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Kollaps der ausländischen Investitionen in Bulgarien

Foto: Archiv

Die Bulgarische Wirtschaftskammer gab neulich erschreckende Zahlen über die ausländischen Investitionen in Bulgarien bekannt, die in den letzten 10 Jahren ins Land geflossen sind. Laut den Angaben seien in den letzten Jahren die Investitionen aus dem Ausland rapide zurückgegangen. 2017 beliefen sich die ausländischen Investitionen auf 920 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2007 nahmen die Auslandsinvestitionen mit 9,15 Milliarden Euro 98,6 Prozent aller Investitionen ein. In den wirtschaftlich vergleichbaren Ländern würden die Dinge besser aussehen, so dass Bulgarien auf der Balkanhalbinsel nach Griechenland, der Türkei, Serbien und Kroatien an letzter Stelle steht.

Die Angaben deuten darauf hin, dass Bulgarien ein ernstes Problem hat, ausländische Investitionen ins Land zu lenken. Da es an nationalem Kapital mangelt, das zu einer Modernisierung, der Erhöhung des Wirtschaftswachstums und des Lebensstandards verwendet werden kann, setzt man vor allem auf ausländisches Kapital. Doch Bulgarien ist ein verhältnismäßig kleiner Markt, der Großunternehmen mit Interessen auf globaler oder wenigstens kontinentaler Ebene wenig lukrativ erscheint. Nicht nur die Bevölkerung als Verbraucher sei zahlenmäßig gering, sondern auch deren Kaufkraft sei allzu schwach, da die Bulgaren innerhalb der Europäischen Union als die ärmsten Bürger gelten.

Der Zugang zum gemeinsamen europäischen Markt könnte als Argument für Unternehmen aus Drittländern in die Waagschale geworfen werden. Doch in der Investoren-Liste Bulgariens nehmen sie nur hintere Positionen ein – die größten Investoren sind und bleiben die europäischen Länder. Laut der Wirtschaftskammer stand 2017 an erster Stelle Holland mit 885 Millionen Euro, gefolgt von Deutschland und der Schweiz mit jeweils rund 130 Millionen Euro. Gut im Rennen lagen auch die Nachbarländer Türkei und Griechenland mit je 80 Millionen Euro. Zur gleichen Zeit sind jedoch auch größere Mengen an Kapital aus dem Land geflossen – nämlich nach Tschechien 301 Millionen Euro, nach Österreich 142 Millionen Euro und nach Norwegen 70 Millionen Euro.

In der Zeit von vor 10 Jahren konnte Bulgarien noch mit billigen und hochqualifizierten Arbeitskräften auftrumpfen. Doch mittlerweile reichen sie nicht einmal für die heimischen Unternehmen. Die billigen und hochqualifizierten Arbeitskräfte haben einen guten Job gefunden, oder sind gleich ins Ausland ausgewandert. Nicht zufällig haben sich die Auslandbulgaren als größter Investor erwiesen. Laut der Bulgarischen Wirtschaftskammer würden die Mittel, die Auslandsbulgaren in ihre Heimat überweisen, die ausländischen Investitionen bedeutend übersteigen. 2017 waren es über 1,15 Milliarden Euro, 284 Millionen mehr als im Jahr zuvor.

Ein weiterer Vorteil Bulgariens auf der Suche nach Investitionen aus dem Ausland ist die Einheitssteuer von 10 Prozent auf alle Einnahmen natürlicher und juristischer Personen. Die Anhänger dieser Steuer erhofften sich einen größeren Zufluss, doch dieser blieb aus und die Investitionen sind seit 2008 stetig gesunken. Eine Reihe Umfragen, die unter Geschäftsleuten durchgeführt wurden, weisen aus, dass für sie die Besteuerung weniger wichtig sei. Die Unternehmer klagen vielmehr über die schlechte Verkehrs- und Energieinfrastruktur, die minderwertigen Kommunikationen und die Inkompetenz der Behörden sowie den Mangel an Stabilität und Vorhersehbarkeit in der Rechtsprechung.

Auf der Welt gibt es praktisch kein Land, das nicht darauf bedacht ist, ausländische Investitionen anzulocken. Es wird also auch hier ein starker Konkurrenzkampf geführt. Erfolg haben nur jene, die flexibel und anpassungsfähig sind und die ausländischen Unternehmer nicht mit fiktiven Vorteilen und Argumenten ködern, sondern mit realen Tatsachen und Beweisen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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