Inmitten der Wohngebäude im Wohnviertel „Kaleto“ in Widin zeichnet sich die Silhouette der einstigen Synagoge ab. Und obwohl der Zahn der Zeit und die Fahrlässigkeit der Menschen ihrer strengen Schönheit arg zugesetzt haben, strahlt ihre Fassade immer noch die Erhabenheit aus, die ihr italienische Architekten vor über einem Jahrhundert verliehen haben.
Die Synagoge wahrt die Erinnerung an das friedliche, tolerante Miteinander von Bulgaren, Türken, Armeniern, Juden und Zigeunern bis Mitte des 20. Jahrhunderts; an den Judenstern, den Jacobs Nachfahren in der Zeit 1991-1944 in der Öffentlichkeit tragen mussten, als Bulgarien ein Verbündeter des Dritten Reichs war; an die freiwillige Auswanderung von 1.200 Juden aus Widin in den neuen Staat Israel in den 1950er Jahren. Eben um die Hälfte des 20. Jahrhunderts hat die Synagoge ihre Funktion als Gotteshaus verloren. Nun erinnert nur das Skelett des Gebäudes an seine einstige Pracht.
Bereits im nächsten Jahr könnte die Synagoge jedoch wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen, falls das Projekt über ihre Restaurierung erfolgreich zu Ende geführt wird – im Unterschied zum misslungenen Versuch aus den 1980er Jahren, nach dem das prächtige Bauwerk zu jämmerlichen Ruinen verkommen ist.
„Damals wurde beschlossen, die Dachkonstruktion der Synagoge auszuwechseln. Also wurde das Dach entfernt und in die Mitte des Gebäudes ein Kran aufgestellt“, erinnert sich Architekt Ljubomir Stanislawow, Autor des Projekts zur Restaurierung der Synagoge.
„Allerdings ging 1986 das Geld zu Ende, die Bauleute beseitigten den Kran aus dem Objekt und ließen die neue Metallkonstruktion im Hof zurück, ohne etwas für den Schutz des Gebäudes zu unternehmen. Dieser Akt grenzt an Vandalismus, denn die Aufstellung des Krans mitten in die Synagoge ist der eigentliche Grund dafür, warum sie heutzutage eine erbärmliche Ruine ist.“
2017 hat die Organisation der Juden „Schalom“ die Synagoge an die Stadtgemeinde Widin vermacht, unter der Bedingung, dass das Gebäude nach seiner Restaurierung in ein Kulturzentrum verwandelt wird. Dieses soll den Namen des bekannten französischen Künstlers Jules Pascin tragen, der der jüdischen Gemeinschaft in Widin entstammt.
Den örtlichen Behörden ist es gelungen, im Rahmen des operationellen EU-Programms „Regionen im Wachstum“ eine unentgeltliche Finanzierung an Land zu ziehen und vom Fonds für städtische Entwicklung einen Kredit zu erhalten. Nun ist man zuversichtlich, dass die Synagoge mit diesen Mitteln (10 Millionen Lewa oder ca. 5 Millionen Euro) bereits gegen Jahresende in ihre neue Rolle überführt werden kann.
„Die Synagoge soll wieder ihr ursprüngliches Aussehen erlangen, so wie sie nach ihrer Fertigstellung vor 125 Jahren original ausgesehen hat“, erläutert der Architekt. „Zum Glück verfügen wir über erhaltene Archivdokumente und Aufnahmen, mit deren Hilfe sich das einstige Gotteshaus wieder in eine der majestätischsten Bauten entlang der Donau verwandeln wird. Es ist durchaus kein Zufall, dass hier, buchstäblich in einem Radius von 100 Metern, die wertvollsten historischen Gebäude der Stadt liegen.“
Worten des Architekten zufolge stellt die Synagoge in Widin eine dreischiffige Basilika mit einem Narthex dar, mit einer Galerie und vier Türmen. Das ist ein monumentales Bauwerk, das ein untrennbarer Bestandteil der Stadtgeschichte ist. Die Synagoge in Widin ist die zweigrößte an der Donau nach dieser in Budapest und die zweitgrößte in Bulgarien nach der Synagoge in Sofia.
„Das Gebäude wird in einen multifunktionalen Saal mit guter Akustik verwandelt, wo man Konzerte, Ausstellungen, Treffen und warum nicht auch Feiern organisieren wird“, führt Architekt Stanislawow weiter aus. „In den Räumlichkeiten im Obergeschoss werden Expositionen gezeigt, die mit dem Schaffen von Jules Pascin verbunden sind. Dort werden sich auch die Bibliothek und die Räume befinden, die die Organisation „Schalom“ für ihre Aktivitäten benutzen wird. Natürlich wird das Gebäude auch den Touristen offen stehen, die hier Souvenirs, Broschüren und Bücher rund um die Geschichte der Synagoge erwerben können. Das wird die Stadt bereichern, die zwar bereits über eine weitläufige Sporthalle verfügt, nicht aber über ein Zentrum für kulturelle Veranstaltungen.“
In Widin, wo früher eine der größten jüdischen Gemeinschaften Bulgariens beheimatet war, leben heute nur wenige ihrer Vertreter. Ihr Gebetshaus wird aber für immer die Erinnerung an die Bulgaren lebendig erhalten, die sich zusammengetan haben, um ihre Juden vor den Nazis zu retten.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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