Als sie klein war, ließ sie sich mit den Medaillen des Dreisprung-Olympiasieger Christo Markow fotografieren und träumte davon, Sternstunden wie ihn zu erleben. In ihren freien Minuten fern der Turnhalle las sie Alexandre Dumas und versprach sich, eines Tages die Geheimnisse von Paris zu ergründen.
Wir erlebten Elisabet Paissiewa als Freiwillige auf den Weltmeisterschaften in Rhythmischer Sportgymnastik in Sofia 2018. Vor 10 Jahren beteiligte sie sich noch aktiv an Wettkämpfen, wählte jedoch nun die Emotionen „hinter dem Vorhang“ – als Beobachter und nicht als Akteur.
Bereits im Alter von 14 Jahren zählte Elisabet zu den sogenannten „goldenen Mädchen“. So bezeichnet man in Bulgarien die Gymnastinnen, die stets Gold-Medaillen mit nach Hause bringen. Acht Jahre lang war Elisabet aktiv – zwei Olympische Spiele (Athen und Peking), mehrere Welt- und Europameisterschaften, eine Vielzahl Weltcups – alles in allem 75 Medaillen in einer stark subjektiv bewerteten Sportart, in der die Schiedsrichter den Ausgang des Wettkampfes maßgebend entscheiden.
„In den letzten Jahren werden viele Veränderungen im Regelwerk vorgenommen, um gerade den subjektiven Faktor einzugrenzen“, versicherte uns Elisabet Paissiewa, meinte aber augenzwinkernd, dass den Russinnen immer eine Schulter zur Stütze gegeben werde.
„Ich denke, dass die Bulgarinnen weiterhin mit der hohen Anspannung nicht fertig werden. So gut sie auch vorbereitet sein mögen, wirkt sich das auf ihr Auftreten aus“, sagt die Sportlerin. „Alle Wettkämpferinnen sind sehr begabt und ich erwarte, dass sie das Siegerpodest betreten werden. Die Weltmeisterschaften, auf denen sie Gold, Silber und Bronze gewannen, war eine gute Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio.“
Weil Elisabet als Kind ein Raufbold gewesen ist und sich mit den Jungs angelegt hat, habe sie ihre Mutter in die Turnhalle geführt, damit ihre überschüssigen Kräfte in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Es dauerte nicht lang und Elisabet erwies sich als jüngste Gymnastin auf einer Weltmeisterschaft.
„Ich war tatsächlich die jüngste Teilnehmerin in Madrid. Nie habe ich das aber als etwas Besonderes empfunden“, erinnert sich Elisabet Paissiewa. „In unseren Augen ist das Arbeit – von morgens bis abends sind wir in der Turnhalle und die Gymnastik wird zu einem untrennbaren Teil unseres Lebens. Wir sind wir kleine Soldaten, die wissen, dass sie in den Krieg ziehen, um ihre Arbeit und die ihres Trainers zu verteidigen und natürlich ihr Land auf beste Weise zu präsentieren. Ich erinnere mich, dass ich damals eine schwere Verletzung an der Fußsohle hatte und ich drauf und dran war, mir etwas zu brechen – so dünn waren die Fußknochen geworden. Ich biss jedoch die Zähne zusammen, weil wir als Team um eine Medaille kämpften. Mir war klar, dass alle großen Sportler viele schwierige Momente bewältigen müssen; deshalb sind sie hervorragend und stark.“
In eine andere, nicht minder schwere Lage geriet Elisabet Paissiewa auf der Weltmeisterschaft in Budapest. Simona Peycheva wurde wegen einer positiven Dopingprobe ausgeschlossen und die Leitung des Teams, das um zwei olympische Quoten kämpfte, musste Elisabet übernehmen. Es wurde nicht nur das Ziel erreicht, sie gewann auch die für sie teuerste Medaille – Bronze mit dem Band.
Heute lebt Elisabet wie in einem Märchen. Sie unterrichtet kleinen Gymnastinnen in Paris, vervollkommnet sich in der modernen Tanzkunst, reist zu Trainingslagern auf der ganzen Welt, hat durch ein Fenster in ihrer Wohnung einen Blick auf den Eiffelturm und freut sich in der Stadt der Liebe über die ihr verwandte Seele an ihrer Seite.
„Das ist übrigens eine lange Geschichte“, entsinnt sich Elisabet Paissiewa. „Als ich Wettkämpferin war sagte ich mir, dass ich nie im Ausland leben und Trainerin werden wolle. Doch das Leben lehrt uns, niemals „Nie“ zu sagen. Als ich in der vierten Klasse war, las ich den Roman „Königin Margot“ von Alexandre Dumas und seitdem bin ich von der Magie der Stadt Paris wie besessen. Häufig scherzte ich, dass ich eines Tages gegenüber dem Eiffelturm leben werde. Dieser Traum wurde wahr. In meinen Augen ist Paris die schönste Stadt auf der Welt, auch wenn ich Sofia sehr liebe. Paris ist nicht nur reich an Geschichte und Architektur, sondern es passiert auch täglich etwas Interessantes.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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