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Ludmil Krumov und seine Liebe zu Improvisation, Offenheit und Freiheit

Foto: © Daniil Rabovsky

Ludmil Krumov gehört zu den begabtesten Jazz-Gitarristen unseres Landes. Er hat in den Niederlanden studiert und lebt und arbeitet weiterhin dort. Das Wertvollste, das er seinen Worten nach im „Prince Claus Conservatorium“ in Groningen gelernt habe, sei sich selbst in der Kunst zu sein. Krumov spielt Standardjazz und eigene Kompositionen und beteiligt sich an den verschiedensten Projekten – von Kinderkonzerte bis Werke für Chor und Symphonieorchester mit Sologitarre.

Der Musiker wurde in der nordbulgarischen Stadt Swischtow geboren. Sein Vater, der früh verstarb, spielte Saxophon und Trompete; sein Großvater war ein begabter Tänzer, während sein Urgroßvater sehr gut Hirtenflöte spielen konnte. Mit 14 entdeckte er für sich die Gitarre. Nachdem er das Handelsgymnasium und daraufhin die Wirtschaftsakademie in seiner Heimatstadt absolvierte, erkannte er, dass das nicht sein Weg im Leben ist und beschloss, seinen Neigungen zu folgen. „Ich besitze große Erfahrungen als Kneipenmusiker“, erzählte er uns. „Alle möglichen Stile habe ich durchlaufen – von Rock und Pop bis Evergreens und Kjutschek. Die bulgarische Folklore begann ich als Schüler zu lieben, als ich Volkstänze lernte.“

Eine seiner Kompositionen brachte ihm im Jahre 2001 ein Studium am „Berklee College of Music“ in Boston, USA, ein. Doch seine finanzielle Lage erlaubte es nicht.

Schließlich gelangte ich nach Groningen in den Niederlanden – eine wunderbare Möglichkeit, denn dort arbeitet man nach einem amerikanischen Programm mit Lehrern aus den USA, die gleichzeitig tätige Jazz-Musiker sind“, erzählt Ludmil Krumov. „Es war gerade das, was ich wollte, nämlich Jazz lernen. Die Lehrer in Groningen ließen uns über uns selbst und unsere Wurzeln nachdenken. Sie brachten uns bei, als Musiker offen und ehrlich zu sein. Ich schaute mir also meine persönliche Geschichte an. Obwohl ich mich vollends auf den Jazz konzentrierte, hatte ich andere Wurzeln. Ich entsann mich der Volkstanzschule und der ungleichmäßigen Taktarten sowie der Improvisationen. Ich setzte meine Ausbildung an der Kunstfachhochschule in Rotterdam „Cordarts“ fort, wo ich meinen Magister machte und zwar speziell auf dem Gebiet der Vermischung von Jazz und Volksmusik. In den Niederlanden wird die gesamte Jazz-Tradition gelehrt – vom Entstehen dieser Musikrichtung bis zu ihren modernsten Erscheinungsformen. In ähnlicher Weise wollte ich mit der bulgarischen Volksmusik verfahren und lernte die ganze Geschichte eines jeden Volksmusikinstruments.

Und da ich vorhin über Offenheit und Ehrlichkeit sprach – ich muss zugeben, dass es heute für mich keine anderen Stilrichtungen gibt, außer Jazz und bulgarische Folklore. Natürlich kann ich auf Wunsch auch etwas anderes spielen, in meinen Kompositionen aber konzentriere ich mich auf beide Richtungen, wobei ich auch Elemente der Klassik einsetze. Ich unterstreiche nochmals – die Improvisation ist für mich sehr wichtig; sie spielt in der bulgarischen Volksmusik eine wesentlichen Rolle.

Ludmil Krumov erzählte uns ferner von seinem neuen „bulgarischen Projekt“, das etwas ganz Besonderes werden soll. Alles habe im März dieses Jahres begonnen. Der Gitarrist kam nach Bulgarien, um sich an einem Konzert mit dem Schlagzeuger Borislav Petrov zu beteiligen. Er entschloss sich, einige seiner Orchesterstücke neu zu instrumentieren und mit von ihm hoch geschätzten bulgarischen Musikern, Mitschülern in den Niederlanden, zu spielen - Borislav Petrov, Mihail Ivanov (Kontrabass) und Peyo Peev (Fiedel), von denen er viel über die bulgarische Folklore gelernt hatte. „Peyo ist ein ausgezeichneter Improvisator. Er vermag der Fiedel die unwahrscheinlichsten Klänge zu entlocken und verzaubert seine Zuhörer“, meinte Ludmil Krumov. Die Musik, die aus der Verquickung von Jazz und Folklore entsteht, ist jeglicher „stilistischer Formalität“ befreit, was ihr eine besondere Kraft verleiht. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen ist der Jazz-Gitarrist davon überzeugt, dass es in der Improvisation keine Freiheit gibt. Das Geheimnis liege im Beherrschen des Faches und einem „reichen Wortschatz“. „Der gute Improvisator ist wie ein Jongleur – umso mehr Elemente einbezogen werden, desto besser wird die Improvisation“, meint Ludmil Krumov. „Natürlich hat man die Freiheit über das, was man einbezieht und wie man auf das reagiert, was die Kollegen auf der Bühne machen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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