2018 wird Bulgarien den 140. Jahrestag seit seiner Befreiung von der türkischen Fremdherrschaft begehen. Am Vorabend dieses Jubiläums hat der Botschafter der Russischen Föderation in Bulgarien Anatolij Makarow die bilateralen Beziehungen und einen Teil der Events im Rahmen der Feierlichkeiten beleuchtet.
Zu den geplanten Initiativen zählen die Visite des russischen Patriarchen in Bulgarien im März 2018, die Tage der bulgarischen Kultur in Russland im Mai und außerdem: „Der russische Präsident wurde von seinem bulgarischen Amtskollegen Rumen Radew eingeladen, Bulgarien im Zusammenhang mit dem 140. Jubiläum seit der Befreiung zu besuchen und er hat diese Einladung angenommen. Bekanntlich finden aber in Russland im März 2018 die Präsidentschaftswahlen statt. Aus diesem Grund wage ich es zu bezweifeln, dass die Visite im März erfolgen wird. Da aber das ganze 2018 ein Jubiläumsjahr ist, kann sie ruhig auch später im Jahr organisiert werden“, sagte seine Exzellenz Anatolij Makarow.
Sollte sie realisiert werden, wird sie die erste Visite eines russischen Präsidenten in Bulgarien nach 2008 sein. „Ich würde mir wünschen, dass es öfters solche Visiten gibt, auch die Geschäftswelt wäre daran interessiert. Im Oktober wurde in Sofia ein Russisch-bulgarisches Investitionsforum veranstaltet. Die Unternehmer haben Interesse am Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen bekundet. Für sie ist aber die politische Grundlage sehr wichtig. Politische Kontakte tragen zur Lösung wirtschaftlicher Fragen bei“, ist Anatolij Makarow überzeugt.
Bulgarien ist ein schönes Land, das vielfältige Tourismusmöglichkeiten bietet – für Bade-, Ski-, Kreativ-, Religions- und Spa-Tourismus, sagte der Botschafter der Russischen Föderation und betonte, dass Bulgarien zu den Lieblingsreisezielen seiner Landsleute gehört.
„2016 haben 600.000 russische Touristen Bulgarien besucht. Es gefällt ihnen hier, sie fühlen sich wohl. Immerhin besteht ein Unterschied zwischen Bulgarien und der Türkei. Ich glaube, dass viele den Wunsch hätten, nach Bulgarien zu kommen. Da wäre aber das Problem mit den Visa, das es früher nicht gegeben hat. Es ist vor allem für jene Russen ein Problem, die in der Provinz leben. Ich habe mich diesbezüglich mit Tourismusministerin Nikolina Angelkowa unterhalten. Vielleicht sollte man die Möglichkeit in Erwägung ziehen, Reisegruppen am Flughafen 30-tägige Visa auszustellen. Sind wir denn derart durch die Regeln in Brüssel eingeengt, dass wir nichts unternehmen können? Falls wir uns nichts einfallen lassen, werden sich die Touristen für die Türkei entscheiden, weil die Organisation einer Reise dorthin wesentlich leichter fällt“, meint Botschafter Makarow.
Er sprach sein Bedauern darüber aus, dass in den bilateralen Handelsbeziehungen viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben. Früher waren in Russland bulgarisches Obst und Gemüse, Zigaretten und Spirituosen wohl bekannt und sehr gefragt, während sie die Kunden heute nicht mehr auf dem Markt finden. Es sei an der Zeit, dass die platonische Liebe zwischen beiden Ländern endlich reale Früchte trage, scherzte Botschafter Makarow.
„Vor uns steht jetzt die Aufgabe, eine Fährverbindung zwischen Bulgarien und Russland zu schaffen. Eine solche hat es zu Sowjetzeiten zwischen Warna und Ilitschowsk gegeben. Heute befindet sich Ilitschowsk in der Ukraine. Ich würde mir aber eine Fährverbindung zwischen Russland und Bulgarien wünschen, beispielsweise zwischen Noworosijsk und Burgas. Sie würde das Reisen wesentlich erleichtern. Ich hoffe, dass das passiert“, sagte Anatolij Makarow.
Der russische Botschafter kommt viel in Bulgarien herum und trifft sich mit den Leuten hier. Überall wird es gut empfangen und die Bulgaren bekunden warme Gefühle für Russland.
„Ich fühle Unterstützung seitens der Menschen in Bulgarien. Aus diesem Grund war es sehr unangenehm für mich zu erfahren, dass im nationalen Sicherheitsbericht der bulgarischen Regierung Russland als potentielle Gefahr eingestuft wird. Das hat mich sehr verwundert, da mir bislang niemand gesagt hat, er würde Russland als Bedrohung empfinden. Laut einer Studie von Gallup empfinden 85 Prozent der Bulgaren Russland nicht als Bedrohung für das Land. Ich bin davon überzeugt, dass wir große Möglichkeiten zur Entwicklung unserer Beziehungen haben, vor allem in Anbetracht unserer gemeinsamen Geschichte, besiegelt durch das Blut, das unsere Völker vergossen haben!“
Ansonsten bestünde auf institutioneller Ebene in Bulgarien der Wunsch nach einer Kooperation mit Russland, meint Botschafter Makarow: „Der Wunsch ist vorhanden. Es ist aber wichtig, jene Berührungspunkte zu finden, wo wir gemeinsame Interessen haben. Bulgarien ist EU- und NATO-Mitglied und hat Verpflichtungen gegenüber diesen Organisationen. Ich bis allerdings der Meinung, dass dort, wo unsere nationalen Interessen übereinstimmen, wir zusammenarbeiten können. Russland war nie eine Bedrohung für Bulgarien und wird es auch nicht sein“, sagte abschließend der Botschafter der Russischen Föderation in Bulgarien Anatolij Makarow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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