Todor Zatschew hat seinen Traum aus Amerika mitgebracht und ihn im kleinen Balkanstädtchen Zlatiza wahr werden lassen. Seit dem sind mehrere Jahre verstrichen. Seine Mühe hat sich ausgezahlt und er kann sich täglich am Ergebnis erfreuen.
„Eigentlich ist es egal wo du lebst, wenn du jeden Tag für deinen Traum arbeitest.“ Diese Sentenz stammt von Todor Zatschew, der bei einer Studentenbrigade in den USA 2004 so sehr von den Marching Bands und ihr Können begeistert war, dass er sich innigst wünschte, in Bulgarien ein solches Orchester zu gründen. Nach seiner Rückkehr aus Amerika nahm er sich dieser Aufgabe an und klopfte an vielen Türen an. Von den Schuldirektoren wurde er in den meisten Fällen freundlich begrüßt und sie hörten sich seine Idee auch mit viel Enthusiasmus an, aber auch nur so lange wie es nicht um Geld ging. Und Geld wurde natürlich gebraucht – für die Instrumente und für die Uniformen.
Todor Zatschew aber ließ sich nicht beirren und noch weniger entmutigen. Er schaltete Anzeigen in vielen Kulturhäusern. Als sich aber kein einziger Schüler, wenigstens aus Neugier, für seine Idee interessierte, kaufte er die Instrumente selbst und begann Kleinstädte wie Tschelopetsch, Pirdop und andere zu bereisen bis er eines Tages das Balkanstädtchen Zlatiza erreichte. Die dortige Schuldirektorin war hell begeistert von der Idee, eine Marching Band zu gründen und die Bürgermeisterin eilte sogar mit einem Vertrag für Todor Zatschew herbei. Die einzige Bedingung war, sofort zu beginnen.
„Egal wie ich mich in Sofia auch bemüht hatte, stieß ich immer wieder auf Hindernisse“, erinnert sich Todor. „In der Provinz aber hatte ich fast sofort Erfolg mit meiner Idee. Vielleicht, weil die Kinder dort nicht viele Freizeitmöglichkeiten haben wie in der Hauptstadt. Eine solche Band war etwas Neues und Interessantes für sie.“
Todor Zatschew wählte daraufhin 16 Kinder aus, entsprechend der Anzahl der Instrumente und nannte die Band "Marschierende Stars". Die Arbeit mit der Band begann von Null, denn die Kinder kannten nicht mal die Noten.
„Die Kinder haben aber sofort meinen starken Willen und die Selbstlosigkeit gespürt und mir vertraut, dass wir es schaffen“, erinnert sich Todor Zatschew Das schwerste war, sie zu motivieren. Doch auch das ist dem enthusiastischen Musiklehrer gelungen. Nachdem die Kinder die wichtigsten Melodien gelernt hatten, wandte er sich an die Stiftung "Amerika für Bulgarien" und bat um Unterstützung für den Kauf der Uniformen. Er bekam nicht nur Geld für neue Instrumente, um das Orchester auszubauen, sondern auch die Möglichkeit für Sommer- und Winterlager für die Kinder und für zahlreiche Auftritte.
Besonders stolz sind die jungen Musiker auf das Halbfinale von "Bulgarien sucht Talente", die Teilnahme am Jazzfestival in Bansko und insbesondere auf das Konzert im Piringebirge in 2000 m Höhe.
Ihren größten Erfolg konnten sie im vergangenen Jahr in Zürich auf der Weltmeisterschaft für Jugendblasorchester verbuchen. Sie haben nicht nur mit den besten Bands gespielt, sondern waren auch die einzigen Ausländer, die auf der Eröffnungsveranstaltung gespielt haben.
„Auf einem Instrument zu spielen, ist das Wenigste, dass die Kinder im Orchester lernen“, sagt Todor Zatschew. „Ich bemühe mich, ihnen wichtige Dinge wie Verantwortung, Selbstdisziplin und ethnisches Verhalten beizubringen, denn das sind meiner Meinung nach die Voraussetzungen für ihren künftigen Erfolg.“
Dem Orchester ist es sogar zu verdanken, dass einige schwierige, aussichtslos scheinende Fälle von Fehlverhalten von Schülern gelöst wurden. So wurde der größte Schläger in der Schule eingeladen, in der Band das Schlagzeug zu übernehmen. Heute gibt es von seinem einstigen Problemverhalten keine Spur. Und der schüchternste Junge, der im Musikunterricht dem Lehrer nicht mal in die Augen blicken konnte, ist zum Showman der Band aufgeblüht. „In solchen Momenten freue ich mich, dass durch ein Schulorchester die Kinder zu sich selbst finden und sich ihr Verhalten zum Guten wendet“, sagt der Lehrer voller Stolz.
Als sich der 34-jährige Todor Zatschew mit seiner Frau im Dorf Mirkowo niederließ, hatten sie nur ein Kind. Die Familie hat inzwischen vier und wie Todor sagt, hat sich ihr Leben auf dem Dorf zum Guten gewendet. „Wenn ein Mensch seine Träume verfolgt, ist es egal, wo er lebt. Das wichtigste ist, dass er sich wohlfühlt.“
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: marchingstars.org
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