Rumen Zinoviev ist kein gelernter Geologe, auch ist er kein Erforscher alter Kulturen. Er ist ständig durch Bulgarien unterwegs auf der Suche nach längst vergessenen Heiligtümern, Altären und rätselhaften Steingebilden. Alles begann vor 5 Jahren, als ihn sein neues Hobby wie ein Blitz traf:
„Mit Freunden wanderten wir in der Umgebung von Streltscha im Sredna-Gora-Gebirge“, erzählte uns Rumen Zinoviev. „Dort befindet sich eine große Anhäufung von Felsblöcken, von denen viele offensichtlich von Menschenhand bewegt worden sind. Als ich sie sah, verspürte ich mit einem Mal das Bedürfnis, weitere solcher Stätten zu entdecken und zu fotografieren. Ich ging in die Region der Stadt Kjustendil, woher meine Ahnen stammen. Allen sind die Megalith-Strukturen in den Gebirgen Strandscha, Rila, Pirin und Sredna-Gora bekannt. Da dachte ich mir, es ist unmöglich, dass es solche nicht auch im mittleren Westen Bulgariens gibt. Einst haben die Menschen ihre Religion mit Hilfe von Stein, Holz, Wasser und Feuer ausgeübt“.
Rumen hat ein Archiv angelegt, das mittlerweile einige Hundert Felsgebilde enthält. Er plant nun, ein Fotoalbum herauszugeben, „damit die Leute sehen, dass es in Bulgarien noch viele geheimnisvolle Orte gibt“. Häufig geben ihm die Einheimischen Hinweise, wo sich etwas Interessantes befindet. „Sie kennen diese Orte genau, schenken ihnen aber keine große Beachtung und interessieren sich nicht dafür, dass die Steine besonders bearbeitet, oder mit Rinnen und Nischen versehen sind“, erzählt Rumen. Er ist ständig auf der Suche nach Spuren, die menschliches Tun verraten.
„In den Felsen kann man Tätigkeiten und Emotionen des heutigen Menschen wiedererkennen – Löcher, Nischen und verschiedene gefäßartige Wannen zur Weinherstellung – alle mit regelmäßigen Formen. Das Gestein ist recht hart und es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Natur der Steinmetz gewesen ist. Es gibt Kreise, Dreiecke, sich kreuzende Linien und manchmal sogar menschliche oder Tierfiguren“, meint Rumen Zinoviev und fährt fort:
„Ich decke Dinge auf, die die Natur vorerst vor uns verborgen hält. Es ist leider so, dass viele Stätten nach ihrer Entdeckung von Schatzsuchern zerstört worden sind. Ich will an das Heiligtum „Kreuzstein“ in der Region von Kjustendil erinnern. Dort stand ein großes steinernes Kreuz noch aus der Zeit vor der Annahme des Christentums in Bulgarien im 9. Jahrhundert. Man wird noch viele andere Fälle entdecken, bei denen falsche Vorstellungen und Gier große Schäden am historischen Erbe angerichtet haben.“
Rumen Zinoviev muss zugeben, dass es auch Felsgebilde gibt, bei denen einem die menschliche Phantasie auf den ersten Blick einen Streich spielt. Beim näheren Hinschauen entpuppt es sich als ein Spiel der Natur. Und dennoch! Manche Steinhaufen sehen zu bizarr aus; vielleicht hat der Mensch in grauen Vorzeiten nachgeholfen! Aber inwieweit?! Und wie ist es ihm gelungen, derart große Blöcke zu bewegen, was selbst heute nicht so einfach ist?! Und welchen Zweck hat es gehabt?
„Es handelt sich um Objekte, die Tausende von Jahren alt sind – anthropomorphe und zoomorphe Figuren und andere, die ich als „Anlagen“ bezeichnet habe“, erklärt Rumen. Er meint, dass wir sie heute nur schwer enträtseln können, weil wir in großem Maße die Verbindung zur Vergangenheit verloren haben. Einer der Faktoren ist in seinen Augen die Religion: „Jede Religion beseitigt die vorangegangene und auf den Trümmern errichtet sie ihr Fundament. An vielen Orten in Bulgarien wurden auf einst heidnischen Kulturstätten christliche Kirchen errichtet. Bei den Moslems ist es genauso“, erklärt Rumen Zinoviev, der davon überzeugt ist, dass es in Bulgarien noch viele Geheimnisse gibt, die darauf waren, gelüftet zu werden:
„In der Schlucht von Semen beispielweise gibt es unwahrscheinliche Felsen. Man braucht jedoch einen geübten Blick, um die Gebilde zu erkennen. Oft spielt der Blickwinkel eine wichtige Rolle. Ich habe dort einen gigantischen Kopf eines Kriegers oder Priesters entdeckt. Er hat ein strenges Gesicht mit Bart und Haaren und einen Helm.
Ich habe auch einen anderen Felsen entdeckt, der ebenfalls wie ein menschlicher Kopf aussieht. Betrachtet man ihn jedoch von der Seite, erkannt man genau in der Mitte des Kopfes ein absolut kreisrundes Loch. In den Felsen gibt es ein weiteres Loch, das mit dem ersten in Verbindung zu stehen scheint. Blickt man durch beide, sieh man den Himmel...
Im Sredna-Gora-Gebirge gibt es zwei Felsen, die an einen Mann und eine Frau erinnern. Sie hat die Augen geschlossen und lächelt in sich versunken, während er auf sie herabblickt...“
Rumen ist glücklich, weil er eine Kraft gefunden hat, die sein Leben lenkt. Es sei ein Glück, meint er, Dinge zu entdecken, die anderen verborgen geblieben sind. Seine Entdeckungen bringen ihm die Emotionen der Menschen längst vergangener Zeiten nahe.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Rumen Zinoviev
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