Am 1. Februar wurde einer der bedeutendsten bulgarischen Künstler geboren – Wladimir Dimitrow der Meister (1. Februar 1882 – 24. September 1960). Diesen Tag begehen die Bewohner des Dorfes Schischkowzi bei Kjustendil als großes Fest, da sie den Künstler hoch in Ehren halten. In ihrem Dorf hat Wladimir Dimitrow einen großen Teil seiner Werke kreiert. Dort befindet sich auch seine letzte Ruhestätte.
Wladimir Dimitrow der Meister nahm an den Balkankriegen und am Ersten Weltkrieg teil. Als Kriegsmaler hat er die bulgarischen Truppen und Soldaten in Hunderten Skizzen festgehalten. Er hat es verstanden, die Emotionen in den Schützengräben schicht und mit Feingefühl wiederzugeben. Wladimir Dimitrow war der erste offizielle Kriegskorrespondent. Kritiker betonen, dass sich seine Bilder durch expressive Farben, eine idealistische und symbolische Pinselführung auszeichnen. Selbst nachdem er in den USA, Istanbul und Italien gemalt hat, selbst nach London, Paris, Brüssel, Dresden und Wien hat er im „Obstgarten Bulgariens“ Inspiration geschöpft und seine größten Meisterwerke in Schischkowzi geschaffen.
Der Einladung seines Freundes Andon Wijatschew folgend, mit er sich aus Zeiten des Ersten Weltkrieges kannte, kam Wladimir Dimitrow 1924 zum ersten Mal ins Dorf. Schnell gewann er die Sympathie, Freundschaft und das Vertrauen der hiesigen Bauern. An diesem Ort schuf er Kunst von Weltrang. „Wenn es einen Himmel auf Erden gibt, dann ist das Schischkowki im Herzen der Region Kjustendil“, heißt es in einem Brief von ihm. Mehrere Objekte im Dorf sind mit seinem Namen verbunden. Das Haus an, in dem er gelebt und gearbeitet hat, lockt aber meisten Besucher an. Dort sind Sachen ausgestellt, die ihm gehört haben sowie Reproduktionen seiner bedeutendsten Werke.
Wanja Risowa, die Sekretärin des Volkskulturhauses „Wladimir Dimitrow der Meister 1919“ in Schischkowzi erzählt, dass das Volkskulturhaus 1982 dank der UNESCO renoviert wurde. 1982 wurden 100 Jahre seit der Geburt des Künstlers begangen. Seither sind 37 Jahre ins Land gegangen, doch der 1. Februar ist nach wie vor ein großer Festtag für die Einwohner von Schischkowzi.
„Für alle im Dorf ist Wladimir Dimitrow der Meister nicht nur ein Mensch und ein Künstler, sondern regelrecht eine Ikone. Sowohl die alten Generationen als auch die jungen Leute achten, lieben und verehren ihn. Wir sind sehr stolz darauf, dass seine Wahl auf Schischkowzi gefallen ist und dass wir in diesem bemerkenswerten Dorf leben. Unser Museum ist eine Filiale der Galerie in Kjustendil. Wir sind jedoch überzeugt, dass das Gefühl hier viel echter ist, weil der Geist des Meisters hier im Dorf weiterhin lebendig ist und uns allen Energie gibt. Er war ein sehr großzügiger Mensch. Leider sind nach all den Jahren nur noch wenige Menschen am Leben, die ihn persönlich kannten, darunter die 83jährige Bojanka Scheljowowa. Sie war damals 8 oder 9 Jahre alt und kann sich noch gut daran erinnern, wie er gemalt hat.
Sie sagt, dass er ein sehr lieber, hilfsbereiter und heiterer Mensch war. Er hat seine Kleider und Geld an die Armen verschenkt, weil das Elend in jenen harten Zeiten groß war. Deshalb erschien er den Leuten wie ein Gott. Immer, wenn er aus Amerika zurückkam, wohin er des öfteren reiste, versammelte er die Leute auf dem Dorfplatz und versicherte ihnen, dass in der Gegend von Kjustendil der Himmel auf Erden sei. Diese Worte rühren unsere Herzen bis heute, denn sie zeugen von seiner Liebe zu unseren Bauern.“
„Das Fest wird am 1. Februar in der Stadtgalerie in Kjustendil eingeläutet, wo es eine große Ausstellung mit Originalen von Wladimir Dimitrow der Meister eingerichtet ist. Jedes Jahr finden sich an diesem Datum Künstler und Kunstliebhaber aus Sofia hier ein. Sie besuchen auch das Dorf Schischkowzi, wo sie vor dem Denkmal des Künstlers Blumen niederlegen. Danach versammeln sich alle im Hof seines einstigen Hauses, das jetzt ein Museum ist. Jetzt haben wir neue, bessere Reproduktionen seiner Bilder ausgestellt. Wir sind bemüht, alles, was mit ihm in Verbindung steht, präzise auszuwählen und zu exponieren“, betont Wanja Risowa.
„Nur jemand, der die Kunst des Meisters nicht kennt, kann sich nicht ausmalen, was dieser Mann uns und ganz Bulgarien hinterlassen hat. Wladimir Dimitrow der Meister ist unser Reichtum. Und aus diesem Grund ist der 1. Februar für Schischkowzi ein Fest. Wir empfangen unsere Gäste mit unserer traditionellen Spezialität – mit Kohl gefüllte Rundbrote oder Blätterteig sowie mit Schnaps und Wein. An diesem Tag gedenken wir an die Güte von Wladimir Dimitrow der Meister, mit der ihn die Anwohner hier in Angedenken haben. Das ist es auch, was er uns vermacht hat: Wir sollten großzügiger zueinander sein und uns gegenseitig lieben und achten“, sagte abschließend Wanja Risowa, Sekretärin des Volkskulturhauses „Wladimir Dimitrow der Meister 1919“ in Schischkowzi.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: kustendil.bg
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