Irene Markoff ist Musikprofessorin an der York University in Toronto und Gründerin und Leiterin des Chors für bulgarische Volkslieder „Von der Quelle“ und der Gruppe „Honigstimme“, die in ihrem Repertoire authentische und bearbeitete Folklore aus Bulgarien und der Balkanregion hat. Geboren wurde sie in der kanadischen Metropole, hat aber bulgarische Wurzeln.
„Ich bin bulgarischer Abstammung, meine Mutter kommt aus Bosilegrad in den ehemaligen bulgarischen Westgebieten. Später ist die Familie nach Kjustendil gezogen und 1929 nach Kanada ausgewandert. Mein Vater stammt aus Nordbulgarien. Als ich klein war, kamen uns viele Bulgaren zu besuchen. Unser Haus war immer voller Menschen, die gesungen und getanzt haben. Ich bin mit der bulgarischen Volksmusik groß geworden und habe sogar in einem Ensemble für bulgarische Volkstänze mitgemacht. Diese Musik war ein sehr wichtiger Bestandteil im Leben meiner Familie“, erzählt die Musikprofessorin, die zuerst an der University of Toronto und danach auch in Bulgarien studiert hat.
„Zuletzt war ich vor zwei Jahren zu einer Konferenz in Bulgarien. Mir gefällt es immer hier zu sein, weil ich Verwandte und Bekannte habe. Das gibt mir mehr Möglichkeiten für meine Forschungen und erweitert meinen Bekanntenkreis. Bulgarien ist meine zweite Heimat.“
Studiert hat Prof. Markoff an der Nationalen Musikakademie bei Prof. Stojan Dschudschew. Ihr besonderes Interesse gilt der Musik aus der Region Pirin, weil dort die Lieder zweistimmig gesungen werden. Später wurde sie von Prof. Nikolaj Kaufman eingeladen, am Musikinstitut an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften zu arbeiten.
„In der Zeit, in der ich in Bulgarien gelebt habe, habe ich sehr viele Lieder gesammelt und sehr viel über die bulgarische Folklore lernen können“, erzählt Prof. Markoff, die später Doktorandin in den USA war, in einem kroatischen Frauenchor gesungen hat und in der City University of Seattle Kroatisch lernen konnte. Ihre Dissertation war über die türkische Folklore.
Den Chor „Meden glas“ (zu Deutsch „Honigstimme“) hat Prof. Markoff 2014 mit ihren Studenten gegründet, die sie im Singen von Volksliedern des Balkans unterrichtet hat. Der Name sei auch kein Zufall erzählt sie. „Med“ bedeutet auf Bulgarisch Honig, aber auch Kupfer. Das bulgarische Wort „glas“ bedeutet Stimme. Das soll die spezifische Abfärbung der Balkanstimmen symbolisieren – süß, aber auch metallisch.
Das Repertoire des Chors besteht aus Liedern, die Prof. Markoff erforscht und bearbeitet hat. Außer bulgarische Volkslieder werden auch Lieder aus Serbien, Mazedonien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Griechenland und der Türkei, manchmal sogar aus Kurdistan und Iran gesungen.
Im Chor selbst singen eine Russin aus Kasachstan, Italiener und Inder mit. Sie alle lieben die bulgarische Folklore.
Der Chor „Von der Quelle“ hat am 16. Dezember in der Kirche „Heiliger Dimiter“ in der Nähe von Toronto eine Aufführung.Beim Hineingehen in die Kirche soll das Lied „Ein Vogel singt“ aus der Folkloreregion der Schopen erklingen. Danach will der Chor ein Hochzeitslied zum Besten geben, weil in Bulgarien im Winter viele Hochzeiten gefeiert werden. Nicht fehlen darf auch ein Lied aus der Pirin-Region. „Es soll ein lebendiges und festliches Konzert werden“, verspricht Prof. Markoff und wünscht aus dem fernen Kanada allen in Bulgarien frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr!
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Privatarchiv
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