Die Touristen suchen momentan nach Destinationen, die ihnen sicher erscheinen und für die sichere Prognosen bestehen. Momentan scheinen sie die Preise, zusätzlich angebotene Attraktionen sowie die Qualität der versprochenen Dienstleistungen weniger zu interessieren – alles Dinge, die sie vor der Corona-Pandemie bei der Wahl ihrer Urlaubsdestination hauptsächlich bewegten. Diese Meinung äußerte Iwan Groschew, dessen Reiseunternehmen zu den führendsten auf dem britischen Markt gehört. Der Rückgang der Reisebuchungen auf dem britischen Markt beträgt 80 bis 90 Prozent. Ähnlich sehe es auch auf anderen Tourismusmärkten aus, klagen Branchenvertreter. Anfang Juni ist es in den bulgarischen Urlauberzentren ungewöhnlich still; die Branche sucht nach Auswegen, die Saison zu retten.
Bulgarien verhielt sich lange Zeit passiv und konnte nicht die passenden Botschaften finden, die sie an die reisewilligen Ausländer richten sollte. Es mussten überzeugende Worte gefunden werden, dass Bulgarien eine sichere Destination ist, die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche ergriffen hat und ein Aufenthalt im Land ungefährlich ist, sind sich Groschen und seine Kollegen einig. Außerdem werden die Maßnahmen, die den Tourismus betreffen, meist im letzten Augenblick bekanntgegeben. „Beispielsweise die Anforderungen an ausländische Einreisende ab dem 1. Mai wurden erst am 30. April veröffentlicht. Das hat praktisch auf dem rumänischen Markt die Osterreisen zunichte gemacht, weil kein Rumäne am 30. April bis Mitternacht gewartet hat, um zu entscheiden, ob er am Tag darauf nach Bulgarien reisen wird oder nicht“, empört sich Iwan Groschew und setzt fort:
„Was die Corona-Hotels anbelangt, ist so einiges schief gelaufen. Wenn ein Tourist während seines Urlaubs einen positiven Test abgibt, ist er völlig auf sich allein gestellt. In Griechenland und auf Zypern übernimmt der Staat die Kosten für seinen Aufenthalt in speziellen Corona-Hotels oder Quarantäne-Orten. In Bulgarien heißt es hingegen: „Jeder soll selbst sehen, wie er mit der Situation fertig wird!“ Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, in dem der Staat die Corona-Hotels bzw. die Quarantäne-Orte bestimmen und zusichern muss, dass er die Kosten dafür übernimmt. Meist wird gekontert, dass es ja Versicherungen gibt. Das ist zwar richtig, doch die Versicherung deckt nur die Behandlung und nicht den Aufenthalt ab. Wenn man zusätzlich 14 Tage im Land verbringen muss, sind das schon solide zusätzliche Ausgaben.“
Bulgarien müsse so schnell wie möglich ein Konzept für den gefahrlosen Aufenthalt der Urlauber ausarbeiten, das auf den ausländischen Tourismusmärkten popularisiert werden muss. Nur so könne man den erwarteten Einbruch in diesem Sommer dämpfen, sind sich die Experten einig.
Was kann man noch unternehmen, um die Sommerurlaubs-Saison 2021 retten zu können!
„Die Massenimpfung muss beschleunigt werden, weil sie eines der Kriterien ist, die bei der Bewertung der Sicherheit eines Landes entscheidend sind, d.h., ob das Reiseland als „grüne“, „orangefarbige“ oder „rote Zone“ eingestuft wird und welche Hinweise die Länder ihren Bürgern bei Reisen dorthin erteilen“, betont Iwan Groschew. „Leider wurde den Impfgegnern in Bulgarien kein Riegel vorgeschoben. Wenn die Zahl der Geimpften in einem Land hoch ist, fühlen sich auch die potentiellen Touristen sicherer und sind eher dazu geneigt, es zu besuchen. Auch müssen die Gesundheitsbehörden für die Einhaltung der epidemiologischen Maßnahmen sorgen. Wenn es nämlich zu Massenansammlungen in Restaurants, Diskotheken usw. kommt, ist das für die ausländischen Medien ein gefundenes Fressen.“
Wie sehen die Prognosen für diese Sommersaison aus?
„Momentan lassen sich nur schwer Prognosen machen. Eine zutreffende Prognose für diesen Sommer kann ich ehrlich gesagt erst Ende September aufstellen“, scherzte abschließend Iwan Groschew.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Weneta Nikolowa
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