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Der bulgarische Kurzfilm „Tagesaufgaben“ geht ins Oscar-Rennen

Foto: Compote Collective

Ein bulgarischer Streifen geht in diesem Jahr in das Rennen um die Oscars – in der Kategorie für den besten Kurz-Zeichentrickfilm. Die 5-minütige Animation „Tagesaufgaben“ der Regisseurin Petja Slatewa wurde zum ersten Mal während der 16. Ausgabe des internationalen Kurzfilm-Festivals „In the Palace“ in der bulgarischen Schwarzmeermetropole Warna vorgestellt.

Petja Slatewa und Wessela DantschewaDamit ein Streifen für den Filmpreis der US-amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences qualifiziert wird, gibt es zwei Möglichkeiten – entweder einen kommerziellen Filmvertrieb in den USA oder einen Preis aus einem renommierten Festival“, erzählt die Filmproduzentin Wessela Dantschewa. „Das internationale Forum „In the Palace“ verfügt seit einigen Jahren über die erforderliche Qualifikation, was sich für einen bulgarischen Film, der mit bulgarischer Finanzierung und von einem bulgarischen Autor gedreht wurde, als eine große Chance erwies.

Der Film „Tagesaufgaben“ ist Teil des Projekts „Strich und Vers“, in dem Regisseure verschiedene Gedichte auswählen und diese in kurzen Animationsfilmen wiedergeben. Der Anfang des Projekts war so erfolgreich, dass man beschloss, es mit brandneuen Autoren und Werken fortzusetzen. Eines von ihnen ist der Film „Tagesaufgaben“ der Regisseurin Petja Slatewa, der nach Versen von Stefan Iwanow gedreht wurde.

Das Sujet ist rund um die kleinen täglichen Aufgaben der Hauptheldin aufgebaut, in denen sie eine Flucht vor der Einsamkeit findet. Als Inspiration für die Regisseurin dienen "der schnelle Rhythmus, die Handlungen, die zu absoluter Statik führen, das unauffällige Gefühl der Traurigkeit und Sinnlosigkeit im Gedicht".

Das Making des klassischen Zeichentrickfilms nimmt insgesamt mehr als ein Jahr in Anspruch. Dabei wurden die Helden des Gedichts im Film als Tiere dargestellt und das ist laut Petja Slatewa nicht zufällig:

Das geschah ganz natürlich, weil ich es für nicht so interessant finde, nur Menschen zu zeichnen“, sagt die Regisseurin. „Wenn man eine Menschenfigur zeichnet, setzt er sie rein visuell in einen bestimmten Rahmen. Ich wollte aber, dass das Alter der Hauptheldin in einer breiten Spanne bleibt, da das Gedicht selbst nicht erklärt, was es ist. Und überhaupt haben wir den Text nicht als festes Skript sondern als Grundlage für den weiteren Aufbau des Skripts verwendet.“

Auf der Suche nach dem richtigen Rhythmus haben wir einige Szenen chronologisch vertauscht“, fügt die Filmproduzentin Wessela Dantschewa hinzu. „Im Gedicht steht z.B. der Moment mit den Zahnbürsten, die eine nach der anderen verschwinden, am Anfang, während Petjas Film mit dem Zähneputzen beginnt, wobei wir sehen, dass die Zahnbürste nur eine ist. Diese Szene zeigt, wie einsam die Hauptheldin ist und dass die Gäste, die sie bedient, in Wirklichkeit eine Widerspiegelung ihres Wunsches nach einem Leben voller Kinder und geliebter Menschen sind.

Obwohl das Hauptthema in „Tagesaufgaben“ die Einsamkeit ist, bleibt das helle Lachen der Hauptheldin, die von der Schauspielerin Emilia Klein in bulgarischer und englischer Sprache vertont wurde, auch nach dem Ende des Films in unseren Köpfen klingen. Und ob sie sich über die Einsamkeit lustig macht oder sich selbst ironisiert, ist eine Frage der persönlichen Interpretation, die sich die Zuschauer bald selbst bilden werden können, denn Petja Slatewa und Wessela Dantschewa planen, den Film auf allen Festivals des bulgarischen Animationskinos zu zeigen.


Übersetzung und Redaktion: Mihail Dimitrov

Fotos: Compote Collective



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