Die ungewisse Zukunft der Kohlekraftwerke und die vielen ungeklärten Fragen bezüglich des geplanten zweiten Atomkraftwerks in Bulgarien scheinen die Probleme im Zusammenhang mit den erneuerbaren Energiequellen in den Schatten zu stellen. Diese aber werden in Anbetracht der Klimaveränderungen, hervorgerufen durch die menschliche Tätigkeit, immer aktueller.
Die IWF-Geschäftsführerin Kristalina Georgiewa warnte in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk, dass Bulgarien nicht der grünen Politik hinterherhinken dürfe, weil „die kohlenstoffarme Wirtschaft den Investitionen einen neuen Anstoß verleihen und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen wird“.
Die Gefahr einer Verzögerung besteht dennoch, trotz der bisher guten Ergebnisse beim Anteil der erneuerbaren Energien und ihrem Anteil beim Gesamtverbrauch an Strom.
Bulgarien verfügt über 701 Megawatt aus Windenergie, 1043 Megawatt aus Sonne, 3204 MW aus Wasser und 78 MW aus Biomasse.
Laut Eurostat ist Bulgarien eines der 12 EU-Länder, die bezüglich der erneuerbaren Energie ihr Ziel erfüllt haben. Ihr Anteil 2018 betrug 20,5% vom Gesamtstromverbrauch, um 18,7% mehr als 2017 und weit mehr als das für 2020 angepeilte Ziel von 16%.
Der Anteil der erneuerbaren Energiequellen im Bruttoenergieverbrauch gehört zu den wichtigsten Kennziffern der Strategie „Europa 2020“. Das Ziel ist, dass ihr Anteil in der EU bis 2030 mindestens 32% erreicht. Ob dieses Ziel allerdings erreicht werden wird, ist unklar. Das trifft auch für Bulgarien zu.
Bulgarien und Frankreich wollen ihre nationalen Ziele für erneuerbare Energiequellen aus Wind, Sonne und andere Arten aktualisieren und die Anteile im Energieverbrauch bis 2030 auf 27%, 33% und 35% anheben, meldete Euractiv.
Eine Analyse der Internationalen Agentur für erneuerbare Energiequellen über das Potential der EU-Länder zeigt, dass für Bulgarien ein Anteil von 35% am Gesamtenergieverbrauch erreichbar ist. Einen wesentlichen Anteil davon soll die Windenergie einnehmen.
Dieses Ziel wird allerdings von einer Reihe Experten in Frage gestellt in Anbetracht der Abschaffung der Fördermittel für die Kraftwerke, die mit erneuerbaren Energiequellen betrieben werden.
Durch die Änderungen im Gesetz über die Energetik, die das Parlament im vergangenen Jahr verabschiedet hat, müssen nun die kleinen Kraftwerke mit erneuerbarer Energie an die Energiebörse gehen. Produzenten mit einer Kapazität von 1-4 MW werden von den Präferenzpreisen zu Marktpreisen übergehen müssen. Durch Verträge sollen sie mit Prämien kompensiert werden. Das führte zum Unmut dieser Produzenten, die vermuten, dass diese Maßnahmen ihren Gewinn reduzieren werden.
Ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Kennzahlen ist schwer zu erreichen, insbesondere im Energiewesen. Deshalb stellte auch die Europäische Kommission fest, dass die breitangelegte Einführung erneuerbarer Energiequellen im Vergleich zu den verabschiedeten Parametern sich verzögert.
Die erneuerbaren Energiequellen sind in Bulgarien trotz der Erfolge eine Randerscheinung im Vergleich zu den konventionellen Energiequellen wie Kohlebergwerke und das Atomkraftwerk, die in absehbarer Zukunft nicht abgeschafft werden, sondern im Gegenteil. Die Lebensdauer des bestehenden Kernkraftwerks Kosloduj wird verlängert und ein ebenso leistungsfähiges neues soll in Belene gebaut werden.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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