Ihre wunderschönen Augen, die klaren Bergseen gleichen, könnten jeden Laufsteg schmücken. Ihre Wahl ist aber auf die Biathlonpiste gefallen, um sich eines Tages den Traum von einer Olympiamedaille zu erfüllen.
Milena Todorowa hat bei der Biathlon Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaft im schweizerischen Lenzerheide den größten Erfolg für unser Land erzielt, indem sie drei Medaillen in drei verschiedenen Disziplinen gewonnen hat. Die 22-jährige Bulgarin gewann Silber in der Einzeldisziplin und Bronze im Sprint und in der Verfolgung. Diese Woche wird sie ihr Debüt bei den Biathlon-Weltmeisterschaften der Frauen geben, aber ihr großes Saisonziel ist die Goldmedaille in ihrer Altersklasse während der Europameisterschaft.
„Ich hatte nicht erwartet, drei Medaillen bei der Weltmeisterschaft zu gewinnen“, gesteht Milena Todorowa. „Ich war wirklich bereit für die schwere Piste und für die größere Höhe über dem Meeresspiegel, habe aber keine Vermutungen angestellt, in welcher Disziplin ich eine Medaille holen könnte. Ich habe den ganzen Sommer über im Sportzentrum Belmeken im Freien trainiert und war körperlich auf den Wettkampf vorbereitet. Leider hat das Schießen nicht sehr gut geklappt, aber ich habe es trotzdem geschafft, die meisten Fehler mit dem Laufen auszugleichen. Und ich kann behaupten, dass ich die Fortschritte erzielt habe, auf die ich im Laufe langer Jahre hingearbeitet habe.“
Die junge Biathletin hat zufällig zu diesem Sport gefunden. Ein Arzt hatte ihren Eltern empfohlen, ihre Tochter solle Sport treiben. „Wegen gesundheitlichen Beschwerden habe ich damit begonnen, aber ich habe es anfangs nicht sehr ernst genommen. Heute aber könnte ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu tun“, erinnert sich Milena Todorowa. Und die Ziele, die sie sich gesteckt hat, sind nicht minder hoch als die majestätischen Berge, von denen sie täglich auf die Welt schaut.
Die erhabene Berglandschaft und der weite Horizont, die sie täglich umgeben, wirken auf Milena „befreiend“. Aber die vielleicht größte Inspiration kommt von ihrem Freund Wladimir Iliew, der 2019 zum Athleten des Jahres gekürt wurde. Beide stammen aus Trojan, beide haben sich Silbermedaillen bei Biathlon-Weltmeisterschaften erkämpft und beide wollen den Gipfel stürmen.
„Natürlich ist es zusätzlich eine große Inspiration und Motivation, einen solchen Menschen neben sich zu haben“, sagt die Biathletin. „Denn man sieht, wie auch jemand anderes Erfolg erzielen kann, obwohl wir keine große Delegation sind und aus einem kleinen Land kommen. Ich bin der Ansicht, dass eine Freundschaft die Erfolge auf der Piste fördert.“
Milena sieht die Olympiade 2026 in Mailand als die ihre an und glaubt, dass sie dann ihre größte Medaille gewinnen wird. Es ist kein Zufall, dass Ekaterina Dafowska ihr großes Vorbild und Sportberaterin ist. Als unsere bisher einzige Biathlon-Olympiasiegerin in Nagano auf dem Siegerpodest der bulgarischen Hymne lauschte, war Milena noch ein neugeborenes Baby. Und es ist, als ob das Schicksal die Nachfolgerin der legendären Biathletin bestimmt hat.
Irina Nikultschina von der goldenen Generation in unserem Frauen-Biathlon bezeichnet Milena als die größte Hoffnung in ihrem Sport. Auch deshalb, weil sie sich beim Training völlig verausgabt. „Man muss immer 100 oder sogar 110 Prozent von sich selbst einbringen, vor allem wenn man weiß, dass man es für einen bestimmten Zweck tut“, fügt die Athletin hinzu. Und welch bessere Motivation könnte es geben als eine Olympiamedaille mit dem alleredelsten Glanz.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv
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