„Wer bulgarisches Obst und Gemüse will, muss es auch kaufen“, appelliert das hiesige Ministerium für Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie. Die bulgarischen Obst- und Gemüsebauern befinden sich in einer schweren Marktlage. Laut den örtlichen Bauernverbänden stammen 80 Prozent des auf den heimischen Märkten angebotenen Obstes und Gemüses aus dem Import aus der EU und den Nachbarländern.
Der für dieses Ressort am Ministerium für Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie zuständige stellvertretende Minister, Tschawdar Marinow, fasste für Radio Bulgarien die Probleme in drei Punkten zusammen: Die bulgarischen Produzenten benötigen erstens Märkte, zweitens eine adäquate Unterstützung und drittens einen zuverlässigen Schutz gegen die illoyale Konkurrenz.
„Sehr wichtig ist auch die Rolle der Handelsketten. Wir haben bereits zwei Treffen mit allen großen Handelsketten in Bulgarien durchgeführt und an sie appelliert, die bulgarischen Produzenten zu unterstützen“, sagt Vizeminister Marinow, der seinerseits die Verbraucher auffordert, der heimischen Produktion den Vorzug zu geben, wie es auch in einer Reihe anderer EU-Länder bereits der Fall sei. „Unsere Sorten sind für ihre traditionellen Geschmackseigenschaften bekannt und müssten bevorzugt werden, weil sie von besserer Qualität sind. Es ist an der Zeit, dass wir selbst unsere Hersteller verteidigen.“
Auf die Frage, ob die Landwirtschaftszuschüsse, die sie erhalten auch ausreichen um konkurrenzfähig zu sein, meinte Marinow lakonisch, dass „die Mittel nie ausreichen“.
„Es gibt eine gewisse Diskriminierung in Hinblick auf den Erhalt von Zuschüssen, was die alten und neuen EU-Mitgliedsländer betrifft“, gibt Vizeminister Marinow zu. „Bulgarien und die anderen neuen EU-Mitgliedsländer bestehen auf eine schrittweise Angleichung der Zuschüsse. Doch nicht alles ist den Landwirtschaftszuschüssen zuzuschreiben. Die Branchenorganisationen bestehen auf eine Rückzahlung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Diese Initiative wird vom Ministerium für Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie und dem Finanzministerium unterstützt. Ein solcher Mechanismus funktioniert bereits seit Jahren beim Getreideanbau. Das Steueramt schätzt das als positiv ein, weil es für eine Erhöhung der eingetriebenen Steuern geführt hat und die Hersteller nicht mehr in der Schattenwirtschaft leben und nunmehr ihre Umsätze nicht verbergen. Sichtlich gibt es aber Händler, die illegal Obst- und Gemüse einführen und Dumping betreiben. Wir haben die Initiative zur Schaffung einer Datenbasis für die registrierten Händler gestartet. Alles muss streng kontrolliert werden, damit wir wissen, was wir verbrauchen, aus welchen Ländern es kommt und ob die Steuern, einschließlich der Mehrwertsteuer entrichtet worden sind.“
Wann können die europäischen Zuschüsse neu verhandelt werden, die noch vor dem EU-Beitritt Bulgariens festgelegt worden sind?
„Momentan läuft eine Debatte über die kommende Planperiode“, präzisiert Tschawdar Marinow. „Ich möchte alle Landwirte und Branchenorganisationen auffordern, sich aktiv an der Vorbereitung dieser Dokumente zu beteiligen, auf deren Grundlage die Ausrichtungen der Unterstützung bestimmt werden sollen. Jede Branche kann ihre argumentierte Haltung (ausgedrückt in Zahlen) vorbringen, damit die Programmdokumente für die nächste 5-Jahres-Periode erstellt werden können. Ich möchte versichern, dass Bulgarien entschieden für die Beibehaltung, ja sogar Erhöhung der Landwirtschaftszuschüsse ist. Bei der Obst- und Gemüseproduktion beträgt die gekoppelte Unterstützung rund 40 Millionen Euro. Kein anderes EU-Land stellt auf diese Weise so hohe Mittel zur Verfügung. Ich will jedoch auf ihre Frage zurückkommen, ob diese Zuschüsse ausreichen und will es noch einmal sagen, dass sie nie ausreichen werden, solange kein EU-weiter Ausgleich der Zuschüsse erzielt worden ist. Der europäische Markt ist nicht allzu groß. Unsere Produzenten treten in Wettbewerb mit denen der anderen EU-Länder, deren Produktion nicht nur wegen der höheren Zuschüsse konkurrenzfähiger ist, sondern auch wegen des aufgebauten Produktionspotentials. Der Selbstwert ihrer Produkte ist niedriger, als der der bulgarischen. Daher fordere ich die Landwirte auf, sich an den Maßnahmen der Programme zur Entwicklung der Landregionen zu beteiligen, damit sie Technik anschaffen und Innovationen einführen können, und schließlich konkurrenzfähig ihren EU-Kollegen entgegentreten können“, meinte abschließend der Vizeministerium für Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie Tschawdar Marinow.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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