Zusammen auf der Bühne, zusammen auch im Leben: Ein junger Schauspieler, der sich Kopf über in eine unterhaltende und gleichzeitig absurde Rolle stürzt, und eine Puppe, die mit dem einen Bein im alten Regime lebt und mit den anderen selbstsicher in der Rücksichtslosigkeit des heutigen Tages schreitet, sich jedoch weigert, wenn auch nur mit einem Auge einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Dimitar Iwanow ist ein Bauchredner, der die Technik perfekt beherrscht – während seine Puppe „spricht“, hält er den Mund geschlossen und sein Gesicht verrät keine Regung. Die Puppe selbst hat er Gevatter Tanjo genannt; „er“ predigt Moral, nörgelt und stellt gern Diagnosen auf. Beide sind im Grunde genommen Antagonisten und können dennoch einer ohne den anderen nicht leben.
„Ich mag ihn, er ist ein angenehmer Kerl“, sagt Dimitar Iwanow über seinen Freund. „Jeder Mensch in Bulgarien kennt sicher eine solche Person, wie Gevatter Tanjo, die in seinem Haus, auf seiner Straßen oder in seiner Stadt lebt. Gevatter Tanjo ist eine Sammelgestalt. Er gehört zu jenen, die ständig betonen, wie früher alles besser gewesen sei. Sie lehnen das Neue und Moderne ab, haben die Weisheit mit dem Löffel gefressen und kennen sich mit allem bestens aus. Also ein typischer 50 bis 60 Jahre alter Bulgare, der in der Zeit des Sozialismus und Kommunismus ein eifriger Genosse gewesen ist.“
„Über Dimitar kann ich nur sagen, dass er ein absoluter Versager ist – mit 34 spielt er immer noch mit Puppen“, kontert Gevatter Tanjo, der eigentlich Stanislaw heißt und ein gelernter Maurer ist. Er stammt aus Dimitrowgrad – der ersten Stadt, die das sozialistische Bulgarien Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aus dem Boden gestampft hat.
Dimitar Iwanow und Gevatter Tanjo haben ganz zufällig „zueinander gefunden“. Der Schauspieler und zwei seiner Freunde beschlossen, mal etwas anderes zu machen und eine Puppenshow auf die Beine zu stellen. Zusammen dachten sie über die Charaktere nach und langsam nahm Gevatter Tanjo Gestalt an. Die Puppe selbst schuf Eli Zonkowa. Zwischenzeitlich beteiligte sich Dimitar Iwanow an einer Reality-Show für Schauspieler, in der er seinen Traum verriet, Bauchredner zu werden. So gewann er Sponsoren, die ihn eine Ausbildung als „Ventriloquist“, wie sich fachmännisch diese Richtung nennt, ermöglichten.
„Um ein guter Bauchredner werden zu können, muss man als erstes ein guter Puppenschauspieler sein und das sagen alle Experten auf der Welt“, erklärte uns Dimitar Iwanow. „Es gibt viele Bauchredner, doch bei einigen wirkt die Puppe tot und man erreicht nichts, selbst wenn man noch so gut die Technik beherrscht und nicht einmal mit dem Auge zuckt. Daher sind die Fähigkeiten als Puppenschauspieler wichtiger; das „Bauchreden“ ist nur ein Trick - eben das i-Tüpfelchen. Man muss natürlich auch die geeignete Puppe finden. Ihr Charakter muss gut ausgearbeitet werden und einen Kontrapunkt zum Schauspieler darstellen.“
Eben wie Gevatter Tanjo, der selbst meckert, wenn er in Griechenland Urlaub macht: „Als ob wir nicht genug Beton am eigenen Meer haben“. Die bulgarische Schwarzmeerküste erlebte er erst vor kurzem selbst, denn Burgas war die erste Station seiner Landestournee. Anfang kommenden Jahres wird eine Auslandstournee folgen. Die Reise wird natürlich dorthin führen, wo viele Auslandsbulgaren leben. Gevatter Tanjo wird in alten Erinnerungen schwelgen, aber auch inmitten nostalgischer Gemütsbewegungen einige unangenehme Wahrheiten sagen.
„Ich verstecke mich nicht hinter Gevatter Tanjo. Ich stehe abseits, genauer gesagt neben ihm, wenn er diese Dinge sagt“, schmunzelt sein guter Freund. „Einst haben die Hofnarren die Möglichkeit gehabt, dem König die Wahrheit direkt ins Gesicht zu sagen. Und so kann auch Gevatter Tanjo frei alle Themen kommentieren. Ich mache ja nicht einmal den Mund auf, so dass er all die Dinge selbst sagt und dafür natürlich auch die Verantwortung trägt. Man verzeiht ihm aber alles, wie einst den Hofnarren. Bisher hat sich keiner beleidigt gefühlt. Dabei legt sich Gevatter Tanjo mächtig mit dem Publikum an. Alle wissen aber, dass alles ein Scherz ist und unterhalten sich, anstatt beleidigt zu sein.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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