Als Teenagerin gab Nelly dem Schicksal Zeichen und zeigte ihm Wege auf, es erwiderte ihr, indem es ihre Schritte lenkte.
Wie fühlt man sich, wenn die Scheinwerfer plötzlich erlöschen und man jeden Tag ein Stück Freiheit verliert? „Ich überlasse alles meiner Phantasie“, meinte lakonisch die Schauspielerin und Mannequin Nelly Chunchukova. Ihre Laufbahn ist mit starken Emotionen verbunden, die sie auf den Laufstegen der Weltmode und den vielen Drehorten erlebte, wo sie mit Hollywood-Stars die gleiche Luft atmete.
Das Mädchen mit der feurigen Seele und dem kühlen Blick sitzt heute wie alle anderen auch hinter vier Wänden und lässt die Lehren der Zeit über sich ergehen – Geduld, Nachdenken, Liebe und Sorge um die Nächsten.
„Ich bin ein sehr positiv eingestellter Mensch und versuche stets, in den Dingen die positiven Seiten und Möglichkeiten zu entdecken“, meint Nelly Chunchukova. „Gleichzeitig damit habe ich nicht aufgehört, an meinen Projekten zu arbeiten und meine Träume zu verfolgen; wenn auch aus Entfernung tue ich in dieser Lage alles in meinen Kräften stehende. Dieser Tage beendete ich den Schnitt an meinem ersten Kurzfilm und nun werde ich ihn zur Teilnahme an bulgarische und ausländische Festivals verschicken. Außerdem singe ich, tanze und entfalte meine Talente, da in der Schauspielerei jede Fähigkeit von Bedeutung ist. Ich schlage also nicht meine Zeit tot, langweile mich nicht, sondern finde stets eine interessante Beschäftigung.“
Nelly betrat zum ersten Mal einen Drehort als Statistin; bekam jedoch schon bald kleinere Rollen in in- und ausländischen Filmen. Die Zusammenarbeit mit einer international bekannten Modeagentur machte sie zu einem Model, das in Mailand und Paris, Dubai, China und Indien defilierte. Sie vergaß jedoch nicht ihre ersten Schritte vor der Filmkamera und absolvierte in Italien eine Weiterbildung als Filmschauspielerin. Geduldig wartete sie auf ihre große Chance.
Als Teenagerin hatte sich Nelly ein Plakat von Milla Jovovich an die Wand gehängt. Das Schicksal wollte es und Jahre später sollte sie ihr Jugendidol doubeln – in alle Szenen des Films „Hellboy“, in denen die Hauptdarstellerin von hinten zu sehen ist.
„Milla Jovovich und ich haben gemeinsam, dass wir beide stets gut gelaunt und den anderen gegenüber freundschaftlich gesinnt sind“, erinnert sich Nelly. Ein anderes Mal stand sie mit Sylvester Stallone vor der Kamera – in „Rambo – Last Blood“ schlüpfte sie in ein gefangenes mexikanisches Mädchen. Momentan ist sie Feuer und Flamme, wenn es um ihren ersten Kurzfilm geht:
„Ich habe viele Ideen für Filme. Ich wollte aber mit einem Kurzfilm beginnen, weil es die einfachste Art und Weise ist“, erzählt die Schauspielerin. „Zeichne mich“ ist eine Liebesgeschichte, in der die Hauptheldin meine Charakterzüge trägt – sie ist temperamentvoll, ungeduldig und möchte alles sofort haben. Der Hauptheld, gespielt von Martin Taskov, ist ein introvertierter Musiker, der über alles lang und breit nachdenkt und den langsamen Lauf der Dinge liebt. Die Botschaft des Films besteht darin: Man darf das Leben nicht sabotieren, wenn es einem Glück oder Erfolg verheißt. Für gewöhnlich bremsen wir uns selbst - als Angst vor dem Reinfall oder einer vernichtenden Kritik. Die andere Idee meines Films besteht darin, die anderen Menschen verstehen zu lernen und nicht von ihnen zu erwarten, wie wir zu sein.“
Nelly Chunchukova liebt Filme, in denen sie in die Rolle eines „Bad Girl“ schlüpfen muss, wie sie es in den Serienfilmen „Gestohlenes Leben“ und „Pfad der Ehre“ getan hat.
„Für einen Schauspieler sind die Negativhelden eine Herausforderung, denn man muss die Zuschauer auf seine Seite ziehen“, meint Nelly. „Für mich persönlich ist es eine gute Chance, das Böse in mir in einer Rolle zu verwirklichen und nicht im realen Leben. Auf diese Weise verletzte ich mich selbst und die anderen nicht. Die Kunst ist überhaupt in der Lage, Wunder in den Beziehungen zwischen den Menschen zu vollbringen.“
Vielleicht wird Nelly Chunchukova eines Tages Rollen von Königinnen, Göttinnen, Mörderinnen oder Außerirdischen übernehmen. In den heutigen Tagen der Einschränkungen hegt sie jedoch nur einen kleinen Wunsch – im Park spazieren zu gehen und den Frühlingshauch zu spüren...
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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