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Gena Dimitrowa wäre heute 80 Jahre alt geworden

Foto: Archiv

Der 6. Mai wird in Bulgarien als Tag des heiligen Georg und als Ehrentag der Bulgarischen Streitkräfte begangen. Am heutigen Tag vor genau 80 Jahren wurde aber auch die unvergessene bulgarische Operndiva Gena Dimitrowa (alternative Schreibweise: Ghena Dimitrova) geboren, die bis zu ihrem Tod im Jahre 2005 das Publikum auf aller Welt mit ihrer Stimme und ihren Darbietungen erfreute. Gena Dimitrowa galt als ein Musterbeispiel für die Meisterschaft der bulgarischen Gesangsschule und wurde von den Opernliebhabern als eine der besten Verdi-Interpretinnen gefeiert. Sie hat bleibende Erinnerungen bei ihren Schülern, Nachfolgern und Musikfreunden hinterlassen. Die Veranstaltungen, die dem 80. Jahrestag der Geburt der bedeutenden bulgarischen Opernsängerin gewidmet sind, begannen bereits am 30. April mit einer Aufführung des Sofioter Opernhauses, das die Verdi-Oper Macbeth mit Alex Penda und Kyrill Manolow in der Hauptrollen auf die Bühne brachte. Der Maler Plamen Russew, ein Neffe von Gena Dimitrowa, widmete ihr seinerseits seine jüngste Ausstellung unter dem Motto „Drachen-Federn“.

Radio Bulgarien erinnert mit den folgenden Zeilen an die wichtigsten Ereignisse aus dem Werdegang der Opern-Diva.

Gena Dimitrowa wurde am 6. Mai 1941 im Dorf Beglesch bei Plewen in Nordbulgarien geboren. 1967 debütierte sie mit der Partie der Abigaille in Verdis Nabucco auf der Bühne des Sofioter Opernhauses. In einem Interview von 1978, das in unseren Tonarchiv aufbewahrt wird, erzählte Gena Dimitrowa einige Einzelheiten aus ihrem Leben:

In der Rolle der Abigaille

„Meine Opernkarriere begann in Bulgarien, nachdem ich das Konservatorium beendete. Bis ich jedoch die Opernbühne betrat, musste ich einen langen und mühevollen Weg durchlaufen. Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich zum ersten Mal Opernmusik vernommen habe, aber alle Aufnahmen, die ich in den 50er Jahren gehört habe, haben mich immer an meine Stimme denken lassen, die ich besaß. Meine Stimmbegabung entdeckten meine Lehrer am Gymnasium und sie wiesen mir den Weg zur Opernkunst. Ich kann keineswegs behaupten, das ich alles problemlos erreicht habe, denn als ich am Konservatorium (heute Musikakademie „Pantscho Wladigerow“) begann, hatte ich keine nennenswerte Musikausbildung – ich musste bei Null anfangen. Ich war nicht vorbereitet, besaß dafür aber ein sehr gutes Gehör und Musikalität, die mir bis heute in schwierigen Augenblicken helfen. Wegen meiner Stimmbegabung wurde ich in die Vorbereitungsklasse aufgenommen. Zu meiner großen Freude kam ich in die Klasse von Prof. Brambarow, der sich redlich um meine Entwicklung kümmerte, auf den ich aber auch immer gehört habe.“ Der angesehene Musikpädagoge Christo Brambarow meinte, eine Stimme wie die ihrige werde nur einmal in 100 Jahren geboren.

Während Gena Dimitrowa studierte, verdiente sie sich ihren Unterhalt als Küchenhilfe in der Kantine des Konservatoriums. Einige Kommilitonen machten Witze über „das Mädchen vom Dorf“. Eine der Lehrerinnen wies sie jedoch mit den Worten zurecht: „Heute macht ihr euch über sie lustig, weil sie eure Teller wäscht, doch eines Tages werdet ihr ihre Teller abwaschen!“

In dem Interview von 1978 erinnerte sich Gena Dimitrowa an den ersten Preis, denn sie auf einem Wettbewerb gewonnen hatte. Das war 1970 auf dem Internationalen Gesangswettbewerb für junge Opernsänger, der in Sofia ausgetragen wurde. Dieser Erste Preis setzte den Anfang ihre Karriere, denn sie konnte ihre Ausbildung in Italien fortsetzen – an der Opernschule der La Scala in Mailand. Dimitrowa beteiligte sich an Wettbewerben und Operninszenierungen in Italien und trat bereits 1972 in der Rolle der Amelia in der Verdi-Oper „Ein Maskenball“ zusammen mit Plácido Domingo und Piero Cappuccilli auf. Es folgten Auftritte auf bedeutenden Opernbühnen Europas sowie in Argentinien und Brasilien.  1978 war sie dann zum ersten Mal in der Wiener Staatsoper zu hören.

In der Rolle der Turandot

Von 1980 bis 1983 war sie regelmäßiger Gast der Aufführungen in der Arena di Verona. Die Premiere der „Turandot“ an der „La Scala“ am 7. Dezember 1983 gilt als eine der Sternstunden der bulgarischen Opernsängerin. In der Inszenierung von Franco Zeffirelli sang Dimitrowa erneut mit Plácido Domingo. Unvergessen sind auch ihre Interpretationen als Lady Macbeth in Verdis Oper Macbeth und als Amneris in Verdis Aida (ebenfalls an der La Scala). Dimitrowa war in der Rolle der Lady Macbeth auch auf den Salzburger Festspielen (1984/85) zu erleben sowie als Abigaille in Nabucco erneut an der La Scala...

Bis heute erzählt man sich in Opernkreisen interessante Einzelheiten über Zeffirellis Mailänder Inszenierung der Turandot. Die kostspielige und üppige Aufführung fand bei den Kritikern wenig Anklang, kam jedoch beim Publikum sehr gut an und Dimitrowa erhielt stürmischen Beifall. Später inszenierte Zeffirelli diese Oper ein weiteres Mal, jedoch an der Metropolitan Opera und zögerte nicht, erneut die bulgarische Sängerin zu engagieren. Das wurde ihr erster Auftritt an der Met; in den darauffolgenden 10 Jahren wurde sie dann zu jeder Spielzeit für eine der dortigen Operninszenierungen engagiert.

Gena Dimitrowa leitete Meisterklassen in Athen, Rom, Budapest, Sofia und anderen Opernzentren. Gern arbeitete sei mit jungen Talenten zusammen, organisierte für sie Konzerte und an einigen beteiligte sie sich selbst. In Erinnerung an ihr Engagement gegenüber den Nachwuchskünstlern wurde in Plewen ein internationaler Gesangswettbewerb auf ihren Namen gegründet, der in diesem Jahr seine vierte Ausgabe erleben soll.

Gedenktafel am Haus, in dem Gena Dimitrowa in Wien lebte

Gedenktafeln wurden am Haus angebracht, in dem sie in Wien lebte, wie auch an ihrem Geburtshaus im Dorf Beglesch. Sie erinnern an die bemerkenswerte bulgarische Opernsängerin und ihren nicht gerade leichten Weg zu den bedeutendsten Opernbühnen der Welt, aber auch an ihre Liebe und ihren Einsatz zum Erhalt der Opernkunst.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Archiv, operasz.bg und BGNES


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