Im März 2018 katapultierte sie ihr Erfolg an die Spitze der Weltrangliste im Dreisprung. Auf den Olympischen Sommerspielen für Junioren und auf der Weltmeisterschaft errang sie Gold und lieferte das beste Ergebnis für die Saison.
„Auf der Jugend-Europameisterschaft im ungarischen Győr, mein erster Wettkampf für das Jahr, hatten wir Gold erwartet, aber nur Silber gewonnen“, erzählt Alexandra. Sie spricht in der Pluralform, um ihre Anerkennung für ihren Trainer zum Ausdruck zu bringen. „Auf dem größeren und bedeutenderen Wettkampf, der Jugendweltmeisterschaft im finnischen Tampere, nur eine Woche später, haben wir Gold erkämpft, ohne dass wir das erwartet hatten. Für die Olympiade hatte mein Trainer den Plan so aufgestellt, dass wir zur Höchstform auflaufen.“
Zur Jugendolympiade in Buenos Aires eingetroffen, erklärte Alexandra, dass sie einzig für die Goldmedaille springen werde. Dabei war sie der Spanierin Maria Vicente, die sie auf der Europameisterschaft besiegt hatte, eine Revanche schuldig.
„Meinem Trainer ist es gelungen, mich am Wettkampftag zu motivieren. Ich wollte olympisches Gold und habe die ganze Zeit nur daran gedacht. Er hat mir geholfen, mich zu sammeln und mich nur auf unsere Sprünge zu konzentrieren. Ich war die Ruhe selbst als ich die Anlaufbahn betrat und beim zweiten Versuch sprang ich 13,86 m.“ Maria Vicente blieb ganze 19 cm hinter der Bulgarin.
Nach den Anfängen im Sport gefragt, antwortet Alexandra stets, dass die Leichtathletik sie auserwählt hat. Im Alter von nur 3 Jahren besuchte sie gemeinsam mit Nicol, der Tochter der ehemaligen Vizemeisterin im Dreisprung, Iwa Prandschewa, den Kindergarten. Die Mädchen freundeten sich an und begannen in der 1. Klasse bei der namhaften Leichtathletin zu trainieren. Recht bald wählte Nicol aber den Volleyball, während Alexandra ihre ersten Kinderwettkämpfe bestritt, bis sie eines Tages von Stojko Zonew für den großen Sport entdeckt wurde.
„Alexandra hat zwei Stärken – ihr Talent für das Springen und ihr starker Wunsch, die Beste zu sein. Die Kombination daraus und die gute Vorbereitung haben zu diesen bombastischen Erfolgen geführt“, freut sich der Trainer über seinen Schützling und vermerkt, dass die meisten Menschen gar nicht begriffen hätten, was Alexandra in nur einer halben Saison geleistet hat. „Niemand vor ihr hat in so kurzer Zeit Medaillen aus einer Europa-, Welt- und Olympischen Jungend-Spielen gewonnen.“
Wie jeder Sportler, so träumt auch Alexandra davon, eines Tages sich mit der olympischen Goldmedaille für die Großen schmücken zu können. Nach dem Gold in Tokio im kommenden Jahr zu greifen, hält sie für dreist. Ihr Ziel ist, die guten Ergebnisse der letzten Saison zu halten und sie etappenweise zu verbessern. Genau den gleichen Rat erteilte ihr auch die olympische Goldmedaillengewinnerin im Dreisprung Teresa Marinowa.
„Teresa Marinowa hat Zeichen gesetzt und Rekorde hinterlassen, die es zu übertreffen gilt. Ich trete in ihren Fußstapfen“, sagt Alexandra und fügt hinzu, dass sie bisher alle Ergebnisse, die Teresa in ihrem Alter erreicht hatte, belegt hat. „Doch Teresa hat einen Weltrekord von 14,62 m, den ich in den kommenden zwei Jahren zu verbessern versuchen werde“, schwört Alexandra Natschewa.
Ob Alexandra Natschewa eines Tages die bulgarische Nationalhymne zum zweiten Mal als Siegerin bei Olympischen Spielen hören wird, bleibt abzuwarten. „Auch wenn du alles perfekt geplant, trainiert und das Beste gegeben hast, kannst du kein Olympiasieger werden, wenn Gott dich nicht dazu auserkoren hat“, glaubt der Trainer von Alexandra, Stoiko Zonow.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Privatarchiv
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