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Botschafter der Toleranz und Gleichstellung

Foto: ©FDFA

„Die Arbeit eines Botschafters ist nicht so einfach. Ich dachte, dass es eine langweilige und ermüdende Sache ist; die Arbeit ist jedoch sehr interessant und angenehm.“ Das sind die Eindrücke von Evelina Dimitrowa aus dem Dorf Galitsche, die der in Bulgarien akkreditierten Botschafterin der Schweizerischen Eidgenossenschaft Muriel Berset Kohen über die Schulter schauen durfte. Das 17jährige Mädchen aus der Roma-Minderheit hatte den Wettbewerb „Botschafter für einen Tag“ gewonnen, der von der britischen Botschafterin in Bulgarien Emma Hopkins initiiert wurde.

Ziel der Initiative ist, die Wettbewerbssiegerinnen – Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, mit der internationalen Diplomatie in der Realität vertraut zu machen und ihre Schritte in diese Richtung zu lenken. Am Vorabend des internationalen Frauentag am 8. März werden sich die jungen „Botschafterinnen“ zusammen mit den Leiterinnen der diplomatischen Missionen in Sofia an einem Runden Tisch auf hoher Ebene beteiligen, auf dem die Gleichstellung der Geschlechter diskutiert werden soll.

Die Frauen müssen die gleichen Positionen wie die Männer einnehmen können“, ist Evelina überzeugt. „Ich bin der Ansicht, dass uns Ethnie, Geschlecht, Alter, Rasse usw. nicht teilen dürfen. Es wäre gut, wenn Männer und Frauen Teamarbeit leisten. Ich weiß, dass die Männer auf eine Art und Weise denken und die Frauen auf eine andere; daher ist es gut, wenn ein Einvernehmen erzielt wird. Das ist dann wahre Harmonie und Gleichgestelltheit.“

Evelina überzeugte die Jury mit einem Essay, in dem sie ihre Sicht über die frühe Kindheitsentwicklung, die Roma-Integration  und die Gleichstellung der Frauen zum Ausdruck brachte. Sie war freudig überrascht, als sie erfuhr, dass sie den Wettbewerb gewonnen hat.

Ich war sehr bewegt“, gibt sie zu. „Seit vergangenem Jahr weiß ich über diese Kampagne. Ich bewarb mich aber noch nicht, weil mir der Mut fehlte. In diesem Jahr habe ich es aber getan. Ich dachte mir, dass es sehr schwer sein wird – nun bin ich aber Botschafterin. Ich hoffe, dass die Dinge, mit denen ich mich beschäftige auch von den anderen verstanden werden. Mit Sicherheit werde ich die Zusammenarbeit mit der Schweizer Botschaft aufrechterhalten, wie auch mit den Leuten, die ich kennengelernt habe. Etliche Dinge, die ich an der Botschaft gelernt habe, kann ich in der Schule nutzen und in meinem Dorf umsetzen. Zusammen mit meinen Freunden haben wir eine Vereinigung gegründet, die auf den Umweltschutz und die Bildung ausgerichtet ist.“

Zusammen mit der Schweizer Botschafterin hat Evelina das Roma-Viertel „Koscharnik“ in der nordwestbulgarischen Stadt Montana besucht, wo innerhalb des Projekts „Gesundheit und Bildung für jeden“ des bulgarisch-schweizerischen Programms für Zusammenarbeit ein neuer Kindergarten errichtet wurde. Laut Muriel Berset Kohen hat sie die wenn auch kurze Zusammenarbeit mit Evelina innerhalb der Initiative „Botschafter für einen Tag“ bereichert und ihr geholfen, das Land besser zu verstehen:

Ich freue mich sehr, dass ich mich daran beteilige und dass Evelina Dimitrowa unsere Botschafterin der Schweiz ist", sagte sie uns. „Ich war schon immer der Ansicht, dass es gut ist, sich mit jungen Menschen zu treffen. Für gewöhnlich stehen wir häufig mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Business sowie mit Künstlern in Kontakt und weniger mit jungen Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass wenn man ein Land verstehen will, man mit den jungen Menschen reden muss. Wenn man den Posten eines Botschafters, wie in meinem Fall - einer Botschafterin übernimmt, kann man beispielgebend und eingebungsvoll wirken, was ich mit Freude mache. Die Förderung der Frauen ist sehr wichtig und in dieser Beziehung muss ich sagen, dass Bulgarien weiter ist, als die Schweiz. Wenn man sich die Teilnahme der Frauen am politischen und wirtschaftlichen Leben, an Wissenschaft, Technologien und Informatik betrachtet, steht Bulgarien an erster Stelle in Europa. Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass ein Mensch wie Evelina, die vom Wunsch erfüllt ist, zu helfen und ihren Beitrag zur Entwicklung ihres Landes leisten will, eine sehr wichtige Botschaft an die Öffentlichkeit richtet. Es ist wichtig, zu zeigen, dass es trotz einiger Vorbehalte gegenüber ihrer ethnischen Gemeinschaft junge Leute gibt, die gewillt sind, zu lernen und zur Entwicklung ihres Landes beizutragen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: ©FDFA



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