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Die Frauen im Leben von Christo Botew

Die Gestalt des großen bulgarischen Dichters, Publizisten und Revolutionärs nimmt deutlichere Konturen an – mit Hilfe eines neuen Buches, das den Damen gewidmet ist, die ihn inspiriert haben.

Die Frauen, die die zartesten Saiten im Herzen des genialen bulgarischen Dichters Christo Botew berührt haben, werden als bemerkenswert und feinfühlig beschrieben. Sie waren nicht nur sehr hübsch und belesen, sondern wurden von höheren Idealen getragen. Wer waren diese Frauen und warum sind sie im Schatten des Dichters geblieben? Aus den wenigen biographischen Anhaltspunkten wissen wir teilweise etwas über seine Ehefrau Weneta. Im Laufe langer Jahre wurde den Bulgaren eingeredet, der geniale bulgarische Poet und Freiheitskämpfer Christo Botew sei derart von der Idee der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft vereinnahmt, dass es in seinem Herzen keinen Platz für Liebe zu einer Frau gab. Als Beweis dafür führen Forscher sein Gedicht „An meine erste Liebe“ an. Darin erklärt der Dichter seiner Liebsten, dass er nicht an Liebe denken kann, solange sein Volk leidet. Falls wir aber tiefer in sein Schaffen tauchen, werden wir darin die Liebe in all ihren Dimensionen erkennen. Von dieser Idee ließ sich auch der Verleger Plamen Totew leiten, der die Gedichte des bulgarischen Lieblingsdichters aus der Wiedergeburtszeit neu aufgelegt hat, um die Liebe aufzuzeigen, die Christo Botew beim Verfassen jedes einzelnen Verses inspiriert hat.

Wir haben im Buch, das wir in Anlehnung an das berühmte Gedicht von Botew „An meine erste Liebe“ betitelt haben, auch alle anderen Gedichte veröffentlicht und ihre Entstehungsgeschichte erklärt. Im Buch ist auch eine Studie von Ljudmila Gabrowska enthalten, in deren Fokus die Frauen stehen, die von Christo Botew geliebt wurden. Wir haben versucht, hinter der gängigen Lehrbuchfassade die Gefühlswelt von Botew aufzudecken.  Wir klären auch die Umstände, die ihn dazu bewogen haben, diesen Weg einzuschlagen und diese Gedichte zu schreiben“, sagt Plamen Totew.

Seinen Worten zufolge gibt es unter den Biographien von Christo Botew keine einzige, die die Frauen beleuchtet, welche den Schöpfer inspiriert haben und die Bedeutung dieser Frauen für die kulturelle Entwicklung Bulgariens hervorhebt. Im neuen Buch hält Ljudmila Gabrowska mit Hilfe authentischer historischer Dokumente besonders präzise und dokumentarisch exakt die Züge dieser Frauen fest, die bleibende Spuren im Herzen des Dichters hinterlassen haben.

M. GoranowaP. SchuschulowaWir zeigen ihn in der Tat in einem wenig bekannten Licht als Mann, der geliebt hat und für den die Liebe eine Quelle der Inspiration war. Ljudmila Gabrowska ist es gelungen, wenig bekannte Fakten aufzuspüren. Das Buch ist ein kleines Juwel. Die farbigen Illustrationen sind aus Bildern von Raliza Dentschewa, einer bemerkenswerten Gegenwartskünstlerin. Der Gedichtband enthält auch viele authentische Fotos der Frauen, die Botew geliebt hat. Die Leser können sich nicht nur ein Bild davon machen, wie sie ausgesehen haben, sondern erfahren auch, wie sie sich mit Botew getroffen haben. Es gibt drei Frauen, die Spuren in seinem Leben hinterlassen haben. Die erste ist Paraschkewa Schuschulowa, eine Lehrerin, die in Russland studiert hat. Sie war eine außerordentlich intelligente und belesene Frau und das war es vielleicht auch, was Botew fasziniert hat. Sie lernten sich in Russland kennen und trafen sich später in Kalofer, wo sie als Lehrerin gearbeitet hat. Man hat die beiden öfters zusammen gesehen und das war etwas, was in einer geschlossenen patriarchalischen Gesellschaft wie diese in Kalofer für Gesprächsstoff sorgte. Schon damals fragte man sich, wem das Gedicht „An meine erste Liebe“ wohl gewidmet sein mag. Ob es von Paraschkewa Schuschulowa inspiriert wurde oder von der nächsten Liebe des Poeten Maria Goranowa?"

Die Hypothesen heutzutage weisen mehr in Richtung Maria Goranowa, da sie eine wundersame Stimme hatte, wie es auch im Gedicht heißt. Sie hat ihr Studium in Prag abgeschlossen und hatte dort eine glänzende Musikkarriere vor sich. Aber sie zog es vor, nach Bulgarien zurückzukehren, weil sie ihre Mission darin sah, die Bildung und Emanzipation der Frauen in der Heimat zu fördern. Das war eine Denkweise, die seinerzeit, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, skandalträchtig war. Die dritte Frau ist Weneta – eine sehr starke Persönlichkeit, die gegen alle gesellschaftlichen Regeln ihren ersten Mann verlassen hat und mit ihrem Kind nach Rumänien geflohen ist. Dort ist sie Christo Botew begegnet, hinter sie sich gestellt hat. Sie teilte seine Ideen und unterstützte ihn auf dem Weg, den er beschritten hatte. „Sie war vielleicht der wahrgewordene Traum der Liebsten aus dem Gedicht „An meine erste Liebe“, meint Plamen Totew und weiter:

Wir versuchen tatsächlich, Botew als einen Menschen aus Fleisch und Blut zu zeigen. Wir sind nicht nach irgendwelchen Sensationen aus, sondern suchen die Logik, den Leitfaden in seiner Entwicklung. Das ist kein regulärer Sammelband aus zusammengetragenen Fakten, sondern eine Erzählung über die Lebensgeschichte und die Lieben von Botew“, sagte abschließend Plamen Totew.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Darina Grigorowa und Archiv



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