In der hauptstädtischen Galerie „Loran“ ist bis zum 18. Mai eine Ausstellung des bulgarischen Malers Iwan Tritschkow (1892-1959) zu sehen. Er war besonders in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein populärer Künstler. Er schaffte aber nie den Durchbruch, zu den bekanntesten Malern Bulgariens zu gehören und geriet schnell in Vergessenheit. Der 125. Jahrestag seiner Geburt, der im vergangenen Jahr vermerkt wurde, gab den Anlass für eine Wiederentdeckung seines Werkes. Es erwies sich jedoch als sehr schwierig, Bilder von ihm ausfindig zu machen, so dass die Ausstellung erst in diesem Jahr verwirklicht werden konnte.
„Iwan Tritschkow ist vor allem als Landschaftsmaler bekannt; seine Zeitgenossen nannten ihn den „Meister der Gebirgslandschaft“, erzählt die Kunstwissenschaftlerin Marianna Awramowa. „Die Ausstellung verdeutlicht die Ausrichtung des Malers. Die gezeigten Bilder stellen Ansichten der Gebirge Rila und Pirin, des Balkangebirges und des Laufs des Maritza-Flusses dar. Es lag also nahe, die Ausstellung „Die schöne Natur Bulgariens“ zu nennen.“
Iwan Tritschkow hat kein leichtes Leben gehabt. Er kam in der nordwestbulgarischen Kleinstadt Wratza zur Welt. Sein Studium an der Kunstakademie in Sofia musste er aus sozialen und privaten Gründen abbrechen. Er beteiligte sich am Balkankrieg und am Ersten Weltkrieg und konnte danach erneut sein Studium nicht fortsetzen. Tritschkow blieb nichts anderes übrig und wurde Beamter und arbeitete in verschiedenen staatlichen Institutionen, einschließlich als technischer Zeichner. Danach wurde er Lehrer und es mussten weitere Jahre vergehen, bis er seinen Unterhalt ausschließlich als Maler verdienen konnte. Ende der 30er Jahre erfreuten sich seine Bilder einer regen Nachfrage. Unter seinen Kunden waren Mitglieder des Königshofs, Botschafter und Intellektuelle. Er war ein äußerst produktiver Maler, der insgesamt 22 Ausstellungen arrangieren konnte.
Nach dem Machtantritt der Kommunisten in Bulgarien im Jahre 1944 trat im Leben von Iwan Tritschkow erneut eine Wende ein. Obwohl er kein offener Gegner des neuen Regimes und des aufkommenden „sozialistischen Realismus“ in der Kunst war, konnte er sich nicht den neuen Bedingungen anpassen. „Die Meinungen über seine Bilder gingen auseinander“, erzählte uns weiter Marianna Awramowa und setzte fort: „Einigen gefiel er, anderen wiederum nicht. Er wurde kritisiert, weil seine Kunst nicht als „erzieherisch“ galt. Die Kritiken bezogen sich stets darauf, dass er vordem für den Königshof gearbeitet hatte. Iwan Tritschkow fiel sozusagen in Ungnade. Im Unterschied zu anderen Künstlern blieben ihm Gefängnishaft und andere Repressalien erspart. Er geriet jedoch einfach in Vergessenheit und war gezwungen, von Tür zu Tür zu gehen, um seine Bilder zu einem Spottpreis zu verkaufen.“
Iwan Tritschkow hörte bis zu seinem Lebensende jedoch nicht auf, zu malen. Er reiste durch ganz Bulgarien und malte das, was ihm gefiel. Vor allem die Natur hatte es ihm angetan. Tritschkow schuf hauptsächlich Landschaften, die er jedoch auf seine Weise zu beleben verstand. Seine Bilder sind menschenleer, zu sehen sind nur die Ergebnisse menschlicher Arbeit, die harmonisch in die Landschaft eingeflochten sind. Tritschkow ging als Künstler keine Kompromisse ein. Seine späten Arbeiten haben nichts an Ausstrahlung eingebüßt. Im Gegenteil! Sie sind sogar poetischer geworden. Seine letzte Ausstellung arrangierte er ein Jahr vor seinem Tod.
Zur jetzigen Ausstellung wurde ein Katalog zusammengestellt, der übrigens der erste über diesen Künstler ist. „Bislang hat es keine Ausgaben über das Werk von Iwan Tritschkow gegeben“, bestätigt die Kunstwissenschaftlerin Marianna Awramowa. „Aus diesem Grund sind wir besonders glücklich, dass wir mit der Ausstellung und dem Katalog mehr Informationen über das Leben und Werk von Iwan Tritschkow geben können.“
„Tritschkow besitzt eine gute Beobachtungsgabe und einen angeborenen Sinn für das Landschaftsmotiv. Seine Bilder vermitteln ein Gefühl grenzenloser Realität“, konstatiert die Kunstwissenschaftlerin im Katalog zur Ausstellung „Die schöne Natur Bulgariens“ mit Bildern von Iwan Tritschkow.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Weneta Pawlowa
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