Obwohl Bulgarien ein kleines vom Schicksal gezeichnetes Land ist, hat es dennoch bedeutende Wissenschaftler hervorgebracht. Ihre Namen sind meist nur in Fachkreisen bekannt, obwohl ihr Beitrag längst weltweite Anerkennung erfahren hat. Unter ihnen ist der bulgarische Physiker Prof. Rashko Zajkov.
Während eines Spaziergangs mit dem Kinderwagen in einem Park, näherte sich ein italienischer Professor dem Baby, nahm schnell einige Proportionen am Schädel des Kindes ab und meinte kurzerhand zur Mutter: „Werte Frau, sie sind die Mutter eines Genies!“ Und tatsächlich, das Kind zeigte bereits früh beeindruckende mathematische Begabungen, die ihm später Zugang zum Kreis von Forschern, wie Max Born, David Hilbert, Max Planck, Carl Siegel und Max von Laue verschafften.
Der im Jahre 1901 in Burgas am Schwarzen Meer geborene Rashko Zajkov (alternative Schreibweise: Raschco Zaycoff) wählte selbst seinen weiteren Entwicklungsweg. Ein Jahr lang lernte er an der Kadettenschule im damaligen Österreich-Ungarn, entschloss sich jedoch, seine Gymnasial- und Hochschulbildung in seiner Heimat zu beenden. Auf seinen Reisen durch verschiedene europäische Länder lernte er 7 Sprachen. In Deutschland hörte er Mathematik- und Physik-Vorlesungen bedeutender Wissenschaftler. In Berlin überzeugte er Albert Einstein, der sein wissenschaftlicher Leiter wurde.
„Als Student an der Berliner Universität hörte Rashko Zajkov Vorlesungen Einsteins zu ausgewählten Themen aus der theoretischen Physik“, erzählt Dr. Ganka Kamischewa, Kuratorin des Museums für Physikgeschichte in Bulgarien. „Da er der jüngste unter den Studenten war, fiel er dem Wissenschaftler auf und sie machten eine Bekanntschaft und unterhielten später brieflichen Kontakt bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. 1925 endete jedoch seine Studienzeit in Berlin und er war gezwungen, in die Türkei zu emigrieren. Ihm wurde vorgeworfen, dass sich in der Zeit des Anschlags auf die Kathedrale „Heilige Nedelja“ 1925 in Sofia Illegale in seiner Wohnung aufgehalten haben. In Istanbul verbrachte er 5 Monate und in dieser Zeit schrieb er seinen ersten wissenschaftlichen Aufsatz: „Anwendung des Hilbert-Noether-Theorems in der Quantenfeldtheorie“. Obwohl er noch Student war, sandte er seine Arbeit an Albert Einstrein, der empfahl, sie abzudrucken, was dann auch in der Zeitschrift „Mathematische Annalen“ im Jahre 1926 geschah. Dieser Aufsatz zeigte die Fähigkeiten des jungen Physikers und eine Reihe von Wissenschaftlern setzten sich für ihn ein, ein Humboldt-Stipendium zu erhalten, um seine Ausbildung am Institut Einsteins in Berlin in theoretischer Physik fortsetzen zu können.“
Als Rashko Zajkov 1926 nach Berlin zurückkehrte wandte er sich sofort an Einstein, der ihm empfahl, eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sternwarte Berlin-Neubabelsberg aufzunehmen. Direktor des sogenannten „Einsteinturms“ war der anerkannte Astronom Prof. Dr. Erwin Finlay-Freundlich; der Bulgaren arbeitete unter der Leitung von Prof. Walter Grotrian, einem Fachmann auf dem Gebiet der Spektroskopie. Zusammen mit Dr. Gromer, Assistent Einsteins, forschte Zajkov an Problemen der Allgemeinen Relativitätstheorie und ihrer Einbindung in die Quantentheorie. Sein Buch „Fünfdimensionale Relativitätstheorie“ wurde von Einstein gelobt. In seiner Heimat stießen seine Forschungen jedoch auf Unverständnis und so erhielt er nicht die angestrebte Position als Leiter des Lehrstuhls für theoretische Physik an der Sofioter Universität. „Vielleicht war Einstein der einzige, der ihn verstand“, mutmaßt Ganka Kamischewa.
„Beiden Wissenschaftlern war gemein, dass sie genial waren und eine tiefe Emotionalität besaßen“, setzt sie fort. „Auch Rashko Zajkov spielte Violine und nahm überallhin seine „Cremona“ mit. Oft war er Gast im Hause Einsteins, in dem Margot, die Tochter von Elsa Einstein, Klavier spielte.“
Nach dem Machtantritt der Kommunisten in Bulgarien am 9. September 1944, kehrte Rashko Zajkov nach Bulgarien zurück, dem jedoch die neuen Machthaber misstrauisch gegenüberstanden und ihn oft verhörten. Zajkov fand keine geeignete Arbeit und musste sich bis 1953 mit einer Stelle am Staatlichen Versicherungsinstitut abfinden. Dank der Fürsprache des bulgarischen Wissenschaftlers Prof. Nikola Bonew wurde Rashko Zajkov dennoch zum Professor ernannt und erhielt einige Auszeichnungen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv
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