Am 16. April des Jahres 1925 wurde in Sofia der wohl blutigste Terroranschlag in der bulgarischen Geschichte verübt – Anarchisten zündeten eine Bombe in der Kathedrale "Hl. Nedelja" und töteten auf der Stelle rund 150 Menschen, mehr als 500 wurden verletzt. An den Folgen ihrer Verletzungen starben weitere Menschen, so dass die Zahl der Opfer auf über 200 anstieg.
Organisator des Anschlags war der ultralinke Flügel der Bulgarischen Kommunistischen Partei, die auf Gerichtsbeschluss nach 1923 verboten worden war. Auf Anweisung der Kommunistischen Internationale setzten Aktivisten der Partei ihre Tätigkeit fort, indem sie mit Gewalt auf das Verbot antworteten. Der Plan sah zuerst den Mord an einer hochgestellten Persönlichkeit vor. Die Totenmesse für den Ermordeten versammelte die politische und militärische Elite des Landes in der Kathedrale "Hl. Nedelja". Der Bombenanschlag sollte so eine größere Wirkung haben, das Land seiner Führungsspitze berauben und es in eine kritische Situation versetzen, die die kommunistische Partei für sich zu nutzen wissen wollte. Der Anschlag gelang jedoch nur teilweise. Der Zufall wollte es und alle Regierungsmitglieder kamen mit nur leichten Verletzungen davon. Der bulgarische Monarch Zar Boris III. wohnte nicht der Totenmesse bei. Zwei Tage zuvor hatte man auf ihn einen Anschlag in Arabakonak (heute Botewgradpass) verübt, konnte jedoch nur seine Begleiter töten. Boris III. war am 16. April auf ihrer Beerdigung.
Bei dem Bombenanschlag in Sofia starben dennoch hochgestellte Persönlichkeiten – vor allem Militärs: 12 Generäle, 15 Oberste, 7 Oberstleutnante und 9 Hauptmänner; getötet wurden 3 Abgeordnete, aber auch viele Bürger, darunter Kinder.
Unter den Opfern war Nedjalko Koluschew – einer der besten bulgarischen Diplomaten jener Zeit, der sich tatkräftig für die Vereinigung des Vaterlands eingesetzt hat.
„Im Jahre 1903 unternahm er Reisen durch Albanien und interessierte sich brennend für die Befreiung Albaniens. 1906 wurde er als Vertreter Bulgariens in die damalige Hauptstadt Montenegros, Cetinje, entsandt“, erzählt uns Dr. Iliana Iliewa, von der jüngst die Monographie "Die Albanische Frage aus der Sicht bulgarischer Diplomaten (1908-1912)" erschien. Sie hat sich eingehend mit der diplomatischen Arbeit von Dr. Nedjalko Koluschew befasst:
„Koluschew war ein Mann der Wiedergeburtszeit. Er war der Überzeugung, dass die Grenze von rund 400 bis 450 Kilometern zwischen der bulgarischen und der albanischen Ethnie sehr wichtig ist, zwischen beiden Völkern keine Streitfragen bestehen und die Albaner gegenüber den Bulgaren eine gute Einstellung haben, was den bulgarischen nationalen Interessen entgegenkomme. Er reiste unentwegt, unterhielt Verbindungen zu den Sippenältesten und Intellektuellen, die er als „Chefs“ in seinen Berichten bezeichnete. Er hat derart tiefgründige Beziehungen aufgebaut, was meiner Ansicht nach kein anderer Diplomat geschafft hat.“
Nedjalko Koluschew wollte die Energie der albanischen Befreiungsbewegung für die bulgarischen nationalen Interessen in Mazedonien nutzen. Daher setzte er sich für eine aktive Zusammenarbeit zwischen Bulgaren und Albanern ein. Bulgarien zog es jedoch vor, passiver Zuschauer der Ereignisse in Albanien zu bleiben. Diese Passivität der bulgarischen Regierungen könne jedoch laut Dr. Iliana Iliewa auf staatliche Interessen zurückgeführt werden.
Nach dem Tod von Nedjalko Koluschew am 16. April 1925 gerieten er und seine Ideen jedoch schnell in Vergessenheit. Die Monographie von Dr. Iliana Iliewa ist die erste wissenschaftliche Arbeit, die sein bedeutendes Werk gebührend beleuchtet. Seine Tätigkeit kann als beispielgebend für alle heutigen Diplomaten angesehen werden.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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