Es wird angenommen, dass die psychologische Grenze von 1 Milliarde Euro, die die Bulgaren 2018 für Weihnachts- und Silvestergeschenke, Essen und Reisen ausgegeben haben, in diesem Jahr überschritten wird und zwar um mindestens 10 Prozent.
In diesem Zusammenhang lassen sich mehrere Schlüsse ziehen. Der erste: Die Bulgaren sind inzwischen so finanzkräftig, dass sie allein für Geschenke für Verwandte und Bekannte ca. 200 Euro zur Seite legen können. 2019 sind die Gehälter in Bulgarien um 10 Prozent gestiegen, so dass sie spendabler sein können. Weitere 200 Euro sollte man einkalkulieren, falls man die Neujahrsfeste nicht zu Hause verbringt, sondern entweder irgendwo im Land oder in die benachbarten Länder Serbien, Nordmazedonien, Griechenland oder Türkei verreisen möchte. Man geht davon aus, dass die Auslandsreisen in diesem Jahr weniger sein werden als im Vorjahr, weil beispielsweise zu Silvester nur der 1. Januar arbeitsfrei sein wird. Laut einer Meinungsumfrage von „Gallup International“ planen über 2,4 Millionen Landsleute (bei einer Bevölkerung von ca. 7 Millionen) eine Reise oder einen Erholungsurlaub hier in der Heimat. Das trifft sowohl für die anstehenden Feiertage als auch für die Wintersaison als Ganzes zu.
Das zweite Fazit lautet: Die Bulgaren wollen den Eindruck schaffen, dass sie großzügig und wohlhabend sind. Obwohl sie EU-Schlusslicht in puncto Kaufkraft sind, wollen sie sich und ihren Angehörigen um die Weihnachts- und Neujahrstage etwas gönnen und nicht knauserig sein. Zumal die persönliche Bilanz der Bulgaren 2019 den Positivtrend der letzten fünf Jahre bestätigt. 33 Prozent oder doppelt so viele Landsleute schätzen das ausgehende Jahr als gut für sie ein, 14 Prozent sind der entgegengesetzten Meinung. Das belegt die jüngste Studie von „Alpha Research“.
Was wollen die Bulgaren in diesem Jahr ihren Liebsten schenken? Überraschungen gibt es diesbezüglich keine. Auf dem Einkaufszettel stehen wieder Christbaumschmuck, Kleidung, Kosmetika, Schuhe und Elektronik. An dieser Stelle sei auch daran erinnert, dass ein Teil dieser Geschenke bereits Ende November am „Black Friday“ oder „Cyber Monday“ eingekauft wurde, als es große Rabatte gab, die viele genutzt haben, um ihre Weihnachtskäufe zu erledigen.
Nach der Geschenkidee kommt der Einkauf – in einem realen oder Onlineshop. Ein Dilemma, das alle Käufern auf der Welt haben. In Bulgarien fällt das nicht so sehr ins Gewicht, denn aktuelle Erhebungen haben gezeigt, dass lediglich 21 Prozent der Bulgaren Onlinekäufe tätigen, während es in Westeuropa 60 Prozent der Bevölkerung tut. Expertenbeobachtungen zufolge lösen die Bulgaren dieses Problem, indem sie sowohl in realen als auch in virtuellen Geschäften einkaufen. Das Zünglein der Waage schlägt aber zunehmend zugunsten der Onlinekäufe aus, denn 2008 waren nur 3 Prozent der Bulgaren Internetkunden.
Auf jeden Fall werden unterm heimischen Christbaum viele Schachteln, Tüten und Weihnachtsstrümpfe mit Geschenken für jedermann liegen. Trotz der besorgniserregenden Prognosen mancher Wirtschaftswissenschaftler, die eine anstehend Wirtschaftskrise an die Wand malen, sind 55 Prozent der Bulgaren zuversichtlich, dass die Konjunktur auch im neuen Jahr gut laufen und es genug Arbeit geben wird und dass die Gehälter weiter steigen. Manch einer wird seinen Sparstrumpf hervorholen oder einen Kredit aufnehmen müssen, doch auch diesbezüglich gibt es eine gute Nachricht: Einer Studie der Bulgarischen Industrie- und Handelskammer zufolge haben 68 Prozent der Firmen ein Weihnachtsgeld in Höhe von 250 bis 500 Euro für jeden ihrer Mitarbeiter vorgesehen. Und der Staat hat den Senioren mit niedrigen Renten bereits einen Weihnachtsbonus von 20 Euro ausgezahlt.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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