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Erneut getrübte Beziehungen zu Nordmazedonien, oder…

Das Grab von Gotze Deltschew im Hof der Christi-Himmelfahrt-Kirche in Skopje
Foto: bg.wikipedia.org

Es ist kaum ein Jahr her, dass Bulgarien und Nordmazedonien einen Freundschaftsvertrag unterzeichneten und schon sind erneut Anzeichen getrübter bilateraler Beziehungen sichtbar.

Am 9. Juni hatte Vizepremierminister Krassimir Karakatschanow die Befürchtung geäußert, dass Bulgarien von Nordmazedonien lediglich benutzt werde, um der EU und NATO beitreten zu können. Karakatschanow meinte, dass die gemischte Regierungskommission zur Überwindung der Meinungsverschiedenheiten zu geschichtlichen Fragen zwischen Bulgarien und Nordmazedonien nicht funktioniere. Falls dieser Zustand weiter anhalten sollte, müsse Bulgarien den Verhandlungstisch verlassen, trotz aller vermeintlichen Folgen für die europäische Integration unseres westlichen Nachbarlandes, äußerte Karakatschanow seine Überzeugung, der auch Vorsitzender der IMRO ist.

Die gemischte multidisziplinäre Expertenkommission zu historischen und Bildungsfragen Bulgariens und Nordmazedoniens wurde mit der Idee geschaffen, die zwischen beiden Ländern bestehenden Streitfragen zur Geschichte von Historikern und nicht von Politikern lösen zu lassen. Ein Jahr nach ihrer Einrichtung steht unterm Strich, dass zur Urgeschichte und Antike ein Einvernehmen erzielt wurde, jedoch nicht zu Themen der neueren Geschichte, was wieder die Politiker in den Streit einbezieht.

Am 11. Juni lehnten die bulgarischen Teilnehmer an der Kommission den Vorschlag der nordmazedonischen Seite entschieden ab, den für beide Länder wichtigen Revolutionär Gotze Deltschew am 7. Oktober gemeinsam zu ehren. An jenem Tag des Jahres 1947 fand die Übergabe der Gebeine des Revolutionärs an das Jugoslawien von Tito statt, was auf Druck Stalins auf den damaligen bulgarischen Partei- und Regierungschef Georgi Dimitrow geschah. Außenministerin Ekaterina Sachariewa fand den Vorschlag „absurd“, während ein namhafter bulgarischer Historiker von „Frechheit und Provokation“ sprach. 

Am 24. Juni meinte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow aus Brüssel, wo er sich an einer Sitzung des Europäischen Rates beteiligte: „Die Mazedonier müssen noch reifen, bis sie einen Termin für den Beginn von Beitrittsgesprächen mit der Europäischen Union erhalten; noch viele Dinge müssen sie ins rechte Lot bringen… Darüber zu streiten, ob Gotze Deltschew ein Bulgare oder ein Mazedonier war, ist kleinlich und ich kann es nicht zulassen, zumal es sich um einen der Helden handelt, die für Bulgarien und für Mazedonien gekämpft haben“.

Die nationalistische Partei „Attacke“, die der Regierungskoalition angehört, schlug vor, das Parlament solle den Premier mit der Anfertigung eines Annexes zum Freundschaftsvertrag beauftragen. Die „Attacke“ forderte auch die anderen Parlamentsparteien auf, sich zu diesem Vorschlag zu äußern.

In Reaktion auf die Ereignisse vermerkte der nordmazedonische Staatspräsident Stevo Pendarovski in einem Interview für die Nachrichtenagentur MIA, dass Bulgarien seit einigen Wochen Bemerkungen zum Freundschaftsvertrag mache. Er gab zu, dass sich Gotze Deltschew selbst als Bulgaren bezeichnet habe. Die IMRO in Bulgarien begrüßte diese Aussage des nordmazedonischen Staatsoberhaupts und stufte sie als einen Durchbruch „nach Jahren der Geschichtsfälschungen und des Geschichtsraubs“ ein. Eine konstruktive Reaktion folgte auch seitens des nordmazedonischen Premierministers Zoran Zaev, der meinte: „Es gibt einen Freundschaftsvertrag und das bedeutet, wir müssen uns einverstanden erklären, dass ein Teil unserer Geschichte beiden Ländern gehört… Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Lösung zu dieser Frage finden werden, über die momentan in der Öffentlichkeit debattiert wird“.

Die Reaktionen von mordmazedonischer Seite deuten momentan darauf hin, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht getrübt sind, sondern vielmehr Bulgarien Druck ausübt, damit der Freundschaftsvertrag strikt umgesetzt wird. Das geschieht drei Monate vor der Oktober-Sitzung des Europäischen Rates, auf dem das Thema über den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien wieder aufgegriffen werden soll.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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