Zwei Künstler repräsentieren Bulgarien bei der internationalen Ausstellung „Meister des Aquarells“ vom 1. bis zum 25 Februar in Sankt Petersburg. Ihre Werke decken das gesamte Spektrum der Aquarellkunst, meint einer von ihnen – Alexander Telalim. Seine Bilder sind sehr lyrisch, verschwommen und beinhalten die Magie des Aquarells, wo das Ergebnis stets unerwartet und einmalig ist, meint der Künstler selbst.
Das Werk von Kiril Boschkow wiederum ist sehr detailliert und lichtdurchströmt. Er stellt sich mit einem Portrait von Großvater Dobri vor – dem „Heiligen von Bajlowo“, der vor wenigen Tagen im Alter von 103 Jahren für immer von uns gegangen ist.
Bei der zweiten internationalen Ausstellung „Meister des Aquarells“ ist in Sankt Petersburg wieder die Elite der Aquarellkunst zusammengekommen. Daran beteiligen sich diesmal ca. 100 Maler aus 23 Ländern, die rund 400 klassische und moderne Werke vorstellen – Portraits, Landschaften, Stillleben und Abstraktionen. Die Organisatoren setzen bei der Wahl der Künstler auf deren hohen Professionalismus und authentischen Stil.
Der in der Ukraine geborene bessarabische Bulgare Alexander Telalim lebt seit über 20 Jahren in Bulgarien und fühlt sich hier zu Hause. Er blickt bereits auf über 60 Ausstellungen im In- und Ausland zurück. Ihn beschäftigen die unterschiedlichsten Themen und er greift zu vielfältigen künstlerischen Mitteln, um sie wiederzugeben. Seine Werke sind intuitiv und spontan.
„Ich schöpfe Inspiration aus unterschiedlichen Kulturen – aus der russischen, aus der ukrainischen natürlich, habe auch viel vom Osten übernommen – aus China und Japan. Ich versuche, das alles in meinem Schaffen zu verquicken. Meine Werken sind aber auch von der Vitalität geprägt, die den Bulgaren eigen ist – voller Schwung und Energie“, sagt Alexander Telalim.
Aquarell gehört seit Jahren zu seiner Lieblingstechnik. Sie stellt den Künstler aber vor große Herausforderungen, denn das ist eine lebendige Technik – das Wasser führt zu Ende, was der Schöpfer begonnen hat. Das Ergebnis gestaltet sich als Synthese zwischen der Intention und dem Können des Malers und dem Glück, das ihm durch die höheren Kräfte zuteilwird. Heutzutage erfreuen sich Aquarellzeichnungen weltweit großer Beliebtheit. Gleiches gilt auch für Bulgarien. Womit könnte man das erklären?
„Die Dinge haben sich in den letzten 50 Jahren von Grund auf verändert. Die heutigen Aquarellzeichnungen haben nichts mehr mit den getönten Skizzen und niedlichen Bildern von ehedem zu schaffen“, ist Alexander Telalim überzeugt. „Heutzutage gibt es moderne Materialien, die eine gute Qualität, Beständigkeit und Vision gewährleisten. Zudem sind Aquarellmaler stets abseits von offiziellen Kundenaufträgen gewesen und haben so ihren frischen, unvoreingenommenen, offenen Blick auf das Leben erhalten. Die Aquarelltechnik bietet dem Künstler die unterschiedlichsten Ausdrucksmöglichkeiten – sie ist eine Brücke zwischen der Graphik und der Malerei. Und so verschmelzen die Freiheit der Technik und die innere Freiheit des Künstlers miteinander und es entsteht ein sehr intimer Dialog mit dem Zuschauer.“
Obwohl die Zahl der Aquarellmaler in Bulgarien nicht besonders groß ist, haben sie einen eigenen Stil und interessante Ideen zu bieten. In letzter Zeit gibt es viele gute Künstler, ist Alexander Telalim überzeugt. Während er von der Eigentümlichkeit der bulgarischen Werke spricht, zieht er Parallelen zur bulgarischen Ikonenmalerei und unterstreicht die Unterschiede zur russischen und katholischen Malerei:
„Einerseits sind wir Slawen sehr beseelt und warmherzig, achten viel auf das Menschliche und nicht allein auf die Technik. Die bulgarischen Ikonen sind im Unterschied zu den russischen vielleicht etwas gröber gestaltet, nicht ganz so anmutig und fein, dafür aber ziemlich expressiv. Sie strahlen eine starke Vitalität, ja Magie aus, zeugen von tiefen Wurzeln aus vorchristlichen Zeiten. All das ist auch in den anderen Werken zu spüren, nicht nur in den Aquarellbildern, sondern in unserer Kultur als Ganzes“, meint Alexander Telalim.
Seine andere Leidenschaft ist die Kaligraphie und er will dabei sehr hoch hinaus, denn er befasst sich mit Kaligraphie, bei der er kyrillische Schriftzeichen im östlichen Stil zu Papier bringt.
„Ich hoffe, in Zukunft eine noch bessere Synthese zwischen Malerei und Kaligraphie zu erzielen. Das, womit ich mich befasse, ist etwas ganz Besonderes – Kaligraphie auf Bulgarisch oder Russisch. Es war für mich stets sehr faszinierend, wie die Chinesen und Japaner es vermögen, graphisches Abbild und Text miteinander zu verflechten“, erläutert der Künstler.
Für Alexander Telalim ist es extrem wichtig, dass der Text, den er zu Papier bringt, sein Gemüt bewegt. Das kann klassisches Haiku sein (die kürzeste Gedichtform der Welt), kurze Reime oder Zen-Sentenzen. Er arbeitet oft mit bulgarischen Haiku-Dichtern zusammen. Derzeit schafft er die Kaligraphien für einen Gedichtband mit Werken bulgarischer und ausländischer Poeten. Am Ende des Interviews schenkte er dem BNR ein Bild mit Haiku-Versen von Violetta Penuschliewa:
Zauberhafte Nacht.
Der Mond badet im See
nackt.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv
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