Sie gehört zu den bekanntesten zeitgenössischen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Ethnologie, den Traditionen und der Musikanthropologie. Doz. Dr. Wesselka Tontschewa arbeitet am Ethnographischen Institut an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Neben einer Reihe wissenschaftlicher Abhandlungen hat sie auch Drehbücher für Fernsehfilme geschrieben, die die Folklore zum Gegenstand haben. Sie beschäftigt sich mit den Musiktraditionen der Minderheiten in Bulgarien, wie auch mit denen der Auslandsbulgaren. Vor rund 10 Jahren arbeitete sie im Rahmen einer Weiterbildung am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien an einem Projekt zum Thema „Die Bulgaren in Wien – Musikfolklore und nationale Identität“. Mehr als 10 Jahre lang widmete sie sich den bulgarischen Gemeinschaften in Albanien. In der Reihe „Die Bulgaren aus Golloborda, Albanien“ stellt sie die Geschichte, die Religion und die musikalische Identität unserer dortigen Landsleute vor. Die wissenschaftlichen Arbeiten von Wesselka Tontschewa erwiesen sich als entscheidend für die Anerkennung der bulgarischen Minderheit seitens der Republik Albanien. In den letzten Jahren gibt sie mit der Unterstützung tschechischer Institutionen zweisprachig Bücher heraus, die der bulgarischen Volkskunst gewidmet sind.
„Es handelt sich um eine sehr interessante Ausgabe, die ich gestalte und die seit vergangenem Jahr erscheint“, erzählt Dr. Tontschewa. „Die „Bulgarischen Musikfolklore-Dialekte“ wurden auf Initiative der tschechischen Vereinigung „Zusammen“ ins Leben gerufen, die die in Tschechien lebenden Bulgaren vereint. Der „Hauptantrieb“ ist Sewda – eine junge Bulgaren, von Beruf Malerin, die mit einem Tschechen verheiratet ist und die will, dass ihre Kinder mehr über die bulgarische Folklore erfahren. Das ist übrigens nicht unsere erste gemeinsame Initiative. Vor zwei Jahren, erneut auf die Idee von Sewda hin, haben wir eine thematische zweisprachige Ausgabe der dortigen Kinderzeitschrift „Kamarádi“ erarbeitet. Wir haben bulgarische Scherzlieder mit Text und Noten vorgestellt. Ich habe dazu Kommentare geschrieben. Es folgte dann die Ausgabe „Bulgarische traditionelle Feste“. Es ist für die bulgarischen Eltern gedacht, die zusammen mit ihren Kindern jeden Monat darin blättern können.“
Die von Wesselka Tontschewa gestalteten Zeitschriften sind in einer verständlichen Sprache gehalten, damit den Kinder die Möglichkeit gegeben wird, sich den Inhalt selbständig zu erschließen. Zudem sind die Ausgaben reich illustriert – die Illustrationen selbst stammen von Sewda. Die jüngste Ausgabe der „Bulgarischen Musikfolklore-Dialekte“ stellt die verschiedenen Regionen Bulgariens auf Bulgarisch und auf Tschechisch mit Hilfe von 24 Volksliedern mit Text und Notenbild vor. Beigefügt wurde ein reicher Literaturhinweis – für alle, die sich intensiver mit der Thematik beschäftigen wollen.
„Einer unserer ersten Folkloristen – Wassil Stojn, hat bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Tausende Lieder in seine Sammlungen aufgenommen“, erzählt weiter Wesselka Tontschewa. „1981 veröffentlichte ihrerseits seine Tochter, Elena Stojn, ihre wissenschaftliche Arbeit „Musikfolkloredialekte in Bulgarien“. An dieser Stelle sollte ich darauf hinweisen, dass es auch in der Musikfolklore ganz bestimmte Dialekte gibt. Auch andere bulgarische Musikwissenschaftler haben in dieser Richtung gearbeitet. Unsere Kollegen im Ausland sind jedes Mal stark verwundert, dass es in Bulgarien auf so engem Raum so viele musikalische Dialekte geben kann. All dieser Reichtum liegt bereits in Buchform vor und ist auf großes Interesse gestoßen. Die Ausgabe ist kostenlos und ist in Tschechien bereits vergriffen. Bei der Herausgabe leistete das Kulturministerium Tschechiens finanzielle Hilfe; es unterstützt die Minderheiten, ihre Kultur zu entfalten und zu popularisieren. Obwohl diese Ausgabe in Bulgarien nicht vertrieben wird, kann jeder, der Interesse hat, sie in elektronischer Form erhalten. Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig für Bulgarien ist, im In- und Ausland für unser Land zu arbeiten.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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