Dimitar Kasakow-Neron galt als exzentrisch, eigenwillig, eigenbrötlerisch, doch er ließ diese Beschreibungen seiner Person stillschweigend an sich abperlen, um seinen Phantasien wortlos Gestalt und Farbe zu verleihen. Ehrlich und frei in der Kunst, verschafft er privat nur Wenigen Zugang zu seiner Innenwelt.
19 bisher nicht gezeigte Zeichnungen und Grafiken aus den Anfangsjahren des Malers Dimitar Kasakow-Neron, die meisten von ihnen mit lithografischer Tinte gezeichnet und in Erdtönen gehalten, stellt die Galerie Loran aus.
„Die Ausstellung unterscheidet sich von den bekannten Arbeiten des Künstlers, denn es handelt sich um Werke, die er in einer sehr frühen Phase seiner künstlerischen Laufbahn entstanden sind“, erläutert die Kunstwissenschaftlerin Mariana Awramowa. „Gezeichnet hat er sie während seines Armeedienstes und zu Beginn seines Studiums an der Kunsthochschule. In dieser Phase ist er noch sehr weit von seinem späteren Interesse für die Folklore und die rituellen Bräuche entfernt.“
Eine Reihe der Bilder sind der Mutterschaft gewidmet. Es gibt auch Skizzen, die zur Vorlage späterer Werke gedient haben. Viele sind narrative Malerei, die antike und christliche Szenen wie die Verkündung des Herrn und die Geburt Christi interpretiert. Die meisten dieser Szenen sind durch die unnachahmliche Handschrift Kasakows geprägt, mit stilisierten und trotzdem sehr lebhaften Gestalten.
Auf dem Bild seiner Familie, das eigentlich ein dreifaches Porträt darstellen müsste, sind die Mutter und das Kind dargestellt, die Vatergestalt ist nur angedeutet, vielleicht deshalb, weil Neron seinen Vater sehr früh verloren hat.
Dimitar Kasakow wurde vor 85 Jahren im Dorf Zarski Iswor bei Weliko Tarnowo geboren und wie er selbst in einem Interview erzählt, erblickte er auf einem Feld unter einem Birnenbaum das Licht der Welt. Seit frühester Kindheit hatte der Junge, dessen Vater früh verstorben war, ein schweres Leben. In der Früh hütete er die Kühe, das Lied der Vögel übertönte sein Kinderweinen. Vor Augen hatte er immer die Schöpfung Gottes und übertrug ihre Schönheit womit ihm gerade zur Hand fiel – Erde, Ton, Holz.
Eines Tages, als er gerade dabei war, einen Gegenstand zu erschaffen, fuhr Ljubo Andreew, einer seiner Mitbewohner mit seiner Kutsche vorbei und wurde auf den Jungen aufmerksam. Er war es, der ihm den Weg in die Schule ebnete und im Zuckerwerk in Gorna Orjachowiza Arbeit besorgte. Dimitar Kasakow konnte sich als 20jähriger an der Kunsthochschule in Sofia einschreiben. Während des ganzen Studiums musste er schwere Kohlesäcke schleppen, um es finanzieren zu können.
„Kasakow hatte ein wirklich schweres Leben“, bestätigt Mariana Awramowa. „Lange Zeit lebte er in der Provinz, leistete in Gorna Orjachowiza seinen Militärdienst. Nach dem Studium wurde er nach Pasardschik delegiert, wo er in einer Fabrik als Maler gearbeitet hat.“
1970 entschied er sich, nach Sofia umzusiedeln, doch das war ihm nicht erlaubt. Er war weder in Sofia geboren, noch hatte er dort eingeheiratet. Ob man in Sofia einen ständigen Wohnsitz haben durfte, entschieden zu der damaligen Zeit die Behörden oder die herrschende sozialistische Partei. Aus diesem Grund ließ er sich in Bozhuriste in der Nähe der Hauptstadt nieder. Erst seine Bekanntheit verhalf Dimitar Kasakow in den 1980iger Jahren zur Berechtigung, in der Hauptstadt wohnen zu dürfen.
Schon als Student rebellierte er gegen die von Partei und Staat gelenkte Kunst, was ihm viele Feinde einbrachte. Von der Macht nicht unbedingt geliebt, fand die Kunst von Dimitar Kasakow-Neron jedoch großen Anklang in New York, Paris, Wien, Tokio, Toronto. Seine Werke sind im Besitz der Abteilungen für moderne Kunst im Louvre, des Puschkin-Museums in Moskau und der Kaiserkollektion in Tokio. „Der damals in der Kunst vorherrschende sozialistische Realismus hat natürlich auch Kasakow beeinflusst, doch er hatte schon 1961 einen eigenen Stil und die Ausstellung beweist das eindeutig“, unterstreicht Mariana Awramowa.
Kasakows Bilder zeichnen sich durch stilisierte und expressionistische Ausdrucksformen aus, die Ähnlichkeit mit den Werken Chagalls, Picassos und der frühen Modernisten des 20. Jahrhunderts aufweisen. Der Künstler verließ 1992 diese Welt.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: galleryloran.com und Diana Zankowa
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