Die Stiftung „Hl. Nikolaus der Wundertäter“ der nordostbulgarischen Stadt Dobritsch blickt auf eine 20jährige Geschichte zurück. Im vergangenen Jahr startete sie das Projekt „Wundergarten“, für das sie Mittel sammelt. Es wurden zwei Wohltätigkeitsinitiativen gestartet. Unter den Wohltätern ist der Schriftsteller Dr. Hassan Efraimow; ferner hat die Stiftung den Preis einer Bank in Höhe von umgerechnet etwas mehr als 2.500 Euro gewonnen. Das Ziel besteht darin, ein Gewächshaus aufzubauen, in dem Jugendliche mit psychischen Problemen in verschiedenen Berufen ausgebildet werden und arbeiten können. Die Gemeinde Dobritsch hat zugesagt, in diesem Herbst ein 0,3 Hektar großes Grundstück zur Verfügung zu stellen, auf dem das Gewächshaus entstehen kann. Die Freiwilligen der Stiftung sind aber ungeduldig und es wurde die Idee „Wundergarten“ geboren, der auf dem Dach des Zentrums für soziale Dienstleistungen angelegt wurde.
„Das war ein absolutes Wagnis“, gestand die Vorsitzende der Stiftung Maria Metodiewa. „Die Blumen werden nicht unter den besten Bedingungen gezogen, aber wir konnten und wollten nicht noch ein halbes Jahr warten. So begannen wir auf dem Dach zu „gärtnern“ und wurden damit bekannt. Die meteorologischen Bedingungen sind nicht die Besten. Abends wird es recht kühl, am Tage strahlt die Sonne kräftig und vor Regen sind die Pflanzen ebenfalls nicht geschützt.“
Worin besteht das Ziel des Projekts?
„Seit 20 Jahren arbeiten wir mit einer ganz bestimmten Gruppe – das sind Kinder und Jugendliche mit geistigen Behinderungen. Im Zentrum für soziale Dienstleistungen, auf dessen Dach wir nun Blumen züchten, werden drei verschiedene Leistungen angeboten, die von „unseren Leuten“ in Anspruch genommen werden. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, damit sie sich je nach Möglichkeiten mit etwas beschäftigen können. Wir hoffen, sie soweit ausbilden zu können, damit die Besten in anderen Gärtnereien arbeiten können. Andere wiederum finden bei uns Arbeit für 2 oder 4 Stunden täglich, oder kommen lediglich drei Mal in der Woche, um zu helfen.“
Über den „Wundergarten“ auf dem Dach erzählte uns Maria Metodiewa folgendes:
„Momentan bauen wir 9 Arten einjährige Pflanzen an, wie Begonien, Tagetes, 6 Arten Petunien sowie Ageratum… mit einem Wort – alles sehr schöne Blumen. In den sozialen Netzwerken haben wir für Furore gesorgt. Wir sind äußerst populär geworden und verkaufen unsere Produkte selbst über eine Kurierdienstfirma im ganzen Land. Ferner sind wir auf den Agrarmärkten in Dobritsch und Warna präsent. Wir haben auch mit einer Genossenschaft in Warna einen Vertrag abgeschlossen – wir nutzen jede Möglichkeit, um unsere Produktion zu verkaufen.“
Warum trägt das Projekt den Namen „Wundergarten“?
„Was kann es anderes als ein Wunder sein?!“ antwortet mit einem Lächeln die Vorsitzende der Stiftung „Hl. Nikolaus der Wundertäter“ und präzisiert: „Wir haben auf die Marke und die schönen Blumen in den verschiedensten Farben gesetzt, die wir einzig unter der Bezeichnung „Wundergarten“ vertreiben. Und Wunder setzten sofort ein. Die Blumen begannen herrlich zu gedeihen und sehen nicht schlechter aus, als die, die aus Gewächshäusern stammen. Wir haben Aufträge erhalten, von denen wir nicht einmal geträumt haben. Man sucht unsere Produkte auch allein wegen des sozialen Projekts. Unsere ersten Bestellungen kamen aus Südbulgarien und zwar von richtigen professionellen Gewächshäusern. Das muss man sich mal vorstellen! Die Menschen unterstützen uns. Was können wir mehr erwarten?“
Kann eine Blume einen Menschen verändern?
„Das hoffe ich sehr! Nachdem wir unseren Ort – das Gebäudedach, also unsere Umwelt verändert haben, wollen wir auch das Schicksal von Menschen verändern. Selbst mit der Veränderung nur eines Menschenschicksals kann man die Welt ändern! Davon sind wir überzeugt!“
Mittlerweile werden die Blumen des „Wundergartens“ auf dem Dach des Zentrums für soziale Dienstleistungen in Dobritsch, gepflegt von geistig behinderten Menschen, in Ländern wie Großbritannien, der Türkei und Israel zum Verkauf angeboten.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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