Das oberste Organ der Muslime in Bulgarien – das Bulgarische Großmuftiat, hat zum ersten Mal Auszeichnungen für Verdienste um die Religion verteilt. Die Moslems bilden die zweigrößte Glaubensgemeinschaft in Bulgarien. Angaben des Nationalen Statistikamts zufolge sind sie knapp eine Million an der Zahl und machen 12,2 Prozent der Bevölkerung in Bulgarien aus.
Nach der demokratischen Wende 1989 hat das Großmuftiat als offizielle Institution, die die religiöse Tätigkeit dieses Glaubens organisiert, pflegt und verwaltet, viel an Gewicht gewonnen. Ab 2017 beginnt es, Auszeichnungen zu verleihen, die den Namen des ersten geistlichen Führers der Moslems in Bulgarien tragen – Hocazade Mehmet Muhiddin Efendi und zwar am 8. Dezember, dem Datum, an dem er im Jahr 1910 dazu gewählt wurde.
Als erster hat Ex-Präsident Rossen Plewneliew (2012-2017) die Ehrenauszeichnung „Hocazade Mehmet Muhiddin Efendi“ erhalten – für seine Bemühungen, die Gesellschaft zu konsolidieren, dem moslemischen Glauben institutionelle Achtung zu sichern und der moslemischen Gemeinschaft in Bulgarien Ehrerbietung zu bezeugen. Der Vorsitzende des Obersten Moslemrates Vedat Ahmet bezeichnete die Nominierungen für den Preis als Botschaft für ein friedliches Miteinander, Toleranz und gegenseitige Achtung zwischen den Religionen.
„Das tolerante Verhalten von Rossen Plewneliew kann als Vorbild für die Konsolidierung des bulgarischen Volkes dienen. Er hat auch der moslemischen Gemeinschaft in Bulgarien eine besondere Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, woran es zuvor gemangelt hat. Er hat gezeigt, dass diese Gemeinschaft Teil des bulgarischen Volkes ist. Zu Beginn und am Ende seiner Amtszeit als Staatschef hat er dem Großmuftiat eine Visite abgestattet. Er war der erste Staatspräsident, der in vier aufeinanderfolgenden Jahren spezielle feierliche Iftar-Abendessen anlässlich des heiligen Monats Ramadan gegeben hat. Derart hat er Achtung gegenüber der moslemischen Gemeinschaft demonstriert. Besonders wichtig ist auch seine Einstellung zu den Repressalien des kommunistischen Regimes, unter die die Moslems in Bulgarien am meisten gelitten haben“, erklärt Vedat Ahmet.
Der Oberste Moslemrat hat auch folgende Personen mit dem Jahrespreis „Hocazade Mehmet Muhiddin Efendi“ geehrt: den 92jährigen Hodscha Mehded Hamid aus dem Dorf Ribnowo bei Blagoewgrad für seinen Beitrag für den Erhalt und die Vermittlung der moslemischen Identität an die junge Generation in Bulgarien; Musa Durlu für sein Vorbild als Vater, der sich um die Erziehung und Bildung seiner fünf Kinder kümmert und sie zur Religionsschule in Momtschilowgrad geschickt hat; einen Unternehmer aus Weliko Tarnowo, der zum ersten Mal in Bulgarien die Herstellung von Produkten mit dem Halāl-Zertifikat gemäß dem islamischen Kanon gestartet hat. Mit diesem Preis wurde auch der junge Imam Erdinç Süleyman ausgezeichnet – für seine innovativen Initiativen im Bereich der religiösen Bildung im Dorf Benkowski und in anderen Dörfern im Raum Kardschali.
Das Bulgarische Großmuftiat hat die Absicht, die Verleihung der Auszeichnung „Hocazade Mehmet Muhiddin Efendi“ am 8. Dezember in eine Tradition zu verwandeln – im Zeichen der Anerkennung des friedlichen Miteinanders und der Toleranz zwischen den Religionen. Etwas, was der ethnischen und religiösen Vielfalt in Bulgarien zugute kommen wird.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: bereitgestellt vom Bulgarischen Großmuftiat
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