Am 15. März 1848 brach die Ungarische Revolution für nationale Unabhängigkeit aus – eines der bedeutendsten Ereignisse in der jüngeren ungarischen Geschichte. Dieser Tag wurde auch zu einem der ungarischen Nationalfeiertage erklärt.
Einer der Hauptakteure der Revolution, die bis zum 8. Oktober 1849 dauerte, war Lajos Kossuth, Anwalt, Journalist und Revolutionär, der aus dem Kleinadel entstammte und damals Finanzministers Ungarns war. Er war ein ausgezeichneter Redner, der es verstand, die Massen für seine Ideen zu begeistern. Als Finanzminister war es ihm gelungen, den Forint als Landeswährung einzuführen und genügend Mittel für die Aufrüstung der Armee zu sammeln.
„Lajos Kossuth gilt als einer der einflussreichsten Politiker des 19. Jhs. Viele seiner politischen Ideen wurden später realisiert. Eine davon ist die Vereinigung der Donauanrainer. Man kann die Idee auch als einen Vorläufer der verschiedenen europäischen Vereinigungen und auch der EU betrachten“, erklärt die Historikerin und Kuratorin im Museum „Haus - Lajos Kossuth“ in Schumen, Stanimira Angelowa. Dieses Museum wurde vor 70 Jahren gegründet und ist das einzige in Bulgarien, das den Namen eines Ausländers trägt.
Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution war Lajos Kossuth gezwungen zu emigrieren und schrieb Briefe an 15 Staatsoberhäupter. Die einzige Antwort, die er erhielt, war vom türkischen Sultan, der ihn einlud, gemeinsam mit seiner Gefolgschaft, Generäle, Kapitäne und Soldaten, sein Gast zu sein. Die erste Station von Lajos Kossuth war Widin.
„Letztendlich ließ er sich aber in Schumen nieder, eine gut geschützte Garnisonsstadt, Teil der Befestigungsanlagen des Osmanischen Imperiums auf dem Balkan“, erläutert Stanimira Angelowa weiter. „Lajos Kossuth traf zusammen mit 1500 Emigranten ein und wurde im Haus des damaligen Bürgermeisters der christlichen Gemeinschaft, Hadschi Dimitraki Hadschi Panew, untergebracht. In den benachbarten Häusern konnte sich auch seine Gefolgschaft niederlassen. Der Sultan bot allen Posten in der türkischen Administration und Armee und eine sehr gute Bezahlung an. Ein Teil der Gefolgschaft hat sich auf den Vorschlag eingelassen und bekleidete Posten von Generälen und Kapitänen der türkischen Armee. Die anderen hatten die Wahl – im Imperium zu verbleiben oder es zu verlassen. Bei der Wahl auszureisen, wurde ihnen Geld für die Unterstützung der Reise angeboten. Der Aufenthalt von Lajos Kossuth in Bulgarien dauerte kurz, denn Österreich setzte das türkische Imperium unter Druck, ihn auszuliefern. Nach einem Attentat reiste er nach Kütahya in Kleinasien. Später bekam er eine Einladung aus den USA und für ihn begann eine lange Reise. Unterwegs in die USA machte er in England Station. Auf Einladung verschiedener Politiker bereiste er verschiedene amerikanische Städte und hielt flammende Ansprachen in der Sprache, die er aus der Bibel und aus den Werken Shakespeares gelernt hatte. Der ungarische Revolutionär wurde überall in den USA als Kämpfer für die Freiheit und Demokratie mit Ehren empfangen. Abraham Lincoln war über seine Persönlichkeit und sein Werk begeistert. In Italien, wo er sich am Längsten aufhielt, wurde der Philosoph und Revolutionär Giuseppe Mazzini ein enger Freund von Lajos Kossuth.“
Das Haus, in dem Lajos Kossuth in Schumen gelebt hat, ist nicht nur ein Museum über seine revolutionäre Tätigkeit, sondern über die Ungarische Revolution von 1848.
„Es ist ein Denkmal von zwei Staaten und der bulgarisch-ungarischen Freundschaft“, unterstreicht Stanimira Angelowa. „Schumen wurde nach Sofia die zweite Stadt, in der eine Bulgarisch-ungarische Gesellschaft gegründet wurde. Enthusiasten haben interessanten Fakten über Lajos Kossuth und die ihn begleitenden Ungarn und Polen ausfindig gemacht. 1933 wurde am Haus, in dem er gewohnt hat, eine Gedenktafel angebracht. Zu den Feierlichkeiten ist eine Delegation aus Ungarn angereist und sehr viele Menschen sind auf der Straße gewesen, um das Ereignis zu feiern. Schon damals begann eine rege Tätigkeit, das Haus zu einem Museum zu machen, doch die damaligen Eigentümer lehnten ab. Trotzdem empfingen sie jahrelang Gäste und zeigten ihnen gern die Gegenstände und Bilder, die der Revolutionär hinterlassen hatte. Bis zu ihrem Ableben. 1949 wurde das Haus ein Museum von Lajos Kossuth, der ungarischen Emigranten und der bulgarisch-ungarischen Freundschaft. Die Ungarn halten Schumen für die Kulturhauptstadt ihres Landes in Bulgarien. Es kommen viele ungarische und andere ausländische Gruppen. Übrigens wird hier auch ein Wettbewerb für ungarische und bulgarische Poesie organisiert.“
Übersetzung: Georgetta Janewa
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