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Sofioter Stadtbibliothek kürt Sachari Karabaschliew zum Schriftsteller des Jahres

Die jüngste Leserin Krissi

Der lesende Mensch lebt in einer schillernden bunten Welt – er kann sich mit Hilfe eines Kinderdrachens in die Lüfte schwingen und fliegen oder aber vorwärtsschreiten, ohne sich von den Unebenheiten seines Weges beirren zu lassen. Damit das farbenfrohe Universum ihrer knapp 59.000 Leser nicht verblasst, unterhält die Sofioter Stadtbibliothek einen Bücherbestand aus fast einer Million bulgarischer und ausländischer Titel und investiert in moderne E-Dienstleistungen und digitale Plattformen.

Während einer Zeremonie hat die Sofioter Stadtbibliothek am 17. Dezember den Schriftsteller und Leser des Jahres gekürt. Am häufigsten wurden 2019 die Romane „Durst“, „Hawra“ und „18 Prozent Grau“ von Sachari Karabaschliew ausgeliehen. „Es ist, als wären wir blind für die Schönheit dieser Welt“, sagte der Autor, während er die Auszeichnung entgegennahm und weiter:


Meine jüngste Story hängt mit der Welt der Blinden zusammen. Ich habe mich dabei von der wahren Lebensgeschichte von Spas Karafesow inspirieren lassen (dem Vorsitzenden der Nationalen Blindenbibliothek „Louis Braille). Er zeichnet sich durch einen extrem jugendlichen Geist und sehr sehenden Verstand aus und zählt zu den aufgewecktesten Menschen, die ich kenne. Er hat mit 18 Jahren das Augenlicht verloren, doch dieser Umstand konnte seinem Geist, seinem Verstand, seinem Wissensdurst und seiner Weltzugewandtheit nichts anhaben. Wehe jenen, deren Geist und deren Herzen blind sind! Denn es gibt eine viel härtere Strafe als Augenblindheit und zwar seelische Armut, blinde Ignoranz. Sie sorgen für soziale Ungleichheit in der Welt und bringen Bolschewismus, Totalitarismus, Faschismus, Nazismus und Ähnliches hervor. Wir leben in einer Gesellschaft, die unter einem extrem starken Mangel an Empathie leidet. Es geht nicht nur darum zu sehen, sondern die Dinge wirklich zu erblicken und sich ihrer bewusst zu werden.

Die Geschichtenerzählerin mit poetischer Seele Zdravka Evtimova hat für ihre „Juli-Geschichten“ den Preis „Meistgelesenes bulgarisches Buch der Gegenwart“ erhalten. Sie ist die Autorin von vier Romanen. Viele Erzählungen von Zdravka Evtimova wurden in etlichen Ländern übersetzt. Eine dieser Erzählungen - „Maulwurfsblut“ - wird in den USA im Literaturunterricht behandelt.


Der kürzeste Abstand zwischen Menschenherzen ist die Literatur. Wir, Leser und Autoren, schreiben zusammen, denn kann man unmöglich schreiben, ohne das Schicksal, die Liebe und den Schmerz seiner Mitmenschen zu lesen. Es gibt auf dieser Welt nur zwei schöne Arten von Schmerz. Der erste entsteht während der Geburt und endet mit einem gesunden, glücklichen, schreienden kleinen Bündel Leben und Hoffnung. Und der zweite schöne Schmerz ist das Schreiben – es ist Glück, Fesseln und Freiheit zugleich. Ich würde mir wünschen, dass mich dieser Schmerz nie verlässt“, sagte Zdravka Evtimova.

Christo Christo, der die Archive aus der jüngsten bulgarischen Vergangenheit eingehend studiert hat, hat die meisten Leser angesprochen, die wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Lektüre mögen:


Ich bin jenen Lesern besonders dankbar, die zu den Büchern gegriffen haben, welche die totalitäre kommunistische Vergangenheit und ihre Verbrechen beleuchten“, sagte Christo Christow. „Dieses Thema wird mit Sicherheit wiederentdeckt werden, zumal man ihm in den Geschichtslehrbüchern für die 10. Klasse zum ersten Mal einen eigenen Abschnitt mit neuen Begriffen und Kenntnissen gewidmet hat. Ich möchte auch Prof. Willi Lilkow danken, mit dem ich mir die Auszeichnung teilen sollte, weil unser letztes Buch „Das zugrunde gerichtete Bulgarien“ ebenfalls in diesem Ranking figuriert.“

Als die spannendsten Helden für die Kinder haben sich die sagenumwobenen Mots von Radostina Nikolowa entpuppt:


Als ich in einer regionalen Bibliothek zu Gast war, ist mir eines der ersten Bücher aus der Reihe „Die Abenteuer der Mots“ in die Hände gekommen“, erzählt die Autorin. „Das war ein überaus zerfledertes, zugleich aber auch glückliches Buch. Ich habe mir damals vorgestellt, was für einen langen Weg es zurückgelegt hat, durch wie viele Kinderzimmer es gewandert ist wie viele Geschichten und lächelnde Gesichter es geteilt hat. Ohne die Bibliotheken hätte das niemals passieren können. Aus diesem Grund möchte ich alle aufrufen, all die kleinen Bibliotheken in den Schulen und Volkskulturhäusern zu unterstützen, wo die Bücher beheimatet sind und die sehr stark unsere Hilfe benötigen.“

Die jüngste Leserin der Sofioter Stadtbibliothek, Krissi, hat ebenfalls eine Auszeichnung erhalten. Das Mädchen ist viereinhalb Jahre alt und eine von den 28.000 Lesern, die sich in den letzten fünf Jahren einen Leserausweis haben ausstellen lassen.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES


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