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Festival der krausen Baniza bringt neue Lebensfreude ins Dorf Warbiza

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Foto: личен архив

Das Dorf Warbiza liegt im mittleren Teil Nordbulgariens. Die Infrastruktur in der Region ist in einem desolaten Zustand und der Zahn der Zeit hat viele Häuser im Dorf zerstört, die seit Jahren leer stehen. Es gibt zwar zum Glück ein großes Gebäude, in dem die Schule und der Kindergarten untergebracht sind, doch die Zahl der Kinder schrumpft von Jahr zu Jahr. Dieses Schuljahr könnte auch das letzte in der Schule sein. Es wäre gut möglich, dass sie sich danach ebenfalls unter die verlassenen Gebäude reiht, deren Fenster zerschlagenen sind und deren Türen lose aus den Angeln hängen. Die ca. 500 Bewohner von Warbiza sind zur Hälfte Bulgaren, zur Hälfte Roma und die meisten sind Rentner. Ihre Nachfahren leben seit Jahren im Ausland und ziehen dort ihre eigenen Kinder groß. Sie kommen selten nach Warbiza zurück, weil es hier nichts gibt, was sie in ihrem Geburtsort halten könnte. Der holprige und marode Weg dorthin ist eine weitere Hürde, die selbst die größten Fans des Landlebens davon abbringen könnte, es doch noch bis ins Dorf zu schaffen. Dabei ist Warbiza nur 25 km von großen Städten wie Gorna Orjahowiza und Weliko Tarnowo entfernt.

СнимкаVom Wunsch und Ehrgeiz der Bewohner von Warbiza, neues Leben in ihr Dorf zu bringen, zeugt die Idee von Anelia Dimitrowa: „Warbiza verfügt über ausgesprochen viel Ackerland in der Gemeinde Gorna Orjahowiza, das zudem zu den fruchtbarsten gehört. Hier werden Mais, Weizen, Soja, Erbsen und andere Kulturen angebaut. Ein schlechtes Agrarjahr gibt es hier kaum“, erzählt Anelia Dimitrowa, die seit zwei Jahren dem Volkskulturhaus „Gradina-Warbiza 1894“ vorsteht. Seitdem sie sich damit engagiert hat, will sie ihre Mitbewohner aufmuntern und beweisen, dass das Leben auf dem Land alles andere als langweilig ist. Es braucht nur einen kleinen Anstoß, damit die Menschen auf ihre Arbeit und auf ihr Können stolz sein können. Und so kam Anelia Dimitrowa die Idee, ein Festival der Baniza zu organisieren – dem Blätterteiggebäck, das aus dem Leben der Bulgaren nicht mehr wegzudenken ist. Die beste hausgemachte Baniza hat aber eine knusprige und rissige Kruste. Und so hat man spaßeshalber ein Festival der krausen Baniza ausgerufen. „Baniza wird bei uns zu jedem Anlass zubereitet – von Weihnachten bis zum Tag des heiligen Apostels Petrus (am 29. Mai), solange frischer Weißkäse vorhanden ist“, erzählt sie und weiter:

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Die meisten Frauen machen die Teigblätter selbst – manche rollen sie aus, andere zupfen sie, aber andere kneten sie usw. Doch die Baniza schmeckt immer göttlich. Es gibt nichts Schöneres als hausgemachtes Essen, das von den Händen der Bulgaren zubereitet wurde. Wir haben in Warbiza kein charakteristisches Baniza-Rezept. Uns zeichnet vielmehr der Wunsch jeder Hausfrau aus, die beste Beniza aufzutischen. Da sie dabei viel experimentieren, gleicht keine Baniza der anderen. Die Idee dazu kam uns, während wir hin und her überlegt haben, was für ein Fest wir hier veranstalten könnten. Wir wollten für etwas Abwechslung sorgen und uns von den anderen abheben, die lediglich Gesangsfestivals organisieren. Wir haben uns also darauf geeinigt, auch etwas Kulinarisches in das Fest einzubringen. Und was gibt es wohl schöneres, zugänglicheres und leckeres für uns Bulgaren als Baniza, die das ganze Jahr über königlich auf unseren Tafeln thront?

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In diesem Jahr fand das Festival der krausen Baniza am 19. Mai statt und zwar zum fünften Mal. In den ersten Jahren haben sich nur die örtlichen Meisterinnen daran beteiligt. Anelia Dimitrowa gab sich aber nicht damit zufrieden, denn ihr war klar: Damit das Treiben ausgelassener, bunter und schöner wird, sind mehr Besucher nötig. Voriges Jahr haben 14 Ensembles aus 8 Kommunen in Bulgarien ihre Einladung zur Beteiligung am Festival der krausen Baniza angenommen. Offensichtlich war das der richtige Weg und der erste Schritt, um neuen Wirbel ins Dörfchen zu bringen. „Vor dem Fest drücken wir immer wieder ganz fest die Daumen, dass auch das Wetter mitspielt. Denn ein solches Event kann nur unter freiem Himmel gut funktionieren“, weiß Anelia Dimitrowa zu berichten und weiter:

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Sobald die langen Tische im Freien aufgestellt sind und eine Bühne für die authentische Folklore da ist, sobald die Leute aufspringen, um sich in den Reigen einzureihen, wie es nun mal seit eh und je Brauch in Bulgarien ist - sobald entsteht die Wahrnehmung von einem wahren Fest. Es mag zwar unlogisch klingen, aber wir auf dem Dorf leben besser als die Großstadtbewohner. Die Leute hier sind viel geselliger und großmütiger, sie unterstützen und helfen sich gegenseitig. Das schlimme ist nur, dass sie aussterben.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv



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