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Die Bulgaren in Kroatien: Sie sind nicht erst seit gestern dort

Diana Glasnowa
Foto: BTA

Die spaßige Äußerung, dass man überall auf einen Bulgaren treffen wird, egal wohin man in der Welt auch gehen mag, trifft auch für Kroatien hundertprozentig zu. Das Land ist das bislang letzte, 28. EU-Mitglied (es wurde am 1. Juli 2013 in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen). Das, was uns mit Kroatien verbindet, sind nicht nur unser gemeinsames Dasein in der EU und seine Attraktivität als beliebtes Reiseland, sondern auch die dort offiziell anerkannte und sehr geachtete bulgarische Minderheit.

1998 wurde in Zagreb die nationale Organisation der Bulgaren in Kroatien gegründet. Vier Jahre später (2002) wurden unsere Landsleute dort offiziell als nationale Minderheit anerkannt. Und seit 2003 ist eine spezielle Subvention für sie im kroatischen Staatshaushalt vorgesehen. Der Stadtverwaltung von Zagreb stellt unseren Landsleuten auch Räumlichkeiten in der „Fürst-Mislav-Straße“ Nr. 13 zur Verfügung, damit sie ihre nationale Identität, Sprache und Kultur erhalten und pflegen können. In Zagreb wird auch die bilinguale Zeitschrift „Rodna Retsch“ (Muttersprache) herausgebracht, die vom kroatischen Kulturministerium finanziell unterstützt wird. Chefredakteur der Zeitschrift ist die Schriftstellerin und Journalistin Diana Glasnowa. Sie wurde 1954 in Sofia geboren, hat an der Bulgarischen Nachrichtenagentur BTA und der Tageszeitung „Demokrazia“ gearbeitet und ist 1996 nach Zagreb umgezogen.

Die bilinguale Zeitschrift „Rodna Retsch“ / Foto: bugari-u-hrvatskoj.com

Die bulgarische Gemeinschaft in Zagreb ist eine alte Gemeinschaft“, erklärt Diana Glasnowa in einem Interview für Radio Bulgarien. „Es gibt junge Menschen, die nach Kroatien kommen, um hier zu arbeiten, aber sie bleiben nicht lange hier. Es sind oft Vertreter verschiedener Institutionen, beispielsweise der Weltbank, des Europäischen Parlaments usw. und sie bleiben so lange in Zagreb, bis ihre Amtszeit zu Ende ist. Die Hauptdiaspora hier sind Nachfahren der bulgarischen Gärtner und der Musikerfamilien, die in den 1970er Jahren nach den populären Musikabenden in Dubrovnik beschlossen haben, nicht mehr nach Bulgarien zurückzukehren. Einige sind Scheinehen eingegangen, andere haben langjährige Verträge mit Theatern und anderen Kulturinstituten in Kroatien geschlossen. Von den älteren Immigranten sind nur noch wenige übrig und die jungen Leute, die hier eintreffen, interessieren sich kaum für die Gemeinschaft. Sie sind hauptsächlich darauf fixiert, zu arbeiten und Geld zu machen. Die Jugendlichen arbeiten ja heutzutage 12 bis 16 Stunden und sind danach viel zu erschöpft und müde, um eine bulgarische Ausstellung oder ein ähnliches Event zu besuchen. Aus diesem Grund bringen wir die Zeitschrift „Rodna Retsch“ heraus.

Bulgaren sind in mehreren Wellen und zu unterschiedlicher Zeit in Kroatien sesshaft geworden. Es gibt Zeugnisse über bulgarische Ortschaften im Mittelalter. Nach dem Tschpiprowzi-Aufstand (1688) haben sich in Slawonien (im Osten Kroatiens) Bulgaren angesiedelt, die katholischen Glaubens waren. Die Familie Pejačević bekam eine Landschenkung im Raum Osijek und dem bulgarischen Freiheitskämpfer Georgi Pejačević wurde später auch der Barontitel verliehen. Mitte des 19. Jahrhunderts haben viele Bulgaren an der Universität in Zagreb studiert und Stipendien bekommen. Diese hatten sie der Unterstützung von Bischof Josip Strossmayer zu verdanken, der ein großer Freund Bulgariens war. Die zweite große Emigrantenwelle kam Anfang des 20. Jahrhunderts nach Zagreb. Das waren bulgarische Gärtner, die sich mit bislang auf dem Markt in Zagreb unbekannten Gemüsesorten einen Namen machten. Sie haben die Einwohner von Zagreb derart beeindruckt, dass diese im Laufe langer Jahre jeden Gemüseproduzenten als Bulgaren bezeichneten.

In den letzten Jahren steigt die Zahl der Bulgaren in Kroatien an. Jugendliche aus Bulgarien begeben sich nach Kroatien, um dort zu studieren und zu arbeiten. Die zweisprachige Zeitschrift „Rodna Retsch“ verfolgt aber auch folgenden Zweck:

Wir wollen auch den Kroaten Bulgarien näherbringen. Wie sollen sie sonst die bulgarische Minderheit achten, wenn sie sie nicht kennen. Aus diesem Grund erscheinen unsere Artikel auf Bulgarisch und auf Kroatisch und das ist etwas Einmaliges, das uns von allen anderen abhebt. Keine andere Minderheit in Kroatien hat eine eigene Zeitschrift, die auf zwei Sprachen zugleich erscheint. Grund dafür sind die zusätzlichen Kosten für die Übersetzung. Wir haben aber beschlossen, es derart zu handhaben. Nun wird unsere Zeitschrift praktisch auch vom kroatischen Präsidenten und den Ministern in der kroatischen Regierung gelesen. Zudem wird sie seit vier Jahren auch von der Library of Congress (Kongressbibliothek) in Washington gekauft. Diese Zeitschrift wird gänzlich vom kroatischen Staat finanziert. Und das trifft für alle nationalen Minderheiten im Land zu, wofür wir sehr dankbar sind“, sagte abschließend Diana Glasnowa.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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