Jeder Mensch hat eine Lieblingsbeschäftigung, die ihm angenehme Augenblicke im Leben beschert. Sei es Angeln oder Heimwerkeln, Malen oder Gärtnern, Musizieren oder einfach nur ins Kino gehen. Überall stecken interessante Geheimnisse, die es zu lüften gilt.
Wir begaben uns an einem Ort, der für die meisten von uns ein unbekanntes Gebiet ist – das Labor eines Restaurators. Genauer gesagt ist es eine Restauratorin; sie heißt Polina Trojanowa und die Restaurierungswerkstatt ist die der Nationalen Kunstgalerie in Sofia. Sie ließ uns ein wenig über ihre Schulter schauen. Da sich aber in unseren Augen, die wir alles möglichst in 5 Minuten erledigen möchten, so gut wie nichts tat, fing sie an zu erzählen:
„Die Arbeit eines Restaurators erfordert sehr viel Geduld, nicht minder viel Ruhe und Zeit. Man muss auch mit Liebe an die Arbeit gehen und vor allem Respekt vor den Werken haben, die sich vor einem befinden. Der Restaurator muss nicht nur Kunstverständnis besitzen, die Kunst muss ihm gefallen, damit in ihm der Wunsch aufrechterhalten wird, diese bewahren zu wollen. Man muss auch in Perspektive denken. Wir arbeiten sozusagen mit der Vergangenheit für die Zukunft.“
Polina Trojanowa besitzt tatsachlich die zwei Eigenschaften, die ein Restaurator unbedingt haben muss, so widersprüchlich sie auch anmuten sollten: Gelassenheit und Enthusiasmus.
Wie hat sie zu diesem Beruf gefunden, wollten wir von ihr wissen.
„Ich musste einen langen Weg gehen“, gesteht sie uns. „Zuerst habe ich ein Kunstgymnasium absolviert, danach studierte ich an der Nationalen Kunstakademie und spezialisierte dann auf dem Gebiet der Restaurierung. Alles lief irgendwie fließend ineinander über. Die Arbeit passt sehr gut zu meinem Charakter. Ich wollte schon immer so lang wie möglich mit etwas Bedeutenderem in Berührung kommen. Und was gibt es größeres als die Kunst?! Sie bedeutet Kultur und trägt alles in sich. Man muss sie erhalten und für kommende Generationen bewahren, damit auch sie sich daran erfreuen können.“
Und was gibt es schöneres, als die eigene Leidenschaft zum Beruf zu machen?! Polina fühlt sich glücklich, wenn sie vertieft in ihrer Arbeit das Zeitgefühl verliert. Sie sieht darin eine Art Meditation.
Woher weiß sie jedoch, dass sie auf dem richtigen Weg ist? Gibt es Augenblicke, in denen sie sich unsicher ist?
„Natürlich gibt es solche Augenblicke. Die Restaurierung ist so etwas wie ein Gruppensport. Man kann nicht allein damit fertig werden. Immer sind mindestens 4 Hände und 4 Augen notwendig. Jedes Werk muss mindestens aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Es muss entweder ein erfahrener Kollege zu Rate gezogen werden, oder man wendet sich an einen jüngeren, dessen Bewusstsein professionell noch unbelastet ist.“
Jedes Werk muss ganz individuell betrachtet werden. Wovon hängt es nun ab, wie viel Zeit man in die Restaurierung eines Bildes investieren muss?
„Derzeit arbeiten wir an einer Ausstellung. Die Vorbereitungen begannen bereits vor einem halben Jahr. Es handelt sich um 160 Bilder, von denen jedes in einem unterschiedlichen Zustand ist. Einige benötigen Monate, andere wiederum nur wenige Tage. Alles hängt letztendlich vom Erhaltungszustand des Werkes ab.“
In diesem Herbst wird die Restaurierungswerkstatt der Nationalen Kunstgalerie in Sofia ihre Tore für Besucher öffnen. Die Initiative dazu ergriff die Abteilung „Bildungsprogramme und Projekte“. Ziel ist, Jung und Alt von der Magie der Restaurierung etwas schnuppern zu lassen. Die Besucher werden die Möglichkeit erhalten, die Labors für Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten zu besuchen, die sonst für das Publikum unsichtbar bleiben. Erfahrene Mitarbeiten werden bei den Führungen zur Verfügung stehen und Auskunft über die einzelnen Arbeitsprozesse und Materialien geben.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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