Macht Dichtung inmitten der U-Bahn-Hektik einen Sinn? Offensichtlich ja, denn das dritte Jahr in Folge regen das Polnische Kulturinstitut und die bulgarische Literaturzeitung "Literaturen Westnik" die Fahrgäste an, kurz innezuhalten und sich in die Welt der Poesie entführen zu lassen.
Falls man einen Ausländer in Bulgarien für die Popularisierung von Poesie auszeichnen wollte, dann würde man sich ohne Wenn und Aber für den Direktor des Polnischen Kulturinstituts Jaroslaw Godun entscheiden. Er organisiert nicht nur polnische Diplomaten, bei Festen einige der schönsten Gedichte unserer Literatur in einwandfreiem Bulgarisch vorzutragen, sondern animiert auch die Passagiere in der U-Bahn, Verse zu lesen. Die Initiative "Dichtung in der U-Bahn" ist diesmal europäischen Poeten gewidmet. 13 ihrer Werke schmücken bereits die U-Bahnstation beim Kulturpalast in Sofia.
„Auf den ersten Blick scheint es einen Widerspruch zwischen einem so belebten Ort und dem intimen Literaturgenre zu geben, doch haben wir zum dritten Mal bewiesen, dass man auch in der U-Bahn Gedichte lesen kann“, sagt Jaroslaw Godun. „Das ist in der Tat etwas Ungewöhnliches, weil die Leute Poesie an einem Ort antreffen, der in der Regel der Werbung vorbehalten ist. Aber in einem gewissen Sinne ist das ja ebenfalls Werbung – für das Lesen und das Denken. Kann ein Gedicht unseren Tag verändern? Meiner Ansicht nach reicht ein einziges Lächeln aus, um etwas Positives zu sehen und sich Gedanken über sich selbst und Welt zu machen und auch über die Autoren dieser Verse.“
Die Kulturinstitute von 13 europäischen Ländern, darunter auch Bulgarien, haben Werke namhafter Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts für die Initiative "Dichtung in der U-Bahn" vorgeschlagen.
„Die Leute halten an, weil es ziemlich ungewöhnlich ist, in der U-Bahn auf Poesie zu stoßen“, sagt Amelia Litschewa, Chefredakteurin der Zeitung "Literaturen Westnik". „Die Gedichte sorgen auch in den U-Bahnzügen für Interesse, weil sie kurz sind und schnell durchgelesen werden können. Zugleich liefern sie ein Bild vom Menschen und wie er seine Einsamkeit meistert, von Liebe, vom Leben überhaupt. Es gibt also genug, was die Leute lesen und worüber Sie sich Gedanken machen können, zumal man sich in letzter Zeit wieder der Poesie zuwendet. Vielleicht könnte auch diese Initiative den Trend verstärken“, meint Amelia Litschewa.
In diesem Jahr ist von bulgarischer Seite der Dichter Wladimir Popow vertreten. „Er ist viel verhaltener, weil er sich von der täglichen Präsenz distanziert. Dessen ungeachtet zählt er zu unseren lebendigen Klassikern“, stellt ihn Amelia Litschewa vor. Sein Gedicht gibt einen interessanten Dialog zwischen ihm und dem Dichter Pejo Jaworow wieder und schlägt somit Parallelen zu den Höchstleistungen der bulgarischen Dichtkunst. Polen wiederum wird durch die Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska repräsentiert und Italien durch Eugenio Montale.
„Eugenio Montale hat den schweren Umschwung zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts erlebt, als große Veränderungen in der Lebensweise eintraten und jene Instrumente entstanden sind, die die neue Technologie-Gesellschaft vorbereitet haben“, meint Luigina Peddi, Leiterin des Italienischen Kulturinstituts. „Der Dichter hat diese Transformation miterlebt und sie in seinen Gedichten synthetisiert. Aus diesem Grund ist unsere Wahl auf eines seiner Werke gefallen, das sich auf die Wörter fokussiert. Heutzutage hasten wir alle irgendwohin und das hindert uns oft daran, in die Tiefe zu gehen und den Sinn zu hinterfragen. Eugenio Montale geht sehr sparsam mit den Wörtern um, doch jene, die er wählt, sind extrem tief. Er motiviert uns, ihrer Bedeutung nachzugehen, weil sie die Gefühle der Menschen offenbaren – deshalb sollten wir uns in die Wörter vertiefen.“
Das können wir bis zum 6. Mai tun, indem wir uns einen Einblick in die Seelenwelt großer Dichter aus Portugal, Deutschland, Spanien, Österreich, Finnland, Großbritannien, Tschechien, der Slowakei, Griechenland, Ungarn, Italien, Polen und Bulgarien verschaffen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Diana Zankowa
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