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Coronavirus macht heimischer Wirtschaft Strich durch die Rechnung

Foto: Pixabay

Der Coronavirus tauchte in Bulgarien zu einer recht komplizierten Zeit auf. Aus Richtung Türkei drängen Tausende Flüchtlinge in Richtung Europa und stauen sich an der bulgarischen Grenze, während im Land die „gewohnte“ Grippe wütet, die eine Reihe restriktiver Maßnahmen abverlangt. Als am Wochenende auch die ersten Coronavirus-Fälle gemeldet wurden, ergriff man weitere Maßnahmen, um die Seuche einzudämmen und Panik unter der Bevölkerung zu vermeiden. Die Lage ist unter Kontrolle und das gewohnte Leben nimmt seinen Lauf – auch wenn hinter Atemschutzmasken. Keiner weiß jedoch, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden.

Und gerade das macht auch den Unternehmern zu schaffen. Daher bereiten sie sich auf Schocksituationen der Märkte im In- und Ausland vor. Die Krise besitzt globalen Charakter und erfasst immer mehr Länder, mit denen Bulgarien zuweilen starke Wirtschafts- und Handelsbeziehungen unterhält. Die heimischen Produzenten hängen stark von diesen Beziehungen ab; die Industrie ihrerseits wirkt sich auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, die Arbeitslosenrate und die Höhe der Einkommen aus. Auf einer Videokonferenz mit Führungspolitikern aus Israel, Ungarn, Rumänien, Italien, Österreich und Zypern hob der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow hervor: „Die Welt muss sich anstrengen und eine Lösung finden, weil die Wirtschafts- und Finanzkrise an die Tür pocht!“ Der eigens gebildete Antikrisenstab versprach solche Maßnahmen, die nicht die Unternehmen schädigen.

Wenn man sich die Länder betrachtet, in denen sich der Coronavirus weiter ausgebreitet hat, wird man erkennen, dass der bulgarischen Wirtschaft noch so manche Prüfungen bevorstehen. Experten sind der Ansicht, dass die am stärksten betroffenen Branchen der Tourismus, das Transportwesen, die Unterhaltungsindustrie und jene Industrien sein werden, die für den Export arbeiten. Mittlerweile wurden schon erste Urlaubbuchungen gestrichen und falls diese Tendenz weiter anhalten sollte, ist die ganze bulgarische Wirtschaft in Gefahr, da die Tourismusbranche rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts generiert. Die Wirtschaft in den bedeutenden EU-Ländern gerät bereits in Stocken. D.h., die bulgarischen Unternehmen werden weniger Aufträge erhalten, was einigen Firmen sogar zum Verhängnis werden kann.

Die Urlaubs- und Unterhaltungsbranche Bulgariens wird zwangsläufig Verluste hinnehmen müssen, da Massenveranstaltungen, seien es in Sport, Musik, Theater, Kino, Kultur etc., abgesagt wurden. Verluste werden auch das Hotel- und Gaststättenwesen erleiden. Jeder, dem seine Gesundheit am Herzen liegt, wird jene Orte meiden, an dem viele Menschen zusammenkommen.

Auch das Transportwesen ist bedroht. Der Handel schrumpft und damit auch die Beförderung von Waren, aber auch von Menschen, die ja nunmehr weniger reisen.

China, in dem die Seuche als erstes zu wüten begann, verzeichnet seit Beginn des Jahres einen Exportrückgang von 17 Prozent. Auch die Börsen in der Welt verzeichnen einen Abwärtstrend, was für ein gesunkenes Interesse der Investoren und einer verlangsamten Wirtschaftsaktivität spricht.

Die bulgarische Wirtschaft ist keine einsame Insel und wird zwangsläufig auch von den Prozessen im Weltmaßstab erfasst. Gleichzeitig damit ist sie jedoch auch anpassungsfähig. Die kleineren Unternehmen, die rund 90 Prozent aller Formen in Bulgarien ausmachen, können sich leichter auf Veränderungen einstellen. Trotzdem wird das für dieses Jahr prognostizierte Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent wohl kaum erreicht werden. Bleibt zu hoffen, dass es nicht sogar unter 3 Prozent fällt.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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