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Zum Tag des heiligen Theodor im Gestüt „Wojnegowtzi“

Am sogenannten „Pferde-Ostern“ begehen die Bulgaren den Tag des heiligten Theodor Tyron, indem sie sich ihres treuen Freundes in der Wirtschaft – dem Pferd, besinnen. Der Ehrentag dieses Heiligen gehört zu den beweglichen Festen und wird alljährlich am ersten Samstag der Osterfastenzeit begangen. Einer alten Überlieferung nach ritt der heilige Theodor an diesem Tag zur Erde, um den Menschen den baldigen Frühlingsanfang zu verkünden. Als er anhielt, kümmerte er sich jedoch als erstes um sein Pferd und tränkte es.

Pferde-Ostern mutet mit all seinem Brauchtum recht nostalgisch an. Es finden etliche Rituale statt, die Pferd und Reiter Gesundheit bescheren sollen. Im Sofioter Dorf Wojnegowtzi ist das Fest bis heute lebendig. Am Vormittag stellen sich die in Trachten gekleideten Reiter den Gästen des Fests vor, indem sie vom Dorfplatz zum nahen Gestüt gehen, wo sie die Pferde tränken und ihnen ein Stück eines Ritualbrotes geben. Dieses Brot wird dann an die Gäste verteilt. „Wir wollen, dass sich die Menschen die alten Bräuche in Erinnerung bringen; die Älteren sollen den Jüngeren darüber Auskunft geben, damit die Tradition weitergegeben wird“, sagte uns Iwajlo Iwanow vom Gestüt in Wojnegowtzi.

Die Kinder unter Besuchern können an diesem Tag die Pferde aus nächster Nähe sehen, sie streicheln und ihnen Karotten geben. Wer will, kann sich auch im Reiten versuchen oder sich in einer Tracht fotografieren lassen, die die Organisatoren des Fests zur Verfügung stellen. Alles in allem ein aufregender Tag inmitten dieser edlen Tiere. In diesem Jahr musste leider das traditionell Pferderennen auf Anraten der Veterinärmediziner abgesagt werden, denn es geht eine ansteckende Blutarmut um, deren weitere Ausbreitung man verhindern will.

Iwajlo IwanowFür uns ist das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren wichtiger, als die Show“, fügt Iwajlo Iwanow hinzu und fährt fort: „In der Vergangenheit spielte das Pferd eine wichtige Rolle in der Wirtschaft des Menschen. Aus diesem Grund stand es hoch in Ehren und man sorgte sich gut um das Tier, dass es ihm auch gut ging. Getreu der Tradition standen die Frauen am Tag des heiligen Theodor früh auf und buken ein Brot, das beweihräuchert wurde. Sie eilten, es an die Nachbarn zu verteilen. Man glaubte, dass wer sich verspätet, seine Pferde im Jahr über erkranken werden. Auch die Männer standen früh auf, versorgten die Pferde, schmückten sie und bereiteten sie auf das traditionelle Rennen vor. Der Sieger machte dann die Runde durch das Dorf und segnete die Menschen und Höfe. Die Bauern gaben ihren Pferden Hafer und die für die Fastenzeit üblichen gekochten Mais und Erbsen. Damit der Boden fruchtbar bleibt, streute man davon symbolisch auch auf die Äcker.

Reitstunden für Anfänger und Fortgeschrittene, Kindersommerlager, wie auch Hippotherapie für Kinder und Erwachsene mit physischen und psychischen Problemen unter der Leitung qualifizierter Pädagogen sind nur ein Teil der Initiativen des Gestüts Wojnegowtzi, das sich am Fuße des Balkangebirges befindet.

Wir arbeiten ausgesprochen viel mit Kindern zusammen und suchen stets die geeignetsten Pferde für sie aus, denen wir Vertrauen schenken können und die speziell trainiert werden“, versicherte uns Iwajlo Iwanow. „Das hat Ergebnisse gebracht. Unser Gestüt ist zu einem beliebten Ort für Wochenendausflüge geworden, zumal es sich in der Nähe von Sofia befindet und problemlos erreicht werden kann. Wir verfügen über rund 30 Pferde, doch nicht alle werden für die Arbeit mit Kindern eingesetzt, weil einige recht temperamentvoll sind und sich eher für fortgeschrittene Reiter eignen. Wir züchten vor allem reinrassige Araber, wie auch einige Kreuzungen, die einen etwas ruhigeren Charakter haben. Vor allem solche Pferde sind für die Reitstunden der Kinder und für Anfänger gedacht.

Reiter und Pferd können bekannter Weise eine besondere Beziehung aufbauen. Wie geht das?

Das Wichtigste ist das Vertrauen“, meint Iwajlo Iwanow. „Das Pferd ist gewandt, seht gefühlvoll, kann aber schnell erschrecken. Wenn man es nicht schafft, sein Vertrauen zu gewinnen, wird man nie eine Beziehung zu ihm aufbauen können und es wird weglaufen. Das Vertrauen gewinnt man wiederum mit gutem und ruhigem Verhalten. Was einem auch am Tag passieren sollte, darf man es nicht auf das Pferd übertragen. Es erwartet ein gutes Verhalten und wird sich einem gegenüber auch gut verhalten und ist zur Zusammenarbeit bereit. Das Pferd ist ein loyales und ausgesprochen soziales Wesen. Für ihn steht die Kommunikation mit den anderen an erster Stelle. Es zieht natürlich vor, unter Artgefährten zu sein; deshalb sind unsere Pferde auch glücklich, da sie zusammen leben. Wenn ein Pferd aber allein lebt, entwickelt sich eine besonders feste Beziehung zu seinem Halter und das Tier begrüßt ihn aufgeregt und mit großer Freude.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



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