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1150. Todestag des Heiligen Konstantin-Kyrill Philosoph

Prof. Slawia Barliewa: In ganz Europa werden die Lehrstühle für Bulgaristik auf Kosten der Russistik geschlossen

Auch 1150 Jahre nach der Entschlafung des Heiligen Konstantin-Kyrill Philosoph am 14. Februar 869 werden sein Werk und seine Vita von Wissenschaftlern einer Reihe von Staaten erforscht. An dem Tag, an dem sein Erscheinen vor Gott gefeiert wird, präsentieren Wissenschaftler aus Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Italien, Polen und Russland auf der Konferenz „Ihm werde Ruhm, Ehre und Ehrerbietung zuteil“ die neuesten Ergebnisse ihrer Forschung. Das dreitätige wissenschaftliche Forum wurde vom Wissenschaftlichen Forschungszentrum Kyrill und Method an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften organisiert.

Wir ehren Konstantin-Kyrill Philosoph, der gemeinsam mit seinem Bruder Method das slawische Schrifttum geschaffen hat. Noch mehr Ehre gebührt ihm für seinen Beitrag für die altbulgarische Literatursprache, die neben Griechisch und Latein als die dritte klassische Sprache des Christentums im Mittelalter in Europa anerkannt ist. Die bulgarischen Landen haben seit je her Raum für die Entfaltung der alten grafischen Kultur gegeben – dem griechischen und lateinischen Schrifttum, dem gothischen Alphabet und natürlich der kyrillischen Schrift.

Wir müssen unentwegt unterstreichen, dass das Kyrillische von den Schülern von Kyrill und Method in Bulgarien geschaffen wurde und diese Schrift unser größter Beitrag für die europäische Kultur ist. Wenn es die aufgeklärten Herrscher dieser Epoche nicht gegeben hätte, dann wäre nichts von diesem heiligen Werk erhalten geblieben und wir würden, genauso wie die Westslawen, mit lateinischen Buchstaben schreiben“, erklärt die Direktorin des Forschungszentrums Kyrill und Method Prof. Slawia Barliewa und fügt hinzu, dass nicht vergessen werden sollte, dass Kyrill und Method das griechisch-römische Modell der europäischen Kultur durch das Hineinbringen eines slawischen Elements verändert haben. Deshalb dürfen wir grobe Unterstellungen, dass die Kyrillische Schrift in Mazedonien entstanden ist, nicht erlauben. Wir sollten den jungen Menschen erklären, dass das Alphabet zu den Grundfesten der nationalen Identität gehört, dass es uns vor jeglichen Assimilationsversuchen bewahrt hat und wir deshalb das Alphabet nicht aufgeben dürfen. Es ist erschreckend zu erfahren, dass dieses Wissen durch fingierte Fakten zum Zwecke eines fremden geopolitischen Spiels verloren gehen könnte, sagt Prof. Slawia Barliewa weiter, die sehr beunruhigend über die Tatsache ist, dass die Lehrstühle für die so genannten kleinen slawischen Sprachen zugunsten der Russistik geschlossen werden.

Das ist ein leicht zu erklärendes politisches und wirtschaftliches Phänomen, das bedauerlicherweise gegen die Interessen der Slawisten und gegen das Werk von Kyrill und Method vorgeht“, unterstreicht Prof. Barliewa und nennt als Beispiel den Lehrstuhl für Slawistik und Balkanistik an der Universität in Wien, wo ernsthafte Forschung betrieben wurde. „Anstelle des jungen österreichischen Wissenschaftlers, der gut Bulgarisch und Serbisch sprach, wurde aus Russland ein Experte beordert, vielleicht ein ebenso guter Wissenschaftler, der aber gar nichts mit Balkanistik zu tun hat“, entrüstet sich die Professorin. „In diesem Lehrstuhl gibt es heute nur Russisten und keinen einzigen Vertreter der Balkanstaaten. Die Bulgarische Akademie der Wissenschaften hat sich an den österreichischen Minister für Bildung und Wissenschaft mit dem Apell gewandt, die Bulgaristik zu erhalten, doch das ist nicht geschehen. Bedauerlicherweise hat der bulgarische Staat und konkret das bulgarische Außenministerium nichts in der Richtung getan, obwohl es um Hilfe gebeten wurde.

Die Bilanz der Tatenlosigkeit ist das Fehlen einer weiteren Stätte für die Ausbildung von Botschaftern der bulgarischen Kultur in der Welt. Die Tatenlosigkeit, das Desinteresse und die demonstrierte Ignoranz der heutigen Machthaber gegenüber den kulturellen Werten ist erschreckend, denn dieses Verhalten wird sich auf die Generationen nach uns auswirken“, kommentiert Prof. Slawia Barliewa.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Foto: Archiv und BTA



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