Die Rolle der Frauen im Kino wurde in den letzten Monaten zum führenden Thema in der Filmkunst. Seit 1993 richtet das Filmfestival "Sguardi Altrove" in Mailand das Augenmerk des Publikums auf Filme, die von Frauen gemacht wurden. Die 25. Ausgabe des Filmfestivals findet in diesem Jahr vom 11. bis zum 18. März statt und Bulgarien ist Sondergast.
„Bulgarien hat in diesem Jahr das Vergnügen, sich mit ganzen sechs Filmen an dem Festival zu beteiligen“, freut sich Borislawa Tschakrinowa, Mitarbeiterin des Bulgarischen Kulturinstituts in Rom. „Die künstlerische Direktorin des Filmfests Patrizia Rappazzo hat uns kontaktiert. Sie wollte, dass wir den Fokus auf das bulgarische Kino richten, das von Frauen gemacht wurde und in Italien nicht ausreichend bekannt ist. Wir haben vier Filme angeboten: den Steifen "Godless" ("Gottlos") der Regisseurin Raliza Petrowa, "Woiwode" von Sorniza Sophia, "Scheidung auf Albanisch" – ein Dokumentarfilm von Adela Peewa und "Der Staatsanwalt, der Verteidiger, der Vater und sein Sohn" von Iglika Trifonowa. Der letzte Film ist zum zweiten Mal hier zu Gast, nachdem er im vergangenen Jahr während der ersten Ausgabe des Bulgarischen Filmfests in Mailand gezeigt wurde. Außerdem sind wir sehr glücklich, dass die Organisatoren auch die deutsch-bulgarische Koproduktion "Western" und den Film "Richtungen" von Stefan Komandarew vorführen.“
"Sguardi Altrove" hat sich während seines 25jährigen Bestehens einen Namen gemacht. Die bulgarischen Filme sind in bester Gesellschaft: „Im Hauptprogramm sind viele Streifen enthalten, die letztes Jahr Preisträger bei renommierten Festivals wurden. Das Programm ist sehr interessant und fokussiert sich vollkommen auf die Frauenthematik und auf die Frauen als Regisseurinnen. Es ist wirklich sehr sehenswert. Umso mehr freut es mich, dass Bulgarien Sondergast der Veranstaltung ist“, sagt Borislawa Tschakrinowa.
Der Blick wurde auch während eines speziellen Runden Tisches auf Bulgarien gerichtet. Die Rundtischgespräche waren der Filmkunst in Osteuropa gewidmet und fanden im Informationsbüro des Europäischen Parlaments in Mailand statt. Der Direktor des Informationsbüros Bruno Marasà und der Generalkonsul Bulgariens Rossen Rufew sprachen ihre Genugtuung darüber aus, dass die bulgarische EU-Ratspräsidentschaft neue Möglichkeiten für Begegnungen mit der bulgarischen Kultur bietet, die in Italien immer noch unzureichend bekannt ist. Im Rahmen der Rundtischgespräche hat die Regisseurin Adela Peewa, die eine Studie über die Rolle der Frauen im bulgarischen Kino gemacht hat, die eigens von ihr eingerichtete Internetseite www.jeni-bg-kino.com vorgestellt. Sie bietet detaillierte Informationen über die Arbeit von 29 bulgarischen Regisseurinnen an. Interessante persönliche Geschichten und Erfahrungen teilten auch die Drehbuchautorin und Regisseurin Sorniza Sophia und die Trickfilmautorin Teodora Filipowa, die am Europäischen Designinstitut in Mailand unterrichtet. Über die bulgarische Filmkunst hat sich auch der italienische Filmkritiker Nicola Falcinella geäußert. Er fasste einige der größten Festivalerfolge bulgarischer Filme während der letzten Jahre zusammen und hob das wachsende internationale Interesse an der bulgarischen Kinematografie hervor, in der Frauen stets eine bedeutende Rolle gespielt haben. Was das Interesse des italienischen Publikums an bulgarischen Filmen angeht meinte Borislawa Tschakrinowa:
„Das Interesse nimmt nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa zu. Es bereitet mir eine Riesenfreude, dass bulgarische Filme nicht nur vorgestellt, sondern auf renommierten Filmfestivals auch ausgezeichnet werden. So hat der Streifen "Godless" ("Gottlos") der Drehbuchautorin und Regisseurin Raliza Petrowa während der 69. Ausgabe des Locarno Festivals in der Schweiz den "Goldenen Leoparden" erhalten, was eine beachtliche Leistung ist. Dieser Festivalerfolg wirkt sich zweifellos auch auf das Interesse der bulgarischen Zuschauer aus. Außerdem ist das Publikum neugierig, was sich in den letzten Jahren in Bulgarien getan hat und wir haben die Möglichkeit, diese Neugierde zu stillen“, sagt Borislawa Tschakrinowa.
Bulgarien wurde zum Sondergast des Filmfestes in Mailand im Kontext des Interesses an den osteuropäischen Ländern gekürt. „Die Veranstalter setzen traditionsgemäß jedes Jahr den Akzent auf unterschiedliche Länder. Dieses Jahr fällt mit der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft zusammen. Die Einladung fußt aber auch auf dem Interesse und dem Wunsch der Veranstalter, den Blick auf Länder auszuweiten, die bislang nicht so bekannt sind“, sagte abschließend Borislawa Tschakrinowa.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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