„Die Welt braucht Volksaufklärer und ich decke den entsprechenden Bedarf, den die ganze Menschheit verspürt und nicht einzig das bulgarische Volk“, sagt der Lehrer Theodossij Theodossiew, der vielen aufgeweckten Geistern Flügel verliehen hat. Am heutigen Tag der Volksaufklärer, an dem die Bulgaren ihrer geistigen Lehrer gedenken, deckt Theodossiew die Geschwüre im heimischen Bildungswesen auf, malt ein apokalyptisches Zukunftsbild für die Milliarden ungebildeten Menschen auf der Erde und teilt seine optimistische Vision für einen würdigen Platz in der sich schnell neuordnenden Welt mit.
„Die bulgarischen Schüler gelangen immer häufiger in negative Wertungen, weil ihnen zwei Dinge fehlen: eiserne Disziplin in der Schule und Stimuli für eine ehrliche Bewertung ihrer Arbeit“, ist Theodossij Theodossiew überzeugt. Ähnlich der Firmenpleiten sei es höchste Zeit, dass auch Schulen und Universitäten pleitegehen, fügt er hinzu und ordnet die Vergabe von Diplomen in den Bereich „Schattenwirtschaft“ ein. Der Physiklehrer ist fest davon überzeugt, dass bei einer externen Bewertung, durchgeführt von Deutschen oder Schweizern, 90 Prozent der Abiturienten keinen Gymnasialabschluss schaffen würden. Die Welt entwickle sich jedoch so schnell, dass es für Sitzenbleiber keinen Platz gibt. Schon bald werde es Milliarden an Menschen geben, die auf dem Arbeitsmarkt überflüssig sind; man würde die Weltkarte drastisch neu zeichnen und ganze Völker würden verschwinden, prognostiziert Theodossij Theodossiew.
Welches Schicksal wird diese Armee an Arbeitslosen haben? Wer soll die Lehrer für die Schüler der Zukunft vorbereiten?
„Diese Armee an Arbeitslosen wird der Dung der Menschheit sein und von Zeit zu Zeit werden daraus begabte Kinder hervorgehen“, antwortet der Lehrer. „Die Gesellschaft wird sich dieser Kinder annehmen und wird versuchen, etwas aus ihnen zu machen. Der Rest wird lediglich ein Minimum an Wissen erhalten, um sich eines Scheinkonsums und einer Pseudounterhaltung hingeben zu können. Diese Menschen werden den Hintergrund bilden, vor dem sich jene abheben werden, die qualitativ am besten arbeiten und unvergleichlich mehr für die Gesellschaft leisten.“
Momentan setzt Theodossij Theodossiew ein „Expeditionscorps“ zusammen, in dem er die Lehrer für die neuen Herausforderungen vorbereiten wird.
„Ich unterscheide mich erstens von den Gros meiner Kollegen, dass sie in den meisten Fällen bei einem Soll von 20 Stunden in der 20. Stunde die Kreide aus der Hand legen und die Arbeit einstellen. Bei mir gibt es so etwas nicht – es wird bis zum Schluss gearbeitet. Das Zweite ist, dass ich die Kinder in „Kampfbereitschaft“ versetze und sie in einer schöpferischen Atmosphäre arbeiten lasse. Außer, dass ich ihnen Theorie auf Hochschulniveau unterrichte, gebe ich ihnen Aufgaben, die nirgendwo anders auf der Welt erteilt wurden, so dass sie die Lösung nicht im Internet abschreiben können. Und Drittens bringe ich den Kindern bei, längere Zeit intensiv zu arbeiten. In unseren Schullagern arbeiten wir jeden Tag von 8.00 Uhr bis 24.00 Uhr. So lernen die Schüler längere Zeit geistig tätig zu sein.“
Theodossij Theodossiew hat bereits etliche Sieger von Weltolympiaden in Physik herangebildet und die meisten seiner Schüler haben ihre Ausbildung an Eliteuniversitäten fortgesetzt und bei Wissenschaftlern gelernt, die eines Nobel-Preises würdig sind. Unter ihnen sind Tenio Popmintschew – Spitzenfachmann auf dem Gebiet der Laser- und Röntgentechnik, ferner Petko Dinew, dessen Fernsehkameras auf amerikanischen Raumschiffen und Atom-U-Booten installiert werden, und der Harvard-Doktor in Computerwissenschaften Swilen Kanew, der den diesjährigen John-Atanasoff-Preis erhalten hat.
„Die Jugend muss erst ins Ausland, um dort der großen Konkurrenz zu begegnen, um ihre Angst vor dem Wettbewerb zu verlieren, etwas Größeres als ihre Konkurrenten zu leisten und dann erst für die ganze Welt und speziell für Bulgarien zu arbeiten“, ist Theodossij Theodossiew überzeugt. „Solche Menschen lieben ihr Land. Sie müssen aber zuerst sehr viel erhalten, um dann ihrerseits sehr viel geben zu können“
Der griechische Gelehrte Aristoteles erbte von seinem Vater ein ansehnliches Vermögen, dass er dazu verwendete, die damals bekannte Welt zu bereisen und Wissen zu sammeln. Erst dann, in seine Heimat zurückgekehrt, schrieb er seine bedeutendsten Schriften. Theodossij Theodossiew hofft, dass auch seine Schüler so vorgehen werden. „Ich hoffe, dass wir den Kindern beibringen, mit eigenen Flügeln zu fliegen, sie dann eine schöne Weltreise unternehmen und danach nach Hause zurückkehren“, fügt der charismatische Physiklehrer hinzu.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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