Parallel zum Gipfeltreffen „EU-Westbalkan“ fand auf Initiative des Bulgarischen Nationalen Rundfunks (BNR) in der Stadt Prawetz ein Treffen der öffentlich-rechtlichen elektronischen Medien Südosteuropas statt. Das Forum wurde mit Unterstützung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) veranstaltet. Vertreten waren Medien aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Kosovo, Mazedonien, Rumänien, Slowenien, Serbien, der Türkei, Kroatien und Montenegro.
„Für den BNR ist es nicht einfach eine strategische internationale Initiative“, sagte in seiner Begrüßungsrede der Generalintendant des Bulgarischen Nationalen Rundfunks Alexander Welew. „Es ist eine Möglichkeit zur Erneuerung der jährlichen Treffen der Balkanmedien, um gute Nachbarschaftsbeziehungen und eine engere Zusammenarbeit in der Region aufzubauen.“
Am Treffen beteiligte sich der Generaldirektor der Europäischen Rundfunkunion (EBU) Noel Curran, der das Engagement seiner Organisation gegenüber den Medien der Westbalkanländer bestätigte. Er äußerte die Hoffnung, dass das Forum zum besseren Verständnis der Probleme dieser Medien beitragen werde. „Das gemeinsame Ziel, das gleichzeitig eine einzigartige Möglichkeit darstellt, besteht darin, unsere Union zu bereichern. Von daher wirkt sich das Motto der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft „Einigkeit macht stark“ eingebend aus“, sagte Curran bei der Eröffnung der Diskussionsrunde. „Die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten müssen sich auf die echten Nachrichten konzentrieren, um das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Unter den Herausforderungen sind die Senkung der Ausgaben, die Meinung, dass sie der Vergangenheit angehören, ferner der Kampf um Nutzer und die sozialen Netze. Wir können dennoch Optimisten sein, können Erfahrungen austauschen und gegenseitig lernen, können unsere Stimmen vereinen, damit uns die Welt hört.“
Die Teilnehmer hatten jeweils 5 Minuten Zeit für eine Präsentation. Unter ihnen war Vojislav Raonic aus Montenegro, Leiter der „European Funding Projects“ in Unterstützung der öffentlichen Medien von 6 Ländern des Westbalkans – Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien für den Zeitraum 2018 bis 2020.
Das vorgestellte EBU-Projekt nennt sich „Empowering Society“ und wird im Juni in Tirana erörtert werden. Es soll den öffentlich-rechtlichen Medien dieser Länder eine politische und finanzielle Unabhängigkeit sichern und ihnen innerhalb der Reformen helfen, die hohen professionellen Standards und wirtschaftliche Effektivität zu erreichen und den Inhalt der Programme zu aktualisieren und zu digitalisieren. Es sei wichtig, dass die Medien sich der Aufgaben und Werte bewusst werden, darunter Universalität, Unabhängigkeit, Würde, Pluralismus, Verantwortung und Innovationen.
Die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten des Balkans benötigen sofortige Reformen, wurde in den Diskussionen in Prawetz hervorgehoben. Warum?
„Die öffentlichen Medien befinden sich in einer Krise“, antwortet Vojislav Raonic. „Die „korporative Kultur“ gewinnt seit den 90 Jahren bis heute auch im politischen Kontext die Oberhand. Das liegt an den technologischen Innovationen. Aus diesem Grund müssen sich die Medien schnell transformieren. Wenn sie es nicht tun, werden sie das Nachsehen haben, denn alles spielt sich bereits im Internet ab. Die öffentlichen Medien müssen digital werden. Gleichzeitig damit müssen sie ihre Unabhängigkeit, ihre Qualität und ihre Funktion bewahren, den Menschen und ihrem Leben nahe zu stehen und sie auch über regionale Dinge zu informieren. Jedes Land hat seine Unterschiede und es gibt kein universelles Rezept. Es gibt jedoch etwas Gemeinsames und das ist die Verantwortung der öffentlichen Medien gegenüber der Öffentlichkeit. Man muss begreifen, dass umso besser die Verbindung zwischen Medien und Bürger ist, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie Opfer eines politischen Druckes werden. Ihre Vorteile sind ihr Wissen, Können und die objektive Berichterstattung. Die öffentlichen Meiden dienen der Öffentlichkeit mittels ihrer Mission, ihrer Vision und dem Inhalt ihrer Beiträge. Sie können es aber nicht schaffen, wenn sie sich nicht der „korporativen Logik“ anpassen, die mehr Effektivität, neuere Technologien und eine Verkürzung des Abstands zwischen Idee und Umsetzung verlangt.“
Um diese Ziele zu erreichen seien laut dem Projekt „Empowering Society“ eine starke Gesetzgebung, eine stabile finanzielle Stützung und ein gutes Management notwendig.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Ani Petrowa
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