mich vor der Schöpferkraft unseres Volkes.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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