Bis zum 11. März kann in der bulgarischen Hauptstadt Sofia eine Ausstellung des in den USA lebenden und arbeitenden bulgarischen Malers Houben Tcherkelov gesehen werden. Sie ist seine erste Exposition nach 18 Jahren und steht unter der Schirmherrschaft von Ekaterina Sachariewa, Vizeministerpräsidentin und Außenministerin Bulgariens. Die Ausstellung selbst wurde im Museum für Gegenwartskunst „Sofioter Arsenal“ eingerichtet, das eine Filiale der Nationalen Kunstgalerie ist.
Das Motto der Ausstellung – „Vermögen“, wurde vom Künstler absichtlich wegen der unterschiedlichen Interpretationen, die dieses Wort zulässt, gewählt. Man geht nicht fehl, wenn man beide Bedeutungen – „Besitz“ und „Können“, den gezeigten Werken abliest. Houben Tcherkelov präsentiert Arbeiten, in denen er Bilder bedeutender bulgarischer Maler, wie Jan Mrkvička, Anton Mitow, Jaroslaw Weschin und Iwan Milew, die auf alten Geldscheinen zu sehen sind, aufs Neue interpretiert. Es drängt sich die Frage auf, ob den Künstler das Geld als Kunstwerk inspiriert hat? „Nicht so sehr als Kunst, als vielmehr als Symbol des Glaubens an den Wert der Dinge“, antwortet Houben Tcherkelov. Über sein Beziehung zur Vergangenheit und den Werken bulgarischer Klassiker meinte er: „Sie stehen auf bulgarischen Banknoten. Diese Tatsache war mir wichtig und weniger die Kunstwerke an sich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man beschlossen, Bilder dieser Künstler auf Geldscheinen abzubilden. Ich habe nun diese Wiedergaben genommen und aus ihnen wieder Bilder gemacht.“
Slawa Iwanowa, Direktorin der Nationalen Kunstgalerie, erinnerte daran, dass das Jahr 2018 zum Jahr des europäischen Kulturerbes ernannt worden ist:
„Natürlich hat die Exposition „Vermögen“ etwas damit zu tun. Es geht jedoch viel mehr um das Verarbeiten, mit dem sich Houben auseinandersetzt und zwar auf seine ganz spezifische Weise. Er vergegenwärtigt sich stets seine Entwicklung als Künstler und ich freue mich, dass seine jüngste Ausstellung Bezug auf das bulgarische Kulturerbe nimmt. Ein Teil seiner Bilder zeigt nicht nur die Geldscheine, sondern auch die Werke, von denen einige zur Sammlung der Nationalen Kunstgalerie gehören. Der Kontext dieser Exposition ist also recht breit gefasst, ist reich und vielschichtig.“
In der Grußadresse der bulgarischen Außenministerin Ekaterina Sachariewa hieß es: „Es ist wichtig, dass diese Ausstellung in der Zeit der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft gezeigt wird, denn so können wir die verschiedenen Seiten Bulgariens zeigen. Auf diese Seite können wir zu Recht stolz sein. Die wichtigsten Botschaften unseres Landes, dass die Bulgaren begabt, fleißig und ihren Beitrag zur Kultur und Kunst in Europa und der Welt leisten, werden nicht nur bewahrt, sondern auch popularisiert.“
„Houben Tcherkelov wirft einen Blick zurück in die Vergangenheit, in dem er Geldscheine mit darauf abgebildeten Kunstwerken als Ausgangspunkt nimmt. Diese Kunstwerke galten in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts als moderne Kunst“, versichert Nadeschda Dschakowa, Kuratorin der Ausstellung. „In den Augen der Menschen von damals waren sie wertvoll und sind es bis heute. Der Künstler stellt eine sehr wichtig Frage: Wo ist die moderne Kunst heute? Ist sie auch Teil unserer Kunstgeschichte und welche Zukunft erwartet sie?“
Houben Tcherkelov wurde 1970 in der südbulgarischen Stadt Kardschali geboren. In Sofia studierte er an der hiesigen Kunstakademie und seit der Jahrtausendwende lebt und arbeitet er in New York. Laut den Kunstwissenschaftlern tragen seine Arbeiten die originellen Züge der bulgarischen Traditionen und der amerikanischen Kunstrichtung Pop-Art. Tscherklow ist ein vielbeschäftigter Künstler, hat sich jedoch vorgenommen, sich mehr Zeit für seine Heimat Bulgarien zu nehmen: „Ich komme nun öfters, wenigstens einmal im Jahr – ich bemühe mich wenigstens“, versichert der Künstler. „Nun hat es mit einer Ausstellung in Bulgarien geklappt. Das ist in guter Anlass für einen Heimatbesuch. Ich hoffe, dass ich das nächste Mal mehr Zeit haben werde, um auch ein wenig durch das Land reisen zu können.“
Das nächste Projekt von Houben Tcherkelov nennt sich „120 Gesichter“. Was sich jedoch dahinter verbirgt, wollte uns der Künstler noch nicht verraten.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: sofiaarsenal-mca.org
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