Für den in Bulgarien populären Dudelsackspieler Petyo Kostadinov war das zu Ende gehende Jahr ein Jubiläumsjahr – der Musiker wurde 50 Jahre alt. Ein guter Anlass für einen Rückblick.
Kostadinow ist vor allem als Virtuose und Neuerer im Dudelsackspiel, für seine erfolgreichen Interpretationen und solistischen Auftritte sowie für seine interessanten Kompositionen im Folklorestil bekannt. Er kennt sich bestens in den alten Folklorestilen und Spielweisen aus, experimentiert aber auch gern. Und so ist es kein Wunder, dass er ein gerngesehener Gastmusiker in- und ausländischer Projekte ist.
Petyo Kostadinov hat an der Nationalen Folkloreschule „Philipp Kutew“ in Kotel gelernt und danach an der Musikakademie in Plowdiw studiert. Im Anschluss konnte er Erfahrungen im Ensemble „Thrakia“ und dem Volksmusikorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks sammeln, in dem er heute zu den markantesten Solisten gehört.
In ganz anderem Licht erlebt ihn das Publikum als Musiker der Ethno-Formation „Bulgara“, die auf moderne Weise die Volksmusik interpretiert.
„Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der viel Volksmusik gehört wurde“, erinnert sich Petyo Kostadinov. „Mein Großvater mütterlicherseits spielte Dudelsack. Er drückte mir als Erster dieses Instrument in die Hände, legte meine Finger auf den Grifflöchern zurecht und los ging es. Ich lernte bei Dobri Seleminowski aus dem Dorf Samuilowo bei Sliwen, der mich auf die Musikschule in Kotel vorbereitete. Dort hatte ich das Glück, bei anderen guten Lehrern zu lernen. Als Vorbild dienten uns die angesehenen Dudelsackspieler, wie Kostadin Warimesow u.a. Nach meinem Abschluss habe ich sogar selbst an derselben Schule unterrichten können. Ich freue mich, dass heute einige meiner damaligen Schüler u.a. im Ensemble „Thrakia“ und an der Musikakademie in Plowdiw wirken. Ich selbst habe 8 Jahre lang im Thrakia-Ensemble mitgemacht. Die Arbeit dort schuf eine gute Grundlage. Wir haben viele Konzerte im In- und Ausland gegeben, was ein einzigartiges Erlebnis ist. 2001 zog ich mit meiner Familie nach Sofia, wo ich am Folkloreorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks aufgenommen wurde. Zu jener Zeit begann ich selbst Stücke im Folklorestil zu schreiben. In einem davon führte ich zwei Borduntöne ein (üblich ist nur einer). Momentan erarbeite ich neue Spielweisen, die in der Gruppe „Bulgara“ zur Anwendung kommen. In dieser Formation fühle ich mich wohl und wir haben mit den Kollegen viel Spaß. Es entsteht ein Mix aus bulgarischer Folklore, Rock, Jazz und anderen Stilrichtungen. Wir treten meist in Klubs und auf Festivals in Bulgarien und in Europa auf. In den Jahren 2003/2004 hatten wir das Vergnügen, mit dem international anerkannten Musiker Miltscho Lewiew im renommierten Bulgaria-Saal zusammenzuspielen. Das war ein besonderes Erlebnis. 2005 traten wir wiederum als Vorgruppe auf dem Konzert des Gitarristen Al Di Meola im Nationalen Kulturpalastin Sofia auf. Die Konzerte mit dem Volksmusikorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks sind ihrerseits ebenso emotionsgeladen…
Alles, was ich bisher aufgezählt habe, verdiene ich dem Dudelsack. Für mich stellt dieses Instrument alles dar. Es ist ein Volksmusikinstrument, jedoch mit unwahrscheinlichen Möglichkeiten. Ich würde den jungen Dudelsackspielern empfehlen, sich mit der traditionellen Spielweise bestens vertraut zu machen und darauf aufbauend nach neuen Wegen zu suchen. Es gibt noch Vieles zu entdecken.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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