Am 25. Januar 1935 unterzeichnete Zar Boris ein Dekret, dass den Rundfunk zum Staatseigentum erklärte. Wenige Monate später entstand die Idee, dass Radio Sofia Sendungen in verschiedenen Sprachen ausstrahlt. Am 16. Februar 1936 erklangen die ersten für das Ausland bestimmte Rundfunksendungen in Bulgarisch und das erste Informationsbulletin in Esperanto.
Obwohl die Auslandprogramme schon lange unter dem Namen „Radio Bulgarien“ vereint waren, wurde erst 1992 entschieden, das Jahr der Erstausstrahlung als „Geburtsjahr“ der Auslandssendungen zu feiern.
„Die von Sirak Skitnik, dem ersten Rundfunkintendanten, geleiteten Ingenieure, Techniker und Redakteure sahen es als ihre vorrangige Aufgabe an, die Bulgaren in der Welt zu vereinen und die Ausländer über unsere Heimat zu informieren“, erzählt die Kuratorin des Museums über die Geschichte des Rundfunks in Bulgarien, Antoanetta Radoslawowa - Dojtschewa.
Die technischen Voraussetzungen für die Realisierung des Vorhabens schufen der Ingenieur Minko Topalow und der Techniker Kosta Adamow. Ihnen ist es gelungen, den Funkmast in der Nähe des Bahnhofs Sofia so umzugestalten, dass er auf Kurzwelle senden konnte.
„In einem Interview behauptete der namhafte bulgarische Intellektuelle Peter Uwaliew, dass der Rundfunk damals von einem Menschen mit einer ungeheuren Vorstellungskraft geleitet wurde. Er war es, der auf die Idee kam, dass die für den Palast und den anderen Institutionen übersetzten Nachrichten auch vor dem Mikrofon vorgelesen werden können und so wurde eine Ausschreibung organisiert“, erzählt Antoanetta Radoslawowa.
Zu den ersten Auserwählten für den Rundfunk gehörten der Frankofone George Miltschew, Iwan Dorew, der Sohn einer Deutschen und Peter Uwaliew selbst, der die Sendungen auf Italienisch übernahm. So wurde das erste Team gebildet, dass ab 1937 wöchentlich Sendungen für das Ausland vorbereitete.
Zu Beginn wurden Nachrichten über das kulturelle, wirtschaftliche und öffentliche Leben, über touristische Sehenswürdigkeiten, Geschichte und Sport sowie über die bulgarische Folklore ausgestrahlt. Die Übersetzer und Nachrichtensprecher waren nicht anonym. Ihre Namen wurden im Äther genannt, insbesondere wenn sie Gedichte oder Texte von Volksliedern vorlasen. Der Inhalt der Sendungen war fein säuberlich in Großbuchstaben geschrieben, damit sie ihn leicht vorlesen konnten.
Nach dem Staatsstreich vom 9. September 1944 bekamen die Programme eine andere Ausrichtung. Es wurde vor allem über die Errungenschaften des sozialistischen Aufbaus in allen Lebensbereichen berichtet. Die Auslandspropaganda wurde von der Redaktion „Informationen für das Ausland“ geleitet, die der „Abteilung für Politik und Informationen“ unterstand. Vorbereitet wurde ein Programm, das in 15 Sprachen übersetzt wurde, einschließlich für die sozialistischen Länder. 1949 wurden sogar Sendungen in mazedonischer Sprache ausgestrahlt, um die Lage in Jugoslawien und die „verräterische Tätigkeit der Clique von Tito zu entlarven“.
Neben den Nachrichten hat die Musik in den Auslandssendungen auch eine große Rolle gespielt, zumal sie live dargeboten wurde.
„Die musikalischen Sendungen begannen 1937 mit einem halbstündigen Folklorekonzert unter dem Titel „Die Stunde der im Ausland lebenden Bulgaren“. Die Ehre, dieses Konzert zu eröffnen, kam Iwanka Mitewa zu, die aktiv für das Programm tätig war“, erinnert Antoanetta Radoslawowa und fügt hinzu, dass die Idee dazu sicher von den im Ausland lebenden Landsleuten kam, für die die Folklore eine lebendige Verbindung zu ihren Wurzeln war.
Mit der Zeit änderte sich die musikalische Untermalung und als Antoanetta Radoslawowa 1987 selbst zur musikalischen Redaktion der Auslandssendungen kam, erklangen in den Sendungen verschiedene Musikgenres.
Am 31. Januar 2012 stellte Radio Bulgarien seine Sendungen auf der Kurzwelle ein und wurde vollständig digital.
„Ich bin dennoch glücklich, dass es das Auslandsprogramm noch gibt, da die Politik unseren Landsleuten im Ausland gegenüber und für die Ausländer, die unser Land lieben, fortgesetzt werden muss“, sagte zum Abschluss Antoanetta Radoslawowa.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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