„Narziss und Echo“ ist ein moderner Blick auf den antiken Mythos über den in sich selbst verliebten Jüngling und die Nymphe, die von ihrer eigenen Stimme betört war.Das Spektakel wurde von Künstlern geschaffen, die sich längst einen Namen gemacht haben – Nedko Solakow (Maler), Georgi Gospodinow (Schriftsteller), Krassimira Stojanowa (Opernsängerin), Galina Borissowa (Choreografie) und Javor Gardev (Regisseur). Die Teilnehmer sind Rezipienten des nationalen Stipendiums „Mit Fleiß zu den Sternen“. Zu ihnen gehören junge Schauspieler, der Regisseur Ovanes Torisjan und Sebastian Zolow, der den Part für die Schlaginstrumente geschaffen hat.
Hauptantriebskraft für das gesamte Projekt vom Casting bis hin zu Bühne ist die Operndiva Ina Kantschewa und ihre Stiftung „Kulturelle Perspektiven“.
„Ich hatte das große Glück, meine internationale Kariere zu beginnen als ich erst 20 war. Mich haben viele Menschen positiv geprägt“, sagt Ina Kantscheva. „Als ich erfuhr, dass ich ein Kind erwarte, habe ich beschlossen, zusammen mit meiner Familie und Freunden eine Stiftung zu gründen, um unabhängige Projekte realisieren zu können. Bis 2018 haben wir sie mit Hilfe privater Förderer verwirklicht. Danach stellte sich der Sofioter Stadtrat hinter unserem Projekt „Mit Fleiß zu den Sternen“. Hinzu kam auch der Stadtrat von Plowdiw“, erzählt Ina Kantschewa, die die Projekte als Produzentin vorantreibt und parallel dazu ihre Kariere als Sängerin weiterentwickelt.
„Das Spezifische des Stipendiums „Mit Fleiß zu den Sternen“ ist, dass es Mentoren gibt, die Rang und Namen haben und momentan am Höhepunkt ihrer Kariere sind. Sie geben den jungen Kollegen die Zuversicht, dass sie bemerkt, geschätzt und in ihrer Arbeit unterstützt werden“, betontIna Kantschewa und präzisiert, dass das Stück „Narziss und Echo“ Ovids Metamorphosen angelehnt ist.
„Wir haben die Einsamkeit, die Eitelkeit und die Entfremdung aus einer neuen Perspektive betrachtet. Alle Empfänger unseres Stipendiums wirken am Spektakel auch als Autoren mit. Vielleicht werden einige von ihnen auch künftig zusammenarbeiten. Mir persönlich imponieren solche „dynamischen Koalitionen“. Es kommt zu einem tieferen Kennenlernen des Schaffens der anderen und daraus kann Energie und Kreativität entstehen“, sagt Ina Kantschewa und erklärt zu „Narziss und Echo“, dass das erste Bühnenbild, das das Display eines Smartphones zeigt, nicht zufällig gewählt wurde und eine Schlüsselbedeutung im Stück hat.
„Wir sind täglich Zeugen wie die Menschen ständig versuchen, den anderen zu gefallen. Es wird zum Selbstzweck. Wir aber wollen Inhalt schaffen. Dafür wollen wir geschätzt werden und ich hoffe, dass es vom Publikum verstanden wird.“
Die Geschichte von Narziss und Echo wirft unvermeidlich das Problem der wahren Werte und der Fähigkeit auf, sie von allem Anderen zu unterscheiden, sowie die zerstörerische Kraft des Egos, aber auch die kreative Haltung des Schöpfers gegenüber dem Ego. Wie gehen junge Künstler, ihre Mentoren und Ina Kancheva selbst mit diesen ewigen Fragen um?
„Selbstironie ist wichtig. Wir sollten uns nicht allzu ernst nehmen. Es ist aber auch wichtig zu vermerken, dass der Artist immer ein Oppositionär ist. Er muss die Aufmerksamkeit auf den Fehler lenken oder darauf, das mit Absicht verklärt ist. Es ist gut, wenn das Thema der Schönheit und Virtuosität auf eine leichte, spielerische Weise dargestellt wird. So wird der Artist zum Suchenden, sein Ego ist nur das Triebwerk, eine Position, die uns ermöglicht „im Spiel“ zu sein und den „Winden“ zu widerstehen. Wir wollten ein synkretisches Projekt schaffen, eine Oper. Es ist bekannt, dass Oper auf Italienisch die Bedeiutung „Werk“, „Kunstwerk“, „Arbeit“ hat. Darin ist die Idee enthalten, das alle Künste die Oper ausmachen.“
Die Aufführungen von „Narziss und Echo“ finden am 1. November im Dramatischen Theater in Plowdiw statt (als Teil des Programms von „Plowdiw – Europäische Kulturhauptstadt 2019“), und am 4. und 7. November im Theater „Asarjan“ im Sofioter Kulturpalast.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: „Narziss und Echo“, BGNES-Archiv
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